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Schenkt man sich Rosen im Burgenland

OPEN AIR IM BURGENLAND (1) / MÖRBISCH

18/07/17 Krimi und Heiteres am Rande des UNESCO Weltnaturerbes Neusiedlersee. Giuseppe Verdis Rigoletto im ehemaligen Römersteinbruch und Carl Zellers Vogelhändler auf der Mörbischer Seebühne beherrschen den Musiksommer im Nordburgenland und ziehen Tausende Musikbegeisterte und solche, die sich zu einem Burgenlandausflug mit Musik verleiten lassen, an.

Von Wolfgang Stern

Sechzig Jahre, ein stolzes Jubiläum, letztes Jahr für die Intendantin Dagmar Schellenberger. Nach fünf Jahren wird sie 2018 von Peter Edelmann abgelöst – mit dem für den Job designierten Gerald Pichowetz wurde man nicht einig. Mit dem „Vogelhändler“ greift man auf Altbewährtes und absolut Volksnahes zurück.

Betritt man den Zuschauerraum, so bietet einem die Bühne ein nettes, kitschiges Bild, in dessen Mitte sich eine große Kuckucksuhr, grüne Nadelbäume und rote Häuschen, umgeben von Bilderrahmen mit Wolkendarstellungen, befinden. Alles ist multifunktionsfähig und kann in kürzester Zeit verwandelt werden.

Frank Philipp Schlößmann trägt dick auf, dem Publikum wird`s schon gefallen. Und so ist es auch. Alex Köhler inszeniert operettenhaft, verständlich und mit Witz, sodass für echte Unterhaltung gesorgt ist. Dass man sich in Mörbisch am Rand vom Kitsch bewegt, weiß das Publikum. Die Kostüme (Armella Müller von Blon) sind, fast wie immer in Mörbisch, eine Augenweide, typengerecht, die Farbenpracht könnte größer nicht sein.

Auffallend viel Bewegung wird zu Szenen geboten, die sonst eher auf der riesigen Bühne untergingen. Mirko Mahr choreographiert unerwartet viele Balletteinlagen und hält dadurch den eher einfachen Plot ständig in Bewegung. Zum Schauen gibt es wieder einmal genug. Das beginnt schon mit Christels Landung mit dem Heißluftballon oder dem Erscheinen Adams, der plötzlich aus der Kuckucksuhr auftaucht. Leider kann der Ton bei solch großen Entfernungen auf der Bühne und einem Fassungsraum von ca. 6000 Personen nicht allen Intimitäten, die so ein Spiel verlangte, gerecht werden.

Musikalisch ist man Top. Die gebürtige Oststeirerin Sieglinde Feldhofer spielt als Christel von der Post ihre Routine aus, mit frisch wirkender Stimme. Nicht minder genreerprobt und ausgewogen in allen Lagen ist Philipp Kapeller in der Rolle des Stanislaus, ein Tenor, der Zukunft hat. Paul Schweinester hat das Zeug in sich, den Adam überzeugend darzustellen, Cornelia Zink (Marie) und die Noch-Intendantin Dagmar Schellenberger (Adelaide) verkörpern ihre Rollen nahezu als Idealbesetzungen, stimmlich ganz ohne Makel. Auch in den restlichen Rollen hat man gut gewählt, sodass es in der Premierenbesetzung keine Ausrutscher gibt. Der Chor ist gut einstudiert (Thomas Böttcher), das Festival-Orchester unter Gerrit Prießnitz versprüht viel Esprit und ist meist flott unterwegs.

Dass die Temperaturen gegen Mitternacht auch an heißen Tagen plötzlich auf 13 Grad und tiefer absinken können, gilt es zu beachten. Ein Vorteil jedenfalls: Die Gelsen hatten Startschwierigkeiten.

Der Vogelhändler auf der Seebühne in Mörbisch wird bis 19. August gegeben. Für 2018 ist „Gräfin Mariza“ angekündigt (12.7. bis 25.8.2018), 15 % Frühbucherbonus bis zum 30.9. – www.seefestspiele.at
Bilder: Seefestspiele Mörbisch / Jerzy Bin

 

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