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Karrieren-Sackgasse? Nicht ausgeschlossen

FESTSPIELE / YOUNG SINGERS PROJEKT

26/08/11 Dass das Young "Singers Project" jungen Talenten das „Üben des Berufes“ im Umfeld der Festspiele ermöglicht, ist schätzenswert. Bedenken seien aber dann gestattet, wenn sich das Förderprogramm zur Sängerbörse für den jeweils nächsten Festspielsommer entwickelt, wie Projektleiter Michael Schade es so gerne anpreist.

Von Elisabeth Aumiller

altZum vierten Mal fand heuer das Young Singers Project statt, das von Credit Suisse gesponsert wird und jungen Menschen die Gelegenheit gibt, während der Salzburger Festspiele von renommierten Meistern ihres Fachs Unterweisung und Rat zu bekommen. Elf junge Sängerinnen und Sänger zeigten zum Abschluss ihr Können im Großen Saal des Mozarteums begleitet vom Mozarteumorchester unter der Leitung von Ivor Bolton.

Aus Australien, Deutschland, Kanada, Kroatien, Luxemburg, Südafrika, Ukraine, USA und Weißrussland waren die Gesangstalente diesmal angereist. Nach den Porträtskizzen im Programmheft zu schließen, haben die elf 24- bis  29-Jährigen bereits eine stattliche Reihe von internationalen Auftritten und Wettbewerbspreisen zu verzeichnen. „Young Singers“ meint ja auch dezidiert junge fertig ausgebildete Sänger, die bereits am Anfang einer Karriere stehen.

Michael Schade, der beim Abschlusskonzert am Donnerstag (25.8.) als Moderator auftrat, sprach gar von einem Wunder. Nun die jungen Damen und Herren bewiesen, dass sie ihr Handwerk gelernt haben, ihre Stimmen verlässlich zu führen imstande sind, dass sie musikalisch einigermaßen sattelfest sind in den Ensembleszenen und wohl auch Anregungen von ihren Lehrern aufgenommen haben. Aber zum Wunder und zum festspielreifen Künstler dürfte doch noch ein Stück des Weges zurückzulegen sein. Michael Schades etwas übersaloppe Ansagen waren zudem weder  informativ noch formal gewinnbringend.

Alle Teilnehmer gaben sich redliche Mühe künstlerisch zu reüssieren, aber überzeugen und Interesse wecken konnten hauptsächlich die Sopranistinnen Sarah-Jane Brandon, Claudia Galli, Olena Tokar und die Mezzosopranistin Theresa Holzhauser.

altMit Elliot Madore, Marko Mimica, Goran Juri?, Ilya Silchukov und Derek Walton herrschten bei den Männern die tiefen Stimmen, Bass und Bariton vor, die sich auf ihr teilweise kräftiges Stimmmaterial verließen, aber in Differenzierung und Ausdruck noch zulegen müssen, um den Zuhörer zu fesseln.  Der Amerikaner Andrew  Owens war der einzige  Tenor der Crew.

Im ersten Teil des Konzertes ging Ivor Bolton mit dem Orchester wenig auf die Sänger ein, deckte sie bisweilen kräftig zu und wirkte insgesamt etwas zu laut, während das Orchester im zweiten Teil bei Mozart fein differenziert und unterstützend begleitete .

Die Südafrikanerin Sarah-Jane Brandon machte guten Eindruck mit der Rondoarie der Fiordiligi aus Mozarts „Cosi fan tutte“. Ebenmäßig führte sie die Stimme durch alle Lagen,  ohne Registerbruch stieg sie in die noch nicht sehr substanzreiche Tiefe und klangvoll hinauf in die Höhe. Auch legte sie Gefühl in die Worte. Die aus Luxemburg stammende Sopranistin Claudia Galli gefiel in ihrer eleganten Erscheinung. Ihre jung klingende,  klare und leuchtende Stimme konnte mit der großen Arie der Gräfin aus Mozarts „Le nozze di Figaro“ punkten: „Dove sono“  auf schönem Atembogen  und im Allegro mit gut sitzender Höhe gesungen.

Ganz anders im Timbre, individueller, die aus der Ukraine gebürtige Olena Tokar. Fein gestaltet mit schöner Pianohöhe sang sie eine makellose Rosenarie. Die deutsche Mezzosopranistin Theresa Holzhauser überzeugte mit ihrer technisch gut sitzenden, warmen und tragfähigen Stimme. Auftreten und Ausstrahlung hielten den stimmlichen Qualitäten jedoch noch nicht die Waage. Die ukrainische  Sopranistin  Olga Bezsmertna blieb im Arioso aus Tschaikowskys „Iolanta“ eher unpersönlich und nicht frei von Schärfen.

Mit seinem lyrischen Tenor zeigte Andrew Owens  Beweglichkeit und sichere Höhe. Gute Diktion mit geläufigem Parlando, dazu munteres Auftreten brachte der kanadische Bariton Elliot Madore mit der Auftrittskavatine des Rossinischen Figaro ins Spiel. Etwas hölzern wirkte der kroatische Bass Marko Mimica, schloss aber die Verleumdungsarie  des Basilio aus „Il barbiere die Siviglia“ mit einem effektvollen Spitzenton. Über einen kräftigen Bass slawischer Farbe verfügt der Kroate Goran Juri?. Der Weißrusse Ilya Silchukov, Gewinner des diesjährigen Belvedere-Wettbewerbs,  gestaltete mit Sicherheit im Auftreten die Arie des Robert aus „Iolanta“. Einen musikalisch interessanten Beitrag brachte der australische Bariton Derek Walton mit einer Britten-Arie aus „The rape of Lucretia“.

Dass das Young Singers Project jungen Talenten das „Üben des Berufes“ als Rahmenprogramm im exklusiven Ambiente der Festspiele ermöglicht, ist absolut schätzenswert. Bedenken seien aber dann gestattet, wenn sich das Förderprogramm zur Sängerbörse für den jeweils nächsten Festspielsommer entwickelt, wie Michael Schade es so gerne anpreist. Die Salzburger Festspiele galten bislang als Ziel und Karrierehöhepunkt für langjährig erfahrene und gereifte Künstler. Schuhlöffel und Probierbühne für Karriere-Beginner zu sein, ist weder dem Nimbus noch den Eintrittspreisen des Festivals angemessen.

Vor allem aber tut man den Jungsängern nichts Gutes, wenn man sie einsetzt, bevor sie genügend spürbare Erfahrungen auf kleineren Bühnen sammeln konnten. Wohin soll ihr Weg noch führen? Der kann sich dann sehr schnell als Sackgasse erweisen. Da müsste für die Teilnahme am Young Singers Project zumindest eine bedeutend präzisere Auswahl im Hinblick auf stimmliche Qualität und Unverwechselbarkeit des Timbres, auf das Potential zur künstlerischen Begabung  und zur Bühnenpräsenz getroffen werden. Handwerk allein ist für eine große Partie bei den Salzburger Festspielen zu wenig.

Bilder: dpk-au

 

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