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Bewährte Sätze

HINTERGRUND / JEDERMANN

24/10/23 So richtig gewiss ist nur eines: Erfolgreiches Krisenmanagement sieht anders aus. Das eine Interview, das Festspiel-Intendant Markus Hinterhäuser dem ORF Salzburg gegeben hat, konnte man wohl nur ein prätentiöses Geschwurbel nennen.

Von Reinhard Kriechbaum

„Große, schöne und wesentliche Momente“ habe es gegeben, aber es sei „nichts Unanständiges, wenn man sagt, jetzt ist es irgendwie bewältigt“, so Hinterhäuser im ORF. Und zur zufällig durchgesickerten Botschaft, dass also die jüngste, dritte Inszenierung des Jedermann von Michael Sturminger nicht wieder aufgenommen werde: „Das ist per se jetzt nicht der schlechteste Stil.“

Am frühen Nachmittag des Dienstag (24.10.) hat dann doch ein Statement der Festspiele die Redaktionen erreicht:
„Nach eingehenden, sehr intensiven Besprechungen und einer profunden Analyse künstlerischer wie auch kaufmännischer und interner Aspekte hat das Direktorium der Salzburger Festspiele gemeinsam mit der Leiterin des Schauspiels Marina Davydova beschlossen, die ursprünglich für 2024 geplante Wiederaufnahme des Jedermann durch eine Neuinszenierung zu ersetzen.
Michael Maertens und Michael Sturminger wurden durch die Schauspieldirektorin Marina Davydova in persönlichen Gesprächen hierüber informiert, etwaige vertragliche sowie finanzielle Verpflichtungen für 2024 werden selbstverständlich erfüllt.
Die Möglichkeit von Wiederaufnahmen in den Jahren 2025 und 2026 wurde vom Leading Team an die Festspiele herangetragen, von Seiten der Festspiele allerdings nie zugesagt.
Sieben Jahre lang konnte das Leading Team um Michael Sturminger seine Sichtweisen auf den Jedermann in drei Neuinszenierungen bei den Salzburger Festspielen erarbeiten und präsentieren.
Weiterentwicklungen von Regiekonzepten und Neueinstudierungen einer bestehenden Inszenierung haben die Geschichte des Salzburger Jedermann geprägt. Sie sind geradezu Bestandteil der spezifischen Jedermann-Historie.
Den Festspielen ist diese Entscheidung alles andere als leichtgefallen. Gleichwohl war dieser Schritt notwendig, um einen künstlerischen Neustart zu ermöglichen.
Am Konzept der Neuinszenierung und der Besetzung wird derzeit gearbeitet. Details zur Neuproduktion 2024 werden zu gegebener Zeit bekannt gegeben.“

Kein Wort der Wertschätzung für die Arbeit des Regisseurs Michael Sturminger, der 2017 immerhin in einer Hauruck-Aktion für die Festspiele den Jedermann-Karren flott gemacht hat. Damals gab's Querelen mit dem Regieteam Brian Mertes und Julian Crouch wegen einiger Neubesetzungen (Tobias Moretti und Stefanie Reinsperger). Anfang April 2017 ist Sturminger ins kalte Wasser gesprungen. Ein neuer Jedermann in dreieinhalb Monaten...

Interessant, wie die Festspiele damals die Sache erklärt haben: „Weiterentwicklungen einer bestehenden Inszenierung haben auch in der Vergangenheit bei vielen Inszenierungen des Jedermann stattgefunden, sie sind geradezu Bestandteil der spezifischen Jedermann-Historie.“

Wie man sieht: Es ist praktisch, einen Fundus vorformulierter Stehsätze bereit zu haben, die auch nach sechs Jahren noch passen.

Bilder: Stills vom „Salzburg heute“-Beitrag des ORF-Salzburg
Zum Kommentar Apokalypse geht nur ein Mal

 

 

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