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Der Tanz der Emotionen

 

MUSIKTAGE MONDSEE

31/08/16 Man fährt bloß eine halbe Stunde von der Festspielstadt Salzburg und erlebt in weit weniger aufwändiger Umgebung eine Sternstunde der Kammermusik. So am Dienstag (30.8.) bei den Musiktagen Mondsee.

Von Christiane Keckeis

Das feine Festival der Musiktage Mondsee bietet ein dramaturgisch stimmiges, musikalisch dichtes Programm. Und wenn Musizierende sich damit identifizieren wie beim Abend mit der Überschrift „Tschechien“, entdeckt man, wie mit wenig Drumherum Musik zum Mittelpunkt des (Er-)lebens werden kann.

Mit Martinus „Drei Madrigalen für Violine und Viola“ beginnen Barnabás Kelemen (Violine) und Katalin Kokas (Viola): temperamentvoll, leidenschaftlich erzählen sie Geschichten voller Emotion. Sogar körpersprachlich wird das greifbar: Der „Tanz“ der beiden um den (einen) Notenständer, das körperliche In-der Verbindung-Bleiben spiegelt den musikalischen Zugang der beiden. Spiel oder doch Ernst? Technisch stupend auf ihren Instrumenten, widmen sich die beiden ganz dem Ausdruck, dem Dialog, dem Kampf, der Annäherung. Und wenn Katalin Kokas der Bogen aus der Hand fällt (ohne dass sie ihr Spiel deswegen unterbrechen müsste), ist auch das vielsagend für die Intensität.

Als Gegenpol zu der Aktivität, ein Ausruhen im Gesang wirkt „Canto amoroso“ für Violoncello solo, den Ivana Loudová, heuer Composer in residence in Mondsee, 1996 als Liebesgesang angelegt hat. Sie arbeitet mit dem Schönklang des Instruments, in zahlreichen Kantilenen kann das Cello seinen singenden Charakter entfalten, unterbrochen von kurzen scharfen Einwürfen. Ausdrucksstark und mit rundem schönem Ton entfaltet Andreas Arndt, Cellist des gastgebenden Auryn-Quartetts, einen innigen Gesang.

Grenzwertige Intensität und emotionale Achterbahn bei Janáčeks Sonate für Violine und Klavier: Barnabás Kelemen und Peter Orth (Klavier) machen kein großes Gefühlstheater daraus, sondern leben große Gefühle. Wer es in der Musik nicht hören sollte, dass es um Tod und Leben geht, der kann es in den Gesichtern lesen. Dass Barnabás Kelemen alle Mittel der Gestaltung zur Verfügung stehen, die man sich wünschen kann, macht den Fluss, das Organische aus, da wirkt nichts gemacht, nichts aufgesetzt. Und was für eine Tonvielfalt: nur wenige Geiger haben ein Vibrato, das den Ton in einer Weise öffnet, dass er in die Unendlichkeit zu weisen scheint. Brillanz und Schattierungen aller Arten werden vom Klavier mit ähnlich sprechendem Anschlag beantwortet. Eine Sternstunde.

Dvoraks Streichquintett in G-Dur zuletzt: Das Auryn-Quartett, ergänzt um den elegant phrasierenden Kontrabassisten Ulrich Wolff, zeigt, wie lustvoll Kammermusik sein kann, wie bei allem musikantisch-kraftvollem Zugang die Musik durchsichtig bleibt. Dvorak'scher Gefühlsaufruhr, in der Schwere ebenso wir in der Leichtigkeit überzeugend. Atemlose Momente wie im langsamen dritten Satz entstehen ganz organisch aus der gegenseitigen Achtsamkeit, die Balance ist perfekt, da sticht nichts unangenehm heraus – jubelnde Freude beim Publikum und als Zugabe Max Regers „Lyrisches Andante“.

Die Musiktage Mondsee dauern bis 3. September – www.musiktage-mondsee.at
Bild: Musiktage Mondsee (1); Cadenza Concert/Laszlo Emmer (1)

 

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