Hier trägt die Buhlschaft Dirndl

HINTERGRUND / MONDSEE / JEDERMANN

21/07/23 „Es ist kaum zu glauben, dass es unweit von Salzburg noch einen so guten Jedermann gibt.“ Das soll Max Reinhardt gesagt haben, als er 1933 den Mondseer Jedermann sah. Da war diese Version schon im elften Spieljahr. Heuer geht man ins 101. Spieljahr.

Die von Franz Löser in Mundart gesetzte und von Hugo von Hofmannsthal genehmigte Fassung des Mysterienspieles wird in Mondsee seit dem Jahre 1922 aufgeführt. Man hat also schon zwei Jahre nach der ersten Aufführung vpor dem Salzburger Dom in Mondsee damit begonnen. Spielpausen gab es dort nur während des Zweiten Weltkriegs. In den 1970er Jahren drohte freilich die Tradition verloren zu gehen. Aber im Jahr 1981 wurde nach einer Unterbrechung der sommerliche Spielbetrieb wieder aufgenommen. Seither steht die Spielgemeinschaft jährlich im Sommer auf der Bühne.

Nicht alle sprechen beim Mondseer Jedermann den Dialekt der Region. Die allegorischen Figuren sind weitgehend in Originalsprache belassen. Das Zusammenspiel von mundartlicher Sprache einerseits und der klassischen Sprache Hofmannsthals andererseits, heimatlicher Tracht, der einmaligen Naturbühne im ehemaligen gräflich Almeidaschen Schlosspark (jetziger Karlsgarten) und nicht zuletzt die jahrzehntelang gewachsenen Tradition, machen den Reiz aus.

Seit über sechzig Jahren ist Ute Lechner dabei. Seit siebzehn Jahren ist sie Obfrau des Vereins. Für ihr langjähriges Engagement ist sie im Vorjahr von der oberösterreichischen Landesregierung mit dem Titel Konsulentin für allgemeine Kulturpflege ausgezeichnet worden. „Der Besuch des Salzburger Jedermanns war zu Beginn des 20. Jahrhunderts nämlich nur für die gehobene Schicht leistbar“, erklärt Ute Lechner. Mit dem Mundart-Jedermann wollte man das Spiel auch dem „gewöhnlichen“ Volk zugänglich machen.

„Dieses Mysterienspiel lebt von seiner Tradition“, sagt Ute Lechner. Lange Zeit durften nur „waschechte Mondseer“ beim Jedermann mitspielen. Mittlerweile finden sich unter den rund 110 Mitwirkenden auch Leute aus den Umlandgemeinden, aus Tiefgraben, St. Lorenz oder Innerschwand. Seit 2014 ist Willi Meingast Darsteller der Titelrolle und Regisseur in Personalunion.

Anders als in Salzburg ist das Kleid der Mondseer Buhlschaft kein lange gehütetes und dann mit medialem Pomp gelüftetes Geheimnis. Sie trägt Dirndl, was sonst? Auch Goldhauben sieht man in der Tischgesellschaft – es ist eben ein durch und durch in der Region geerdeter Jedermann. Bei Schlechtwetter übersiedelt man in den Festsaal im Schloss Mondsee. (ots/sage&schreibe/dpk-krie)

Aufführungen am 22. und 29. Juli, sowie am 12., 19. und 26. August jeweils 20.30 Uhr,, Freilichtbühne im Karlsgarten rechts neben der Basilika. Bei Schlechtwetter übersiedelt man in den Festsaal im Schloss Mondseewww.mondseer-jedermann.at
Bilder: www.mondseer-jedermann.at