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Mit Eleganz und Klangsinn

FESTSPIELE / GUSTAV MAHLER JUGENDORCHESTER / SIR COLIN DAVIS

21/08/11 Was Gustavo Dudamel und das „Simón Bolívar Orchester“ mit Tschaikowskis Shakespeare-Fantasien angestellt haben, haben Sir Colin Davis und das Gustav Mahler Jugendorchester mit einer klangsinnlichen, ebenso eleganten wie musikantischen „Vierten“ Tschaikowski wieder gut gemacht.

Von Heidemarie Klabacher

Die mächtige Fanfare zu Beginn verwandelt sich - und man weiß kaum wie - in einen federnd daher tänzelnden Walzer. Schon beim ersten Einsatz verzaubern Klarinettisten und Flötisten, aber auch das Horn, mit mehr „gesungenen“ als „geblasenen“ Melodien. Mitreißend und spannungsvoll, nie plump überrumpelnd, gestaltet Sir Colin Davies, die Raum füllenden, nie bloß lauten, Crescendi. Das wird auch im Finale so sein, einem ekstatischen Allegro con fuoco, das vom Schlagwerk und den rasanten Violinfiguren vorangetrieben, aber gleichzeitig von den geheimnisvollen Dialogen von Oboe und Fagott oder den quasi „höfischen“ Bläserintermezzi mit Poesie untermalt wird. Poesie pur: das Andante, getragen von einer einzigen großen Kantilene zwischen der Solo-Oboe und den Celli.

Ganz einfach von größtem Zauber: Die pizzicato-Wogen, die im Scherzo über den Streichern hin- und her zu tanzen scheinen, wie feine Wellen mit denen im Hafenbecken der Frühlingswind spielt.

Nicht nur mit der Symphonie Nr. 4 f-Moll op. 36 von Peter Iljitsch Tschaikowski bescherten Sir Colin Davies und das Gustav Mahler Jugendorchester ihrem Publikum eine Sternstunde. Ebenso kultiviert farbsinnlich spielten sie den Orchesterpart von Maurice Ravles „Shéhérazade“. Gesungen hat diese drei Lieder für eine Singstimme und Orchester nach Gedichten von Tristan Klingsor die Mezzosopranistin Susan Graham. Auch sie setzte nicht auf große Geste oder üppige Orientmalerei - wie sie durchaus auch nahe läge - sondern auf leise Töne und fein gemischte Farben. +

In dem großen Gemälde „Asie“ erzählt die Sängerin nicht, was sie sieht, sondern was sie sehen möchte. Dadurch entsteht von vorneherein eine Distanz, die die Phantasie umso üppiger blühen und sich ranken lässt. Und dann möchte sie zurückkehren und den "nach Träumen Gierenden" von ihren Abenteuern berichten: „Wie Sindbad meinen alten arabischen Becher von Zeit zu Zeit an die Lippen setzend, um meine Geschichte kunstvoll zu unterbrechen…“

Dieses Erzählen in Konjunktiv oder Optativ hat Susan Graham mit großer Stimme aber durchwegs im Piano in einen geheimnisvollen und aufregenden Spaziergang durch die Märchenstädte Harun al Raschids verwandelt.

Wir haben sie gesehen, können wir der Sängerin bestätigen, die dickbäuchige Mandarine unter ihren Sonnenschirmen, Prinzessinnen mit zarten Händen und die, die vor Liebe Sterben oder auch aus Hass.

Bild: imgartists.com /Dario Acosta


 

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