HINTERGRUND / SCHUBERTIADE PÖTZELBERG

20/06/25 Was tun mit einem Bauernhof hoch über Altenmarkt, wenn man nicht Bäuerin, sondern Pianistin ist? Anneliese Schneider, Klavierlehrerin am Musikum in Altenmarkt-Radstadt, hatte da eine Idee – und hat sie auch zielstrebig umgesetzt.

Von Reinhard Kriechbaum

Die Tenne war nicht mehr gefragt, nachdem die Eltern von Anneliese Schneider zu alt geworden waren, um die Landwirtschaft selbst zu betreiben. So kam vor fünf Jahren die Idee, das Gebäude in einen Konzertsaal umzubauen. Schneider hatte in Graz Instrumentalpädagogik Klavier mit Schwerpunktfach Jazzklavier studiert und später in Augsburg ein berufsbegleitendes Masterstudium Musiktherapie in Augsburg absolviert. Nun lebt sie schon lange in dem Altenmarkter Bauernhof. „Ich hatte Sehnsucht, daheim etwas Kulturelles aufzubauen“, sagt die Musikerin im DrehPunktKultur-Gespräch. Sie ist eine notorische Grenzgängerin, auch als Mitglied des Ensembles Die Saligen, in dem sie mit drei Kolleginnen aus dem Pongau und Lungau Volksmusik einen neuen Drall gibt. Dort übrigens nicht an den Tasten, sondern – wie es auf der Website des Ensembles heißt - „mit bergbauernhoferprobtem Groove“ auf dem Cello und als Sängerin.

„Offenheit ist für mich wichtig“, versichert Anneliese Schneider. Das spiegelt sich auch in den bisherigen Programmen in ihrem Bauernhof-Konzertsaal am Pötzelberg, der fünfzig Personen fasst. Zuletzt waren da im Mai die französische Kontrabassistin Joëlle Léandre und die österreichische Pianistin und Komponistin Elisabeth Harnik mit Jazz-Improvisationen zu Gast. Es gab dort aber auch schon Konzerte mit Neuer Musik und Lesungen. Meistens Grenzgängerisches.

Bemerkenswert die Organisationsform, der Verein für Musik und Gesellschaftskultur am Pötzelberg. Die Mitglieder, Künstlerinnen und Künstler der verschiedensten Genres, bringen sich da selbst ein und entwickeln Programme. Und wenn auf der Facebook-Seite von „konzertanten Menüs“ die Rede ist, dann ist das ganz wörtlich zu nehmen. Für die Kulinarik rund um die Musik sorgen unter dem Schlagwort Good food good mood Köchinnen und Köche aus der Region, denen eben auch ein kulturell anregendes Umfeld angelegen ist.

„Wir haben schon viele Fans“, sagt Anneliese Schneider. „Die Leute schätzen, dass man nachher sitzen bleiben kann, die Gelegenheit, ins Gespräch zu kommen, die persönliche Atmosphäre“. Da nimmt man schon gerne die Kurven bergauf in Kauf. Sechs bis acht Veranstaltungen pro Jahr schweben ihr vor. „Letztes Jahr hatten wir einen Termin pro Monat, das war schon fast zuviel.“

Morgen Samstag (21.6.) ist eine Schubertiade angesagt. Unter dem Motto Wandern am Grat des Lebens sind da Streiflichter auf Schubert „in drei Szenerien“ versprochen, musikalisch, historisch und darstellerisch. Um 16.30 Uhr geht’s mit einem Aperitiv los. Um 17 Uhr ist zwar am Tag der Sommersonnenwende von Mond und Sternen noch nichts zu sehen, aber das Wandern und die Himmelskörper geben das Motto ab für ein Programm mit der Sopranistin Sara Gröschl, dem Cellisten Detlef Mielke und Gregor Unterkofler am Klavier. Danach (18.30 Uhr) ein Gespräch mit dem aus dem Pongau stammenden Historiker Michael Mooslechner. Der wird in diesem Fall natürlich nicht über eines seiner Leibthemen – etwa die Deserteure von Goldegg – referieren, sondern über Schubert und seine Zeit.

m „Hauptabendprogramm“ (20 Uhr) schließlich eine Performance mit Astrid Sulz (Violoncello), Christian Junger (Kontrabass), Anneliese Schneider (Klavier) und der Grazer Schau- und Puppenspielerin Sabine Hajdu-Perschy. Schillernde Melancholie – eine Liebesbeziehung zwischen Musik, Wort und Puppenspiel. „Die Melancholie bei Schubert und in den Tangos von Astor Piazzolla stiftet einen Zusammenhang“, sagt Astrid Sulz, einst Cellistin in der Camerata Salzburg. Gemeinsam mit Anneliese Schneider und Sabine Hajdu-Perschy hat sie schon mehrere musikalisch-literarische-theatralische Projekte erarbeitet. Sabine Hajdu-Perschy ist ein bunter Vogel, sie hat für die Salzburger Bachgesellschaft und die Stiftung Mozarteum mit Musikern des ÖENM in den Jahren 2006 bis 2010 eine Musiktheaterreihe für und mit Kindern erarbeitet, hat in der Mozartwoche 2001 mit Heinz Holliger zusammengearbeitet (Chinderliecht), hat in einem Stück von Walter Müller mitgewirkt, in der Akzente-Produktion von Koma (Regie: Claus Tröger) gespielt, und sie war im Jedermann auf der Festung der Mammon.

Schubertiade im Kulturraum-Pötzelberg, Moosweg 1, Altenmarkt. Samstag (21.6.) ab 16.30 Uhr. Karten konzert@poetzelberg.at, Tel. 0664 44 19 174
Bilder: Musikum (1); Kulturraum-Pötzelberg (2)