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Junge Stimmen im Vormarsch

MOZARTWETTBEWERB / FINALKONZERT / SÄNGER

16/02/18 Den Ersten Preis ersang sich am Donnerstag (15.2.) die Jüngste im Finalreigen des 13. Internationalen Mozartwettbewerbs: die 1996 in Sankt Petersburg geborene Sopranistin Anna El-Kashem. Sie ist seit letzter Saison Mitglied des Opernstudios der Bayerischen Staatsoper und Preisträgerin mehrerer Wettbewerbe.

Von Elisabeth Aumiller

Mit der koloraturgespickten anspruchsvollen Arie des Lucio Cinna aus der Oper „Lucio Silla“ KV 135, die sie mit Präzision, scheinbar mühlos und strahlend servierte, nahm sie Jury und Publikum für sich ein. Zuvor, beim Lied „Männer suchen stets zu naschen“, wusste sie mit Koketterie das Auditorium zu bezirzen. In ihrem leuchtendroten Abendkleid war sie nicht nur ein Genuss für die Ohren, sondern auch ein optischer Blickfang. Zusätzlich wurde Anna El-Kashem der Sonderpreis der Stiftung Mozarteum für die beste Interpretation eines Vokalwerkes von Mozart zuerkannt, mit dem sie sich die „Neue Mozartausgabe“ aus dem Bärenreiter Verlag verdiente.

Für die Aussage der Jury-Vorsitzenden Barbara Bonney, die Bühnen würden heute zunehmend die Jugend und damit eine neue Generationsablösung bevorzugen, erwies sich Anna El-Kashem als respektables Beispiel. Fürs Finalkonzert des 13. Internationalen Mozartwettbewerbs der Universität Mozarteum hat die hochkarätige Jury sechs prachtvolle Finalisten aus 32 Teilnehmern von insgesamt 172 Anmeldungen herausgefiltert.

Im Finalkonzert die Gewinner zu ermitteln, stellte die Jury vor keine leichte Aufgabe, denn jeder der sechs Finalisten zeigte beachtliches gesangliches Niveau. Im ersten Teil zeigten sie mit je drei Mozart-Liedern ihre Qualitäten im Liedgesang. Vier der sechs Sangesmutigen hatten die „Abendempfindung an Laura“ KV 523 in ihrer Liedauswahl, jedes Mal unterschiedlich im Ausdruck. Mit je einer Arie, exquisit begleitet von den Salzburg Orchester Solisten unter Tibor Bogànyi, punkteten sie mit stimmlichem Profil.

Der Zweite Preis ging an den slowakischen Bassbariton Peter Kellner, der sein Studium am Mozarteum begann, an der Grazer Universität fortsetzte und inzwischen Ensemblemitglied der Oper Graz ist. Beim Young Singers Projekt der Festspiele machte er vor ein paar Jahren bereits auf sich aufmerksam. Sein sicheres Auftreten, seine kummunikative Präsenz und tragfähige Stimmqualität sicherten ihm zusätzlich den Publikumspreis, der erstmals von der Uni Mozarteum als besondere Attraktion eingerichtet und vergeben wurde. Kellner war nicht nur ein gewitzter Leporello mit der Arie „Madamina“ aus „Don Giovanni“, sondern reüssierte auch mit Gesangskultur und schönem stimmlichem Potenzial im Strophenlied „Ich möchte wohl der Kaiser sein“ KV539.

Die slowenische Sopranistin Mojca Bitenc ersang sich den Dritten Preis mit der strahlenden Arie der Donna Anna „Crudele“ aus „Don Givanni“ mit feinem Piano, geläufiger Koloratur und insgesamt sympathischer Ausstrahlung. Auch als Liedersängerin überzeugte sie mit guter Stimmführung.

Die übrigen drei Finalisten konnten sich zwar nicht für einen Preis nominieren, aber sind nichtsdestoweniger als vielversprechende junge Begabungen einzuschätzen, die zweifellos ihren Weg gehen werden. Auch für sie war der Wettbewerb mit Sicherheit eine gute Erfahrung und wichtige Plattform, gehört und gesehen zu werden. Barbara Bonney wies auf die Bedeutung solcher Präsenz für den schwierigen Einstieg in eine Karriere hin.

Der Chinese Mingjie Lei gefiel als feiner lyrischer Tenor mit guter Stimmführung in der Arie des Belmonte „Ich baue ganz auf Deine Stärke“ aus der „Entführung aus dem Serail“. Herausragend war seine erstklassige Diktion in gutem Deutsch sowohl in der Arie als auch in den deutschen Liedern. Die japanische Sopranistin Mariya Taniguchi, derzeit im Masterstudium am Mozarteum, besitzt eine schöne warm timbrierte Stimme, die noch Entwicklungspotenzial besitzt. Guten Stimmsitz zeigte sie in der Arie der Donna Anna „Crudele“, kam auch mit der Koloratur beherzt über die Runde. In ihrer Austrahlung wirkte sie jedoch verhalten und etwas introvertiert. Die deutsche Mezzosopranistin und Mozarteumstudentin Maria Hegele sang eine schöne Sesto-Arie aus „La clemenza di Tito“ . Sie hat eine gute Stimmführung, auch Stilverständnis und Gesangskultur, aber es fehlt ihrer Austrahlung das Feuer. Als lyrischer Mezzo hat sie aber noch Entwicklungspotenzial.

Die Salzburg Orchester Solisten mit dem Chefdirignten der Pannonischen Philharmonie in Ungarn Tibor Bogányi spielten Mozart vom Feinsten und waren aufmerksame und behutsame Begleiter der jungen Sängergruppe. Der Künstlerische Leiter des Wettbewerbs Violinist Benjamin Schmid betonte den künstlerischen Erfolg des Mozartwettbewerbs und dessen hohen Stellenwert in der musikalischen Welt. Sängerinnen wie Diana Damrau, Genia Kühmeier, Renée Fleming oder Magdalene Kozena waren Preisträgerinnen. Darauf wies Interimsrektorin Sarah Wedl-Wilson bei ihrer Begrüßung hin.

Bilder: Universität Mozarteum / Christian Schneider

 

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