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Weinberg – schon mal gehört?

HINTERGRUND / TRAUNSTEINER SOMMERKONZERTE

30/08/13 Als das Tingeltangel namhafter Musiker und Kammermusikensembles, die rasende Ringelspielfahrt von einem Provinzfestival zum anderen, so recht in Gang kam, hatten die Traunsteiner Sommerkonzerte schon guten Ruf und Gewicht. Warum gerade dort dieses Musikfestival?

Daran muss man gerade heuer erinnern, denn Dorothee Ehrensberger, diese hochbetagte Dame mit den wachen Ohren und einem besonderen Sinn für (junge) Qualität ist heuer im Juni gestorben, im begnadeten Alter von 88 Jahren.

Über drei Jahrzehnte war Dorothee Ehrensberger in der Musikabteilung des Senders RIAS Berlin tätig gewesen, bevor sie 1979 nach Traunstein übersiedelte. Hier hat sie 1980 die Traunsteiner Sommerkonzerte ins Leben gerufen. Sie hatte beste Kontakte in die Musikwelt, zu Agenturen und Musikwettbewerben ebenso wie zu den Medien. So zog und knüpfte sie Fäden. Das Wort „Networking“ war damals noch nicht so geläufig. Medienpartnerschaften mit dem Bayerischen Rundfunk und Deutschlandradio Kultur Berlin sicherten den Traunsteiner Sommerkonzerten, die mit nur kurzer Unterbrechung zwischen 1989 und 1991 alljährlich stattfanden, bald Aufmerksamkeit über die Region hinaus.

Die Schauspielerin Marianne Hoppe, das Ehepaar Inge und Walter Jens, Brigitte Fassbaender oder der Komponist Aribert Reimann, der Pianist David Levine und Christine Schäfer, damals noch eher am Beginn ihrer Laufbahn: Sie waren oft und gerne da, und auch auf dem gebiet der Kammermusikformationen brächte man eine ansehnliche Liste zusammen. Christine Schäferist auch diesmal wieder dabei, sie singt am 4. September Lieder von Brahms und Strauss. Auch das Quatuor Ebène ist unterdessen Stammgast (2.9.).

264Die Traunsteiner Sommerkonzerte rechnen jedenfalls zu den am längsten existierenden Kammermusikfestivals Deutschlands. Heuer, im 33. Jahr, steht der russische Komponist polnisch-jüdischer Abstammung Mieczyslav Weinberg (1919 – 1996) im Mittelpunkt, ein Schützling, Freund und hochgeschätzter Kollege von Dmitri Schostakowitsch. Die Reihe politisch verfolgter Komponisten, denen die Traunsteiner Sommerkonzerte wiederholt besondere Aufmerksamkeit geschenkt haben, wird mit Weinberg also fortgesetzt.

Seit der umjubelten szenischen Uraufführung seiner Auschwitzoper „Die Passagierin“ bei den Bregenzer Festspielen 2010 wird Weinberg mehr und mehr auch im Westen wahrgenommen und ins Konzertleben integriert. Die Traunsteiner Sommerkonzerte verteilen sechs seiner Kammermusikwerke über die Festwoche: Das Klavierquintett hat das russische Atrium Quartett mit Jascha Nemtsov in sein Repertoire aufgenommen (3.9.) , mit der 3. Viola Solosonate wurde Rebekka Adler bereits mehrfach ausgezeichnet (5.9.), die Klarinettensonate op. 28 ist bei Andreas Ottensamer in besten Händen (5.9.), die 2. Cellosonate bei David Geringas (6.9.) das 15. Streichquartett stellt das auf Weinberg spezialisierte Quatuor Danel vor (7.9.) und mit der Interpretation des Klaviertrios beweist das Morgenstern Trio (8.9.) sein Engagement für den großen Unbekannten Mieczyslav Weinberg. (dpk-krie)

Die Traunsteiner Sommerkonzerte finden heuer von 1. bis 8. September statt – www.traunsteiner-sommerkonzerte.de
Bilder: Traunsteiner Sommerkonzerte

 

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