Der direkte Kontakt zum Klang

MUSIKTAGE MONDSEE / IM PORTRÄT

16/08/23 „Claude Debussy gilt als der Wegbereiter der Moderne. Mit seinen fremdartigen, sphärischen Klängen hat er die Musik erneuert. Seine Musik fasziniert durch ihre neuartige Harmonik, die die Klänge zum Leuchten bringt“, sagt Matthias Lingenfelder, der künstlerische Leiter der Musiktage Mondsee. Elf Konzerte mit Musik vom Barock bis Jazz stehen auf dem Progamm. Immer dabei ist Claude Debussy.

Die Harfenistin Godelieve Schrama und die Cellistin Quirine Viersen sind in Mondesee zu Gast. Godelieve Schrama ist eine gebürtige Niederländerin. 1996 wurde sie mit dem Niederländischen Musikpreis, der höchste Ehrung des Landes für klassische Musiker ausgezeichnet. Ihr besonderes Interesse gilt der Musik des 20. und 21. Jahrhunderts. Godelieve Schrama unterrichtet „leidenschaftlich gern“ und zwar bei Meisterkursen und seit 2001 an der Musikhochschule Detmold, deren Prorektorin sie seit 2020 ist.

Aus ihrem „Credo“: Als Musiker ist man seinem Instrument verpflichtet. Ich bemühe mich voller Überzeugung und Energie darum, das Repertoire für die Harfe zu pflegen und zu erweitern. Zeitgenössische Komponisten vertonen etwas vom Hier und Heute in ihrer Musik und helfen uns auf diese Weise, die Gegenwart besser zu verstehen. Weil an den musikalischen Projekten, die ich anrege, zeitgenössische Komponisten teilnehmen, bleibt die Harfe eine wichtige Rolle in der zeitgenössischen Musik spielen.

Quirine Viersen wurde 1972, ebenfalls in den Niederlanden geboren. Ihr erster Lehrer war ihr Vater Yke Viersen, Cellist im Royal Concertgebow Orchestra, ihr „allumfassender Mentor“ war Heinrich Schiff. Die Karriere von Quirine Viersen begann1989, als sie als 16-jährige und jüngste Teilnehmerin am internationalen Wettbewerb in Scheveningen den zweiten Preis gewann. In dieser Saison spielt Quirine Viersen Barbers Cellokonzert mit den Niederrheinischen Sinfonikern unter Leitung von Diego Martin-Etxebarria.

Bei der internationalen Cellobiënnale Amsterdam im Jahr 2018 hernimmt sie Korngolds Cellokonzert und spielt die Weltpremiere von Glacier, einem Solowerk, das Jacob ter Veldhuis für sie geschrieben hat. 2019 wird sie mit Mozarts Flötenkonzert für Violoncello, der Zusammenarbeit mit dem Gelders Orkest unter Lucas Macias Navarro und dem Niederländischen Kammerorchester zusammenarbeiten sowie mit Sinfonico di Milano Giuseppe Verdi Orchester unter Claus Peter Flor. Im Jahr 2011 nahm Quirine Viersen erstmals Bachs Cello-Suiten auf. Quirine Viersen spielt auf einem Cello von Joseph Guarnerius Filius Andreae aus dem Jahre 1715.

Matthias Lingenfelder sprach mit den beiden Künstlerinnen.
Was ist für Dich das Besondere an der Kammermusik?
Godelieve Schrama: Der sehr direkte Kontakt mit den anderen Musikern, als ob man miteinander im Gespräch ist, wenn es gut läuft, spüre ich die feinsten Nuancen von den Kammermusikpartnern.
Quirine Viersen: Zusammen proben, zusammen kommunizieren und zusammen eine Geschichte dem Publikum vermitteln.

Die Instrumentenwahl ist bei einem Musiker immer eine interessante Frage - warum gerade dieses Instrument?
Godelieve Schrama: Der Klang der Harfe hat mich glaube ich immer schon fasziniert, aber auch die Komplexität des Spiels. Und der direkte Kontakt zum Klang: Man berührt die Saiten direkt mit den Fingern, kein Bogen, kein Mundstück, Rohr, keine Tasten oder  Hämmerchen sind dazwischen. Ich liebe auch die Harfe in der Musik des 20. Jahrhunderts, besonders im Ensemble, eine eigene Stimme, eine eigene Rolle.
Quirine Viersen: Bei mir ziemlich langweilig, meine Eltern spielen beide Cello, ich wollte dass auch und hatte wohl Talent.

Wenn nicht Dein Instrument: welches Instrument würdest Du sonst spielen?
Godelieve Schrama: Klarinette, Bratsche, oder dann doch besser Klavier?
Quirine Viersen: Ich wäre auch sehr gerne Sängerin geworden!! Das Instrument selber sein zu können!

Worauf freust Du Dich bei den Musiktagen Mondsee am meisten?
Godelieve Schrama: Die Kombination von inspirierenden Kollegen, der persönlichen Kontakt zu dem sehr aufmerksamen Publikum, umrahmt durch die tolle Natur!
Quirine Viersen: Die tolle Atmosphäre, vor dem Publikum und zusammen mit den Musiker Spaß haben, und das in einem so bezaubernden Ort!
Abgesehen von der Musik – welche Dinge sind Dir wichtig, wofür nimmst Du Dir Zeit?
Godelieve Schrama: Kochen für Freunde, Lesen, Wandern in der Natur, Konzerte hören, Museumsbesuche.
Quirine Viersen: Das Pferde-Reiten ist eine große Leidenschaft, auch meine 3 Töchter reiten. Auf einem Pferd bin ich richtig im Augenblick, total Zen. Dazu ist die Kommunikation mit Pferde unglaublich schön und lehrreich. (MTM / dpk-klaba)

Musiktage Mondsee – 25. August bis 2. September – www.musiktage-mondsee.at