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Ein aufmerksames, mitdenkendes Publikum

FESTSPIELE / BILANZ UND ABSCHIED

26/08/11 Das Dirigentenzimmer sei das einzige, das an den Salzburger Festspielen zu verbessern wäre, habe ihr der Dirigent Christian Thielemann gesagt. "Das Dirigentenzimmer wirkt tatsächlich ein wenig, wie von Anna Viehbrock ausgestattet", bestätigte Helga Rabl-Stadler. Sie blickt mit dem scheidenden Intendanten Markus Hinterhäuser und Schauspielchef Thomas Oberender zurück auf den „besten Festspielsommer“ ihrer 17 Jahre als Präsidentin.

Von Heidemarie Klabacher

alt„Der Sommer war gut.“ Er sei „nicht so gut im Rückspiegel-Schauen“, sagte Intendant Markus Hinterhäuser heute Freitag (26.8.) bei der Bilanzpressekonferenz der Festspiele. „Erfolg“ lasse sich leicht in Zahlen messen. Die Präsidentin Helga Rabl-Stadler hatte diese Erfolgszahlen präsentiert: 251.062 Besucher, 24.800.000 Euro Gesamteinnahmen, 95 Prozent Platzauslastung.

Thomas Oberender und er seien tatsächlich verantwortungsvoll mit den Finanzen umgegangen, bestätigte Intendant Hinterhäuser - dafür hatte es zuvor Lob und Anerkennung von der Präsidentin gegeben. Ihm sei es dennoch vor allem wichtig, „dass es um Kunst geht, und nicht um eine numerische Aneinanderreihung von Veranstaltungen“. Um Festspiele als „Nachdenken über Kunst“ und nicht als „Dauerpartyservice“.

altDiese Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit Kunst sei in diesem Sommer spürbar gewesen: „Ich glaube, dass das am Publikum abzulesen ist“, so Markus Hinterhäuser. Es habe sich viel verändert in Salzburg: „Wir haben ein aufmerksames, mitdenkendes Publikum.“ Er habe das etwa in der Kollegienkirche erlebt, bei zwei Stunden Prometeo, oder im Mozarteum beim Schostakowitsch-Zyklus. „Die Bereitschaft zur Auseinandersetzung kann sich zeigen in der Art, wie man zuhört - dass den Menschen bewusst ist, dass etwas Einzigartiges passiert.“

"Das kann nicht immer gelingen". Dass die Zuhörer spüren, dass Unwiederholbares auf der Bühne passiere, sei ihm jedenfalls wichtiger als der objektiv messbare Erfolg in Zahlen.

Seit 1992 ist Markus Hinterhäuser den Salzburger Festspielen eng verbunden: „Seit damals, als er mit Tomas Zierhofer-Kein den Zeitfluss erfunden hat“, erinnert Helga Rabl-Stadler. „Markus Hinterhäuser gehört damit zu den längstdienenden Festspielern.“ Bis 30. September läuft noch Hinterhäusers Vertrag: „So lange dauert das Festspieljahr.“

Für den ebenfalls scheidenden Schauspielchef Thomas Oberender sind die Festspiele eines der Festivals, bei denen die Menschen tatsächlich zur Kunst reisen: „Wer hier her kommt, will in der Umarmung der Kunst bleiben.“ Er habe dieses qualifizierte Publikum wertschätzen gelernt.  Ein Unterschied der Salzburger Festspiele zu anderen Festivals sei, so Oberender, „dass wir Bedeutung produzieren müssen“. Andere Festivals müssten sich mit dem Spektakel beweisen. „Das müssen wir auch. Aber wir müssen zusätzlich eine besondere Haltung der Kunst zeigen.“

Für Thomas Oberender ist der zu Ende gehende Festspielsommer „die am inhaltlichsten wirkende Saison“ seiner Schauspielchef-Zeit. Nicht nur die Großproduktionen seien ausverkauft gewesen, auch das Rahmenprogramm: „Für ein Festival ist das ein gutes Zeichen. Es geht den Menschen auch um den Diskurs. Wir haben auf viele wunde Stellen den Finger gelegt.“

Bilder: SFS / Wolfgang Lienbacher (1); dpk-klaba (1)

 

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