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Kampf auf Äther und Wellen

15 JAHRE RADIOFRABRIK

09/10/13 „Gegen Aktivisten wurden Hubschraubereinsätze der Exekutive geflogen, sie waren von hohen Verwaltungsstrafen bedroht.“ Es muss richtig spannend gewesen sein, vor fünfzehn Jahren in Salzburg Piratenradio zu machen. Heute sind die giftgrünen Mikros der Radiofabrik-Mitarbeiter nicht mehr aus Pressekonferenzen wegzudenken. Und viele Sendungen packen die Hörerinnen und Hörer beim eigenen Leben.

Von Heidemarie Klabacher

Es hat sich viel geändert, Verfolgungsjagden gibt es weniger. Tatsächlich haben die Verfolgten immer wieder erfolgreich die Verfolger angegriffen: „Durch Klagen beim Europäischen Gerichtshof wurde nicht nur das Rundfunkmonopol zu Fall gebracht, sondern ab 1998 die Lizenzierung von Community Radios wie der Radiofabrik erreicht.“

Monika Pink-Rank, die Obfrau des Vereins Freier Rundfunk, und Alf Altendorf,  Geschäftsführer der Radiofabrik, haben heute Mittwoch (9.10.) zu einem Pressegespräch geladen. Anlass: 15 Jahre Radiofabrik.

Salzburger Bands präsentieren sich, es gibt Radio von Kindern für Kinder oder SeniorInnenradio. Das Magazin um 5 ist eine lokale Nachrichtensendung, für die Gräztl-News gehen die Radiomacher direkt zu den Menschen in den Stadtteilen und berichten vom Leben in Itzling, Lehen oder Schallmoos. Es gibt Sendungen in insgesamt 15 Sprachen von Albanisch über Farsi und Polnisch bis Türkisch. „Heimat heißt“ heißt die Sendung. Und „Heimat“ heißt in der Lesart der Radiofabrik „auch“, seine Muttersprache im Radio zu hören.

Die Radiofabrik ist vom Programmumfang her das zweitgrößte Freie Radio Österreichs. Insgesamt dreihundert Menschen zwischen sieben und siebzig Jahren machen täglich Programm, produzieren Sendungen in 15 verschiedenen Sprachen. Sechsmal hintereinander ist die Radiofabrik mit dem Radiopreis der Erwachsenenbildung ausgezeichnet worden. Es ist eine Erfolgsgeschichte, von der Altendorf und Pin-Rank erzählen. Trotz dieses Erfolges ist der Kampf ums tägliche Geld noch nicht zu Ende.

1998 gingen die ersten Freien Radios legal On Air. Seither wächst die österreichische nichtkommerzielle Rundfunkszene beständig. Heute gibt es 14 Freie Radios und drei Community Fernsehen in Österreich. 2009 seien, erinnert Alf Altendorf,  immerhin der „Nichtkommerzielle Rundfunkfonds“ und ein Privatradiofonds eingerichtet worden. Dadurch sichere der Bund durch eine Teilwidmung der Rundfunkgebühren die Community Medien ab, so Altendorf.

Der Geschäftsführer der Radiofabrik beklagt aber – wie seit Jahren – weiterhin das Fehlen einer „Salzburger Lösung“. Stein des Anstoßes ist nach wie vor die „Landesmedienabgabe“, in Summe immerhin 12,5 Millionen Euro. „Kulturlandesrat Brenner hat immer behauptet, die Landesmedienabgabe fließe wenigstens in irgendwelche Kulturprojekte. Schellhorn ist da etwas ehrlicher und gibt zu, dass die Landesmedienabgabe irgendwo im Budget verschwindet.“ Zumindest ein Teil müsse auch an die Freien Medien zurückfließen: Altendorf „fordert“ 2,5 Prozent der Landesmedienabgabe für die Freien Medien und hofft auf lange Sicht auf eine Drittelung der Landesmedienabgabe.

Ihr Geld erwirtschaftet die Radiofabrik durch ein umfassendes Ausbildungsprogramm - nicht nur für die eigenen Radiomacherinnen und Radiomacher, sondern auch für Externe, vor allem Schulen und Pädagogen, die in Kursen und Workshops alles rund ums Radiomachen lernen. Ein wesentlicher Budgetposten – zwischen 100.000 und 150.000 Euro jährlich – komme über geförderte EU-Projekte herein. Aber auch Geld aus Brüssel zu bekommen, werde, so Altendorf, immer schwieriger. Außerdem finanziere die EU Projekte nie zu hundert Prozent. Für den „Rest“ müsse jeweils eine Co-Finanzierung gesucht werden: „Die Stadt Salzburg können wir nicht fragen, auch nicht um kleine Summe, weil wir eine mittelfristige Fördervereinbarung haben. Und vom Land bekommen wir nichts.“ Obwohl etwa Landeshauptfrau Burgstaller die Radiofabrik oft als ‚Erfolg’ verbucht habe. „Aber Geld vom Land gibt es dennoch nicht.“

Der Kampf ums Geld wird weitergehen. Aber zuvor wird gefeiert.

Das Fest „15 Jahre Radiofabrik“ steigt am 25. Oktober in der ARGEkultur - www.radiofabrik.at

 

 

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