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Die Stimme verbindet

FESTSPIELE / MOZART-MATINEE 5

29/08/11 Ivor Bolton, das Mozarteumorchester, Festspieldebütant Philipp Tutzer und der Countertenor Bejun Mehta spürten in der letzten Mozart-Matinee der Verbindungslinie zwischen Mozart und Händel über die menschliche Stimme nach.

Von Oliver Schneider

altKastratenarien auf der einen Seite,  die große g-moll Symphonie und das Fagottkonzert auf der anderen als zwei Beispiele dafür, wie stark Mozarts symphonische Musik auch von seiner Vokalmusik geprägt ist. Das Mozarteumorchester hat heuer eine ganze Reihe von Sternstunden beschert, vor allem unter Giovanni Antonini. Aber auch die letzte Matinee reiht sich in die Serie der Festspielkonzerte ein, die man so schnell nicht vergessen wird.

Dafür sorgte im ersten Programmteil nach der agil gespielten Ouvertüre zu Händels Pastorale „Acis und Galatea“ in der Mozart-Bearbeitung, in der die zusätzlich eingefügten Klarinetten dem Werk einen leicht romantischen Touch verleihen, der junge Fagottist und Festspieldebütant Philipp Tutzer. Der Südtiroler bewies in Mozarts erstem Bläserkonzert überhaupt aus dem Jahr 1774 in den unterhaltsamen Ecksätzen, dass er das virtuose Wechselspiel zwischen hohen und tiefen Lagen brillant beherrscht. Den ruhigen Mittelsatz wusste er mit viel Sinnlichkeit auszufüllen.

Bejun Mehta sorgte mit fünf Kastratenarien von Mozart und Händel für Starglanz. Vor der Pause interpretierte er drei Arien aus den beiden Jugendopern „Ascanio in Alba“ und „Mitridate, Re di Ponto“.  Im „Mitridate“ hatte Mehta 2005 im Residenzhof in Salzburg debütiert, und die kongenial gestaltete Arie „Già dagli occhi il velo è tolto“ (und das vorhergehende Rezitativ „Vadasi … Oh ciel“) erinnerte an seinen ersten großen Erfolg in Salzburg. Mehta bewies als reumütiger Farnace, dass er nicht nur wegen seiner fabelhaften Technik und seines samtigen Organs, sondern vor allem wegen seiner Gestaltungskraft und seines immensen stimmlichen Farbreichtums ein Ausnahmesänger unter den Countertenören ist.

Nach der Pause durfte man dies noch einmal in zwei Händel-Arien erleben, aus „Agrippina“ und „Amadigi di Gaula“. Sehr berührend das Rezitativ und die Arie „Otton, Otton „ – „Voi, che udite il mio lamento“ des römischen Generals Ottone, der weniger beklagt, dass er bei Kaiser Claudius in Ungnade gefallen ist, sondern vielmehr seiner Verzweiflung freien Lauf lässt, weil seine Geliebte Poppea mit ihm gebrochen hat. Wer könnte Bejun Mehta in Sachen Interpretation bei so einem Thema zurzeit das Wasser reichen? Freilich, den grösseren Jubel heimste er anschliessend mit der Arie des Amadigi ein, in der er seinem Liebesglück mit einem Koloraturfeuerwerk Ausdruck verleihen durfte.

Den gewichtigen Abschluss bildete Mozarts große g-moll Symphonie KV 550. Bolton und die Salzburger Musiker arbeiteten die motivischen Details deutlich artikulierend heraus, ohne den Bogen vom Stirn- bis zum Schlusssatz aus den Augen zu verlieren. Nur die Hörner hätten im Trio präziser sein dürfen. Viel Applaus für das Orchester und seinen Chefdirigenten.

Bild: www.philipptutzer.com (1); SFS / Dario Acosta (1)

 

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