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Gemeinsam mit Emilie auf Urlaub

REISEKULTUR / ATTERSEE (1) / GUSTAV KLIMT

25/10/13 Umgerechnet fast 30 Millionen Euro brachte vor gut zwei Jahren in New York die Versteigerung von Gustav Klimts Gemälde „Litzlberg am Attersee“, das bis dahin seine Heimstatt im Museum der Moderne Salzburg hatte. Ein prominenter Resitutionsfall. – 46 Landschaftsbilder hat Klimt am Attersee gemalt, 16 Mal war er hier auf Sommerfrische. Touristiker halten die Marke „Klimt und Attersee“ für ausbaufähig.

Von Elisabeth Aumiller

104Eine einfache Kartonschablone mit einem quadratischen Ausschnitt von ca. 4,5 cm diente Gustav Klimt als „Motivsucher“ für seine Landschaftsbilder. Ein Fünftel seiner 250 Gemälde sind Landschaftsmotive. 46 gemalte Landschaften sind am Attersee entstanden.

Im Jahr 2003 hat man Klimt mit einem Themenweg geehrt und zu seinem 150. Geburtstag im Vorjahr wurde das „Gustav-Klimt-Zentrum“ in Kammer-Schörfling am Attersee eröffnet. Das Wiener Leopold Museum erinnert dort in einer multimedialen Ausstellung an Gustav Klimts Jahre der Sommerfrische am Attersee.

Touchscreens, Hörsäulen, historische Lichtdrucke, Fotografien, Postkarten aus Klimts eigener Hand sowie der Film „Sehnsucht nach dort“ dokumentieren sein Wirken rund um den Attersee. Eindrucksvoll ist auch eine 1:1 Reproduktion der am Attersee entstandenen Entwurfszeichnungen für den Fries im Brüsseler Palais Stoclet.

102Jedes Jahr soll im Juli ein Originalgemälde im Dokumentationszentrum gezeigt werden. Kehrte zur Eröffnung 2012 das Original „Am Attersee“ an den Ort seiner Entstehung zurück, verwies im vergangenen Sommer „Ein Morgen am Teiche“ auf die Anfänge von Klimts Beschäftigung mit der Landschaftsmalerei.

Ab der Mitte des 19. Jarhunderts gewann der Attersee zunehmend an Bedeutung als Sommerfrische für betuchte Städter. Von den vielen prominenten Urlaubsgästen wie Gustav Mahler, Heimito von Doderer, Charlotte Wolter oder Friedrich Gulda hat Gustav Klimt mit seinen Landschaften vielleicht die stärksten Spuren hinterlassen. 16 Sommer von 1900 bis 1916 verbrachte Klimt zusammen mit seinem „Lebensmenschen“, der Wiener Modedesignerin Emilie Flöge, am Attersee. Acht Sommer wohnte er im Litzlberger Bräuhof, ab 1908 bevorzugte er für fünf Jahre die Villa Oleander in Kammer und 1914 beherbergte ihn erstmals das Forsthaus in Weißenbach. Den Sommer 1913 verbrachte Klimt am Gardasee, kehrte aber reumütig wieder an den Attersee zurück, wo ihm das Licht besser zusagte und mehr Inspiration zum Malen gab.

103„Ich sehne mich hinaus wie noch nie“ schrieb Klimt auf einer Ansichtskarte an Emilie Flöge. Sein Lebensrhythmus während seines Aufenthaltes dort ist aufgrund seiner Korrespondenz auf zahlreichen Postkarten recht gut dokumentiert. Alfons Egger, der durch das Dokumentationszentrum führt, weiß eine Fülle von Details zu ergänzen und über Klimts Sommeraufenthalte, seine Kunst und seine privaten Seiten zu erzählen. Klimt sei ein fleißiger Mann gewesen, am Attersee malte er seine Landschaften zur Entspannung, er konnte es sich leisten, ohne Auftrag zu malen. Wenn er in seinem weiten blauen Malerkittel durch das Gelände streifte, nannten ihn die Leute „Waldschrat“.

Wie war das mit Klimt und Emilie Flöge? War sie eine Geistesverwandte, mit der ihn eine rein platonische Beziehung verband oder war sie seine Geliebte? Man weiß es nicht genau. Immerhin sind sieben Liebesbriefe erhalten, aber Klimt hatte daneben mit anderen Frauen mehrere Kinder. 12 Frauen mit 14 Kindern wollten angeblich nach seinem Tod Erbansprüche stellen. Sieben Kinder soll Klimt zu Lebzeiten anerkannt haben.

101Die verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen den Familien Flöge, Klimt und Paulick wurden bei den Besuchen in der Sommervilla Paulick in Seewalchen 16 Sommer lang gepflegt. Die Villa Paulick galt als gesellschaftlicher Treffpunkt zahlreicher Künstler und Intellektueller, darunter unter anderem Peter Altenberg, Otto Prutscher und Carl Moll. Therese Paulick, Tochter des Villenbesitzers war mit Emilie Flöges Bruder Hermann Flöge verheiratet und beider Schwester Helene heiratete Gustav Klimts jüngeren Bruder Ernst. Nach dessen frühem Tod übernahm Klimt die Vormundschaft für seine Nichte Gertrude, die als letzte aus der Familie Besitzerin der Villa Paulick war. Emilie Flöge, die mit ihren Kollektionen fantasievoller „Reformkleider“ als „Freiheit für Geist, Kreativität und Körper“ die gehobene Wiener Damenwelt ausstattete, verbrachte nach Klimts Tod 1918 regelmäßig noch viele Sommer am Attersee bis sie 1952 verstarb.

Die Kombination Klimt und der Attersee wird von Touristikern heute als ausbaufähige Marke angesehen. Die Eröffnung des Gustav-Klimt-Zentrums mit dem Themenweg war ein wichtiger Impuls.

100Die Atterseeschiffahrt ermöglicht dann einen zusätzlichen Blick von der Seeseite aus auf die realen Ansichten der Klimt-Motive und die Plätze, wo Klimt zugange war, so z.B. den Litzlberger Keller oder die Villa Paulick, die von den heutigen Besitzern unverändert im originalen Zustand erhalten blieb. Auf der Fahrt über den See im Motorschiff Weyregg, das Christian Ludwig Attersee im Sommer 2011 mit seinen Entwürfen „Fischparade“ und Fischrose“ zum „schwimmenden Kunstwerk“ gemacht hat, vertieft sich nicht nur der Blick auf die Klimt-Landschaften, sondern man erfährt auch, dass heutige Attersee-Sommerfrischler wie zum Beispiel Franz Welser-Möst, Jörg Demus, die Familien Leitl, Dichand oder Andlinger, um nur einige zu nennen, die Vielfalt der Möglichkeiten am Attersee ebenso zu schätzen wissen, wie einst die Künstler des 19. und frühen 20. Jahrhunderts.

attersee.salzkammergut.at, www.atterseeschifffahrt.at
Bilder: dpk-E.Aumiller
Zur Folge 2 Warum bloß bauten sie ihre Hütten auf Pfählen?
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