asdf
 

Auch die Türkei hatte ihre Klassiker

HINTERGRUND / TRAUNSTEINER SOMMERKONZERTE

26/08/16 Klassiker der Türkei sind Programmschwerpunkt in diesem Sommer, und in dieser außergewöhnlichen Themenwahl sehen die Traunsteiner Sommerkonzerte ganz zurecht eine Art Pionierarbeit innerhalb des mitteleuropäischen Konzertlebens.

Zu dem Thema äußerte sich der Verlag Schott Music: „Es ist Musikern wie dem türkischen Pianisten Fazıl Say zu verdanken, dass im Westen weitgehend unbekannt gebliebene Werke … inzwischen auch den Weg auf internationale Konzertpodien finden. Das Bewusstsein dafür, dass sich jenseits des mitteleuropäischen Kulturraums eine eigenständige, jedoch nicht minder interessante Spielart der Moderne herausgebildet hat, deren Kenntnis das Bild musikalischer Entwicklungen im 20. Jahrhundert um wichtige Facetten bereichern kann, hat daher auch Einzug ins Verlagsgeschäft gehalten.“

Ein Blick zurück in die türkische Geschichte erhellt schnell, worum es bei dem Themenschwerpunkt geht. Mustafa Kemal (Beiname Atatürk, d.h. Vater der Türken), Symbolfigur eines neuen, starken Nationalbewusstseins, trieb die Veränderungen in der von ihm 1923 neu gegründeten Republik mit Vehemenz und teilweise radikal voran. Im Zusammenhang mit der Orientierung seiner säkularen Politik an westlichen Werten befasste er sich auch mit dem Neuaufbau des türkischen Musiklebens. Atatürk wünschte eine unverkennbar eigenständige Nationalmusik. Dabei sollte das verwurzelte musikalische Erbe seines Landes, d.h. die Charakteristika der türkischen Volksmusik (einstimmige Tänze und Lieder) bewahrt und mit der Mehrstimmigkeit der westlichen Musikkultur verbunden werden.

Nach 1923 erhielten junge talentierte Musiker Stipendien, um im Ausland Komposition, also westliche Kunstmusik zu studieren. Die Nominierten, die unter dem Namen „Die türkischen Fünf“ in die Musikgeschichte eingegangen sind, kehrten alle nach der Studienzeit in ihre Heimat zurück. Ihre Namen: Hasan Ferit Alnar, Necil Kazim Akses, Cemal Resit Rey, Ulvi Cemal Erkin und Ahmed Adnan Saygun. Sie haben sich nach ihren Lehrjahren (in Wien, Prag und Paris) zu gewichtigen, anerkannten Komponisten der „nationalen Schule“ und Lehrmeistern entwickelt und haben am Aufbau des türkischen Musiklebens maßgebend mitgewirkt.

Einige Kammermusikwerke, die unter jenem Einfluss der Reformideologie Atatürks bzw. dessen „Vorgabe“ einer westöstlichen Verschmelzung in der Musik entstanden sind, werden bei den diesjährigen Traunsteiner Sommerkonzerten erstmals aufgeführt. Fazil Say folgt den Einladungen zu den Traunsteiner Sommerkonzerten nun schon zum 10. Mal folgt. Er widmet seinen Solo-Abend am 6. September ganz seinen musikalischen Vorvätern und zeigt mit Eigenkompositionen, wie er deren Weg auf seine spezielle Weise fortsetzt.

Zum Auftakt der Traunsteiner Sommerkonzerte am 1. September macht das Minetti Quartett aus Wien macht mit Ulvi Cemal Erkins Klavierquintett bekannt. Der Klavierpartner ist der türkisch-amerikanische Pianist Özgür Aydin (1. Preis ARD-Wettbewerb 1997, im Bild links). Den Rahmen um dieses große Meisterwerk bilden Haydns Streichquartett op. 76/4 und Beethovens spätes op. 127. (Traunsteiner Sommerkonzerte)

Traunsteiner Sommerkonzerte, von 1. bis 7. September – www.traunsteiner-sommerkonzerte.de
Bilder: Traunsteiner Sommerkonzerte / Marco Borggreve (1); Ralph Bergel (1)

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014