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Gute Blicke von hohen Türmen

HINTERGRUND / TAG DES DENKMALS

22/09/23 Es gibt auch beim Tag des Denkmals, diesmal am 24. September, viele übliche Verdächtige. Immer aber auch Angebote, die vielen Leuten wahrscheinlich eher überraschenden Aufgaben des Denkmalschutzes vor Augen führen. Bei der Auflistung der dreißig Salzburger Angebote heuer steht Bad Gastein nicht nur dem Buchstaben „B“ wegen ganz vorne.

Von Reinhard Kriechbaum

Drei Ziele sind es am kommenden Sonntag (24.9.) beispielsweise in Bad Gastein. Mit dem Ort verbindet man das Fin de Siècle, aber tatsächlich hat der Kurort ja eine viel längere Geschichte. Auch die einstige Nobel-Destination direkt am Wasserfall, das Grand Hotel am Straubingerplatz, wurde schon 1840/1842 erbaut. Übrigens am Platz einer Taverne, die sich schon seit 1602 im Besitz der Familie Straubinger befand. „Jeder Raum erzählt Anekdoten der traditionsreichen Historie und kombiniert modernes Design und Komfort mit der Patina vergangener Zeiten“, heißt es auf der Website dieses Traditionshotels, wo man neuerdings auch wieder Quartier nehmen kann, so wie einst Kaiser Franz Joseph, Bismarck bis herauf zu Richard von Weizsäcker.

Die Wiedereröffnung vom Badeschloss Hotel Est. 1791, das sein Gründungsdatum also im Namen trägt, steht die Eröffnung kurz bevor. Das mit zweiflügeliger Treppenanlage erhöht gebaute Badeschloss wurde von Wolfgang Hagenauer im Auftrag des Salzburger Fürsterzbischof Colloredo errichtet. Nur noch diese Bogen- und Treppenanlage ist original. Ab 1807 diente das Badeschloss, wo zwischen 1863 und 1878 der deutsche Kaiser Wilhelm I Quartier zu nehmen pflegte, als offizielles Kurhaus. Wie der Name verrät, steht auch das Colloredohaus in Altböckstein mit dem lertzten Salzburger Fürsterzbischof in Verbindung. Es ist das ehemalige Verwaltungsgebäude des Goldbergbaus in der Region.

Eine zentrale Frage beim Denkmalschutz ist immer auch die Neu-Nutzung. Der Amalie Redlich Turm unmittelbar neben dem Museum der Moderne auf dem Mönchsberg diente früher als Eislager, Wasserreservoir und Aussichtsturm. Jetzt gehört er zum Museum, das hier einen Kreativ- und Arbeitsraum eingerichtet hat. Im obersten Stock befindet sich außerdem ein Atelier für Kunstschaffende. Am Tag des Denkmals stellt sich dort die Musumspädagogik des MdM vor, aber Terrasse und Aussichtsrotunde können auch ohne Führung besucht werden.

Bei einem Besuch im Borromäum an der Gaisbergrstraße kann man sich Gedanken darüber machen, wie großzügig die Katholische Kirche vor 111 Jahren für ihren Priesternachwuchs gesorgt hat. Das ist längst passé, kaum ein heutiger Gymnasiast dort schlägt die Priesterlaufbahn ein. Wer kennt das Gebäude von innen (wo jetzt auch einige kirchliche Ämter untergebracht sind), war beispielsweise schon in der 2019 sanierten Borromäumskirche? Und wer hat die vor drei Jahren sanierte Dreher-Orgel aus dem Jahr 1932 schon spielen hören? Und die Turmuhr? Die stammt aus dem Jahr 1912.

Der Tag des Denkmals ist auch eine Art Leistungsschau des Bundesdenkmalamts, das freilich viel öfter mit sachkundigem Rat als mit Tat, sprich mit der Bereitstellung adäquater finanzieller Mittel aktiv werden kann. Bei Kirchen ist die Schutz- und Erhaltungswürdigkeit nie strittig, sie stehen – egal wie alt – automatisch unter Denkmalschutz. Deshalb kann man am Tag des Denkmals beispielsweise auch das Pfarrzentrum Herrnau mit Pfarrkirche, Glockenturm und Erentrudiskloster besichtigen. Es wurde zwischen 1958 und 1961, also kurz vor dem vatikanischen Konzil, erbaut. Wenigen Leuten wird dazu einfallen, dass diese Kirche das größte Buntglasfenster auf dem europäischem Festland birgt, nach einem Entwurf von Margret Bilger. Einen Campanile wir hier sucht man auf Stadtgebiet vergeblich. Dieser Turm mit frei hängenden Glocken und Engelsfiguren wurde 2020/21 instand gesetzt. Man kann ihn am Sonntag unabhängig von Führungen besteigen, allerdings immer nur acht Personen gleichzeitig.

Wer's historisch mag: In beiden Kirchen von dem italienischen Baumeister Giovanni Gaspare Zugalli in Salzburg wurde und wird heftig restauriert. In St. Erhard im Nonntal kann man nur auch die Krypta besichtigen, ein beeindruckendes Konglomerat-Gewölbe. In der Kajetanerkirche – das Highlight dort: das Kuppelfresko von Paul Troger – ist die Heilige Stiege eine Besonderheit. Dass man sie sonst nur im Rahmen von Führungen besuchen kann, wie es auf der Homepage zum Tag des Denkmal heißt, stimmt freilich nicht. Ein Besuch am Karfreitag und Karsamstag lohnt sich auch.

Wir haben ein Fischer von Erlach-Jahr. Da darf ein einschlägiger Stadtrundgang nicht fehlen, und speziell ein Besuch der St. Johannes-Spitalskirche, deren Restaurierung erst im Sommer abgeschlossen wurde.

Wenigstens ein Mozart-Streiflicht ist auch am Tag des Denkmals fällig: Das Zauberflöten-Häuschen steht ja jetzt im Hof von Mozarts Wohnhaus am Makartplatz, nachdem die Stiftung den Bastionsgarten hinter dem Großen Saal des Mozarteums für die uneingeschränkte Sicht aufs Heckentheater und das Schloss Mirabell freigemacht und dafür auch nicht wenig lauschiges Grünzeug geopfert hat. Ob Mozart wohl wirklich darin ein paar Noten der Zauberflöte komponiert und mit Sängern für die Uraufführung im Freihaustheater auf der Wieden geprobt hat. Solche Geschichten lässt man sich ungern nehmen.

Tag des Denkmals am Sonntag, 24. September – tagdesdenkmals.at
Bilder: MdM / Marc Haader; Bundesdekmalamt / Arne Nagel, Conny Cossa; dpk-krie (3)

 

 

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