Hör-Reise in Böhmens Hain und Flur

TRAUNSTEINER SOMMERKONZERTE

30/08/15 Zu Tschechien fallen einem spontan die Komponisten Smetana, Dvorák, Janácek ein. „Das ist wohl richtig, aber nicht ganz gerecht und nicht weit genug gefasst“, sagt Imke von Keisenberg, die Leiterin der am 1. September beginnenden „Traunsteiner Sommerkonzerte“.

„Denn neben diesem genannten, alles beherrschenden Musikertriumvirat, das gerne mit dem Begriff tschechische Musik in Verbindung gebracht wird, gibt es eine Menge bemerkenswerter Komponisten aus diesem an Musik so reichen Land.“ So wird man also in den allabendlichen Konzerten in der Traunsteiner Klosterkirche bis 7. September manches Kleinod hören: Jan Dismas Zelenka war ein Bach-Zeitgenosse. Frantisek Xaver Richter spielte eine Rolle bei der Herausbildung der Gattung Streichquartett neben Haydn. Manche halten ihn gar für deren eigentlichen „Erfinder“. Bohuslav Martinu war die Leitfigur der tschechischen Moderne. Zu hören ist auch Musik der NS-Verfolgten Erwin Schulhoff und Emil Frantisek Burian sowie von deren Zeitgenossen Klement Slavicky. Es gäbe noch manch Lohnenswertes, aber „für das siebentägige Festival muss die genannte Auswahl reichen, zumal auch mit der Aufführung der drei Großen, allen voran Dvorák, in Traunstein ein wenig Nachholbedarf besteht“, sagt Imke von Keisenberg.

Der Cellist Maximilian Hornung und das Tecchler Trio eröffnen die Sommerkonzerte am kommenden Dienstag (1.9.). Tags darauf kommt das Notos Klavierquartett mit Werken von Schumann, Martinu und Dvorák. Der Bayerische Rundfunk und Deutschlandradio Kultur werden mitschneiden – solche Medienkontakte waren seit je her wichtig für Profil und Gedeih der Traunsteiner Sommerkonzerte, die 1980 gegründet wurden und somit zu den ältesten Festivals ihrer Art gehören.

Das Trio Belli/Fischer/Rimmer arrangiert u.a. Kompositionen von Bach, Brahms, Dvorák, Debussy, Bernstein und präsentiert dazwischen eine reizvolle Auswahl von zeitgenössischen Originalwerken für die spezielle Besetzung Posaune, Schlagzeug, Klavier (3.9.). Aus Prag kommt das Zemlinsky Quartett (4./5.9.). Am zweiten Abend stößt der Pianist Martin Kasik dazu.

Das Schulhoff -Trio spielt natürlich ein Werk seines Namensgebers, aber auch Stücke von Bach, Hektor Villa-Lobos, Werner Pirchner unbd manch anderes. Ein anregendes Pasticcio. Auch das Van Baerle Klaviertrio (7.9.) kommt aus den Niederlanden. Es gewann vor zwei Jahren den ARD-Wettbewerb, zusätzlich den Publikumspreis. Dafür, dass sie viel versprechenden Wettbewerbsgewinnern frühzeitig ein Podium bieten, sind die Traunsteiner Sommerkonzerte bekannt.

Außer den Konzerten gibt es sogar eine Film-Oper: Eine Sonntagsmatinee (6.9.) im Kino am Bahnhof zeigt Janáceks Oper „Das schlaue Füchslein“ in der legendären Inszenierung von Walter Felsenstein an der Komischen Oper Berlin 1956.

Traunsteiner Sommerkonzerte von 1. bis 7. September im Kunstraum Klosterkirche (Ludwigstraße 10), jeweils um 19. 30 Uhr – www.traunsteiner-sommerkonzerte.de
Bilder: Traunsteiner Sommerkonzerte / Veronika Mergenthal (1); kuenstlersekretariat-markgraf.de (1)