10/08/22 Zufall? Vor genau fünfhundert Jahren wurde Johann von Staupitz zum Abt von St. Peter geweiht. Er, zuvor Beichtvater von Martin Luther, versuchte vergeblich, diesen nach Salzburg zu locken. Philippe Herreweghe, 75jährig, holte dies jetzt beim Kirchenkonzert nach, indem er Mozarts c-Moll Messe von Mendelssohn vertonte Worte des Reformators voranstellte.
09/08/22 Es sei bestimmt mehr drin, darum gebe man Shirin Neshat und ihrer Sicht auf Verdis Aida eine zweite Chance. So etwa begründete Markus Hinterhäuser bei der Präsentation des aktuellen Festspielprogramms seine Entscheidung fürs Überarbeiten einer Produktion, die 2017 nicht gerade euphorische Gefühle geweckt hat. Er spricht bewusst von einer Neuproduktion.
08/08/22 Ein Startenor wie Jonas Kaufmann füllt natürlich das Große Festspielhaus – trotzdem muss man es als Ort für intime Vokalkunst in Frage stellen. Allzu viel verpufft da, allzu sehr wird der Sänger zum Forcieren angestiftet. Obwohl Jonas Kaufmann es damit gottlob nicht übertreibt.
08/08/22 Alexander Ostrowski hat das Schauspiel Gewitter, auf dem die Oper Káťa Kabanová fußt, 1869 geschrieben, also vierzig Jahre vor Schnitzlers Das weite Land. Aber Leoš Janáček komponierte zehn Jahre später, und da hat er (als sein eigener Librettist) die Freud'sche Tiefenpsychologie über die seelische Unerfülltheit in den Noten noch deutlich nachgeschärft.
08/08/22 Andris Nelsons und die „Wiener“ sorgten in Salzburg mit der Fünften Mahler für nicht ganz berechtigten Jubel im Großen Festspielhaus. Yefim Bronfman begeisterte als Solist im zweiten Klavierkonzert von Béla Bartók.