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Von Heiligen, Eisheiligen und Scheinheiligen

HINTERGRUND / VOLKSKULTUR

11/05/17 Mit Bräuchen können wir nicht aufwarten zu den Eisheiligen, offenbar waren die Menschen früher hinlänglich mit dem Zittern vor der Kälte und dem Bangen ums Überleben der frischen Triebe in Frostnächten beschäftigt. Aber dafür gibt es Bauernregeln zuhauf.

Von Reinhard Kriechbaum

Diese Bauernregeln sagen, dass vor dem Gedenktag der Sophie den warmen Frühlingstemperaturen nicht zu trauen ist: Heuer stimmt das absolut, wie die letzten Tage zeigten. „Pankrazi, Servazi, Bonifazi sind drei frostige Bazi. Und zum Schluss fehlt nie die kalte Sophie“: Heutige Wetterbeobachter stimmen dem durchaus zu: Hildegard Kaufmann, Klimatologin an der Zentralanstalt für Meteorologie, konnte bei einer meteorologischen Untersuchung statistisch belegen, dass man beim Verlauf der mittleren Tagestemperatur im Mai, basierend auf den Daten der letzten fünfzig Jahre, einen sehr markanten Temperatureinbruch erkennt. Funktionieren tut das so: Ab Anfang Mai sind die Temperaturen in Mitteleuropa meistens bereits recht hoch, doch von zeit zu zeit strömt kalte Polarluft nach Süden. Und ist dann der Himmel klar, so kann die nächtliche Abstrahlung zu Bodenfrost führen.

Im Norden Deutschland wird es – das klingt logisch – einen Tag früher kalt, als bei uns, darum beginnen die „Eisheiligen“ dort schon am 11. Mai mit dem Gedenktag des heiligen Mamertus. Hierzulande gelten aber – ab dem 12. Mai – Pankratius, Servatius und Bonifatius als die Eisheiligen schlechthin. Vielleicht der Gendergerechtigkeit und gewiss der meteorologischen Beobachtung wegen hat man die frühchristliche Märtyrerin Sophia auch noch dazu genommen.

Mit den Bauernregeln rund um die Eisheiligen hat es aber trotzdem einen Haken: Sie haben sich zu einer zeit eingebürgert, da man noch den Julianischen Kalender verwendete. Und da hatten sich seit der Zeit des Julius Caesar die falschen Minuten zusammengeleppert. 13 Tage würde sie heute betragen, aber es hat ja schon Papst Gregor XIII. 1582 mit seinem Gregorianischen Kalender Ordnung geschaffen im Jahrlauf, der dem alten Kalender schon damals auffällig voraus gelaufen war. Zehn Tage wurden damals wie im Flug aufgeholt, indem man sie einfach kalendermäßig übersprang. Seither gibt es zwar nach wie vor Kälteeinbrüche im Mai, aber sie finden eher nicht zu den Eisheiligen, sondern eine Woche oder gar noch später statt.

Aber wir hören jetzt schon auf mit dem Klugscheißen und schauen, was man sich im Volksmusikwerk heuer für die Eisheiligen ausgedacht hat: eine „volksmusikalische Trilogie“ am 12. Mai, beginnend um 19 Uhr in der Pfarrkirche Mülln und dann weitergeführt im Bräustübl Mülln (Gambrinussaal). Da könnten wir nun beserwisserisch anmerken, dass Gambrinus weder ein warmer noch ein kühlschrankgekühlter Heiliger war, sondern überhaupt bloße Erfindung: Es gab keinen heiligen Gambrinus.

Aber bleiben wir bei den Eisheiligen: Hinter dem Programm „Von Heiligen, Eisheiligen und Scheinheiligen“ steht die Idee, dass Heiligengedenktage eben klare Orientierungspunkte waren. In Kirchen und Kapellen, von Marterl, Weg- und Flurkreuze, Statuen und Bildstöcke schauen heilige auf uns herab. Viele kennen sie und ihre Geschichte(n) gar nicht mehr. So kamen Anni Haitzmann (TONspuren, VolksLiedWerk) und Norbert Hauer (Waldviertler Urgestein der niederösterreichischen Volksmusikszene) auf die Idee, die Heiligen unserer Gegend ins Visier zu nehmen und sich ihrer Geschichten und auch ihrer Lieder anzunehmen. „Von Heiligen, Eisheiligen und Scheinheiligen – Eine volksmusikalische Trilogie“ ist daraus entstanden. Nach Unken und St. Marienkirchen dürfen nun auch die Salzburger den Worten und Klängen der Mitwirkenden lauschen und die ein oder andere Geschichte oder das ein oder andere Lied über Heilige, Eisheilige oder auch Scheinheilige mit nach Hause nehmen.

Gemeinsam mit dem Publikum begeben sich Norbert Hauer und Pfarrer Franz Lauterbacher beim ersten Teil der Trilogie auf eine historisch volksmusikalische Spurensuche in die Pfarrkirche Mülln. Am Tag des Heiligen Pankratius werden bekannte und unbekannte Heilige mit den Besuchern in der Kirche erkundet und von Verena Seeber, den Perlseer Dirndln, Inntaler Sängern, Niedermaier & Niedermaier, den Kraxenbacher Bläsern und deren Tanzlmusik musikalisch umrahmt.

Der Trilogie zweiter und dritter Teil, die „Eisheiligen“ und „Scheinheiligen“ finden im Anschluss im Augustinerbräu Mülln statt. Neben Erzählungen und Texten wird auch hier wieder musiziert und auch getanzt.
Von Heiligen, Eisheiligen und Scheinheiligen. Eine volksmusikalische Trilogie. Freitag (12.5.) 19 Uhr, Pfarrkirche und Augustinerbräu Mülln – www.salzburgervolksliedwerk.at

 

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