Aus dem „schöneren Salzburg“

REST DER WELT / EUROPÄISCHE WOCHEN PASSAU

16/06/17 Passau sei das schönere Salzburg, sagt der neue Intendant der Europäischen Wochen, Thomas E. Bauer. Was die Lebensqualität anlangt, wird er eh recht haben. Jedenfalls gehört Passau nicht ausschließlich den Touristen, auch die Studenten schlagen sich im Stadtbild positiv nieder.

Von Hans Gärtner

Thomas E. Bauer hat das seit 1952 bestehende, heuer ins 65. Jahr gehende Festival mit dem Untertitel „Festspiele Passau“ ein wenig aufgemotzt und zugleich das Angebot ein wenig eingedampft. Geschrumpft also sind die „Europäischen Wochen Festspiele Passau“, wie sie jetzt heißen, von zuletzt 72 auf 48 Veranstaltungen. Man konzentriert sich auf sechs so genannte „Festspielwochenenden“ zwischen 29. Juni und 6. August. In der Veste Oberhaus produziert man mit dem Landestheater Niederbayern Donizettis „Lucia di Lammermoor“, open air, bei Regen im Fürstbischöflichen Opernhaus.

Thomas E. Bauer, Jahrgang 1970, ist hauptberuflich nicht etwa Kulturmanager – auch wenn er sich als Initiator des (Konzerthaus-)„Wunders von Blaibach“ (bei Kötzting) auch als solcher einen Namen machte – sondern Sänger. Bariton. In dieser Position trägt er, ohne Honorar zu fordern, zur Neuprofilierung der Europäischen Wochen wesentlich bei, gibt ihr gar ein Alleinstellungsmerkmal: Der Intendant tritt im kommenden Sommer immerhin sieben Mal als Solist auf: beim Eröffnungskonzert (Beethovens Neunte), als „Paulus“ in Mendelssohns Oratorium, mit Brahms' „Schöner Magelone“ (mit Cornelia Froboess als Lesender) und in Orffs „Carmina Burana“. Letztere wird von „ La Fura dels Baus“ szenisch umgesetzt.

Im Zeichen der Völkerverständigung im schon immer schwer gebeutelten Europa und der Grenzöffnung zum östlichen Nachbarn hin steht dieses Festival seit je her. Daher kommt ja der Name „Europäische Wochen“, und mit Fall des Eisernen Vorhangs ist man, grenznah wie Passau liegt, gleich ein wenig auch nach Tschechien hinausgegrast. Die Bespielung von historischen Räumen im Umkreis Passaus hat Tradition. Große Künstlerpersönlichkeiten locken Kulturtouristen ins „Herz Europas“, wie der gebürtige Mettener Thomas E. Bauer seine angestammte Heimat um die Dreiflüsse-Stadt nicht unstolz nennt: etwa die Dirigenten Herbert Blomstedt, Enoch zu Guttenberg, Dennis Russell Davies, auch Frieder Bernius, Hans-Christoph Rademann, Christoph Spering, Jean-Pierre Faber; oder die Sängerin Juliane Banse, der Pianist Grigori Sokolov, die Trompeterin Tine Thing Helseth. Von der Gaechinger Cantorey über Singer Pur (25 Jahre) bis zu den King's Singers (gefühlte 100 Jahre) reichen die Gesangsensembles.

Der neue Intendant träumt von einem Festspielhaus. Dann wäre Passau, in seinen Augen, vielleicht ein noch viel, viel schöneres Salzburg.

Europäischen Wochen Festspiele Passau. 29. Juni und 6. August – ew-passau.de
Bild: dpk-H.Gärtner