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Deutlich mehr als Fackeltanz und Bundespräsident

FEST ZUR FESTSPIELERÖFFNUNG

22/06/12 Der  metallene Kern der Jedermann-Tribüne auf dem Domplatz steht schon. Er sieht derzeit ein wenig aus wie das Gerippe eines gestrandeten Walfischs. Wenn es einmal so weit ist, dann wissen gelernte Salzburger: Das Wegleugnen nützt nichts, man wird sich mit den Festspielen wieder einmal arrangieren müssen.

Von Reinhard Kriechbaum

Am billigsten und ziemlich effizient geht das beim Fest zur Festspieleröffnung, dieses Jahr am 20. und 21. Juli. Geraume Zeit schon geht die Tendenz dahin, vom puren Volksfest-Image wegzukommen und tatsächlich künstlerische Ein- und Ausblicke zu bieten – und darüber hinaus so manches, was gar nichts mit den Festspielen zu tun hat, aber irgendwie die Institution und die Salzburger zusammenbindet. Dass man auch viele Salzburger Künstler einbezieht, gehört zu dieser expliziten „Wir-Strategie“ dazu.

Mit einem schwebenden Chihuahua würde man nicht unbedingt rechnen. In die Lüfte bringt ihn John van der Put, der für den Bühnenzauber der Jugendproduktion „Mojo“ verantwortlich ist. Das wird sich im „republic“ abspielen.

Nicht übersehen darf man: Es ist zwar alles kostenlos beim Fest zur Festspieleröffnung, aber es wächst die Zahl an Veranstaltungen, für die man sich ehzeitig Einlasskarten sichern muss. Deren Vergabe beginnt am 2. Juli im Festspiel-Shop. So vorbereitet kann man beispielsweise Sir John Eliot Gardiner bei einer Probe mit dem Monteverdi-Chor belauschen oder etwas über „Sex an Crime“ am Hof von Marcus Sitticus erfahren. Peter Jordan, hauptamtlich Teufel im „Jedermann“, erzählt vom Theater im Allgemeinen und Besonderen, und Markus Meyer, zu sehen als Jakob Lenz, liest Briefe des legendären Burgschauspielers Josef Kainz. Julian Schutting liest, Walter Kappacher ebenso und Achim Benning stellt ein Buch vor.

Eine ganze Reihe von Konzerten reicht von Klassik bis zu Jazz und Pop. 900 Beteiligte, 30 Spielstätten, hieß es beim Pressegespräch am Freitag (22.6.). Renate Bienert, die seit einigen Jahren fürs Fest zur Festspieleröffnung verantwortlich ist – sozusagen Sub-Intendantin für zwei Tage – hat sich einige originelle Dinge einfallen lassen: Das reicht von der Volksmusikgruppe „LeRoXa“ bis zu einer Kooperation mit der Yellow Lounge, einer unorthodoxen Methode der Klassik-Vermittlung (da wird der Tenor Michael Schade zu hören sein). An Stefan Zwei erinnert das Theater bodi end sole in der Edmundsburg. Klar, den Fackeltanz gibt es, und das Salzburger Straßentheater kommt mit dem Thespiskarren vorbei und spielt „Pygmalion“. Insgesamt gibt es so viel Lohnenswertes, dass man nicht mehr aufs Bundespräsident-Schauen angewiesen ist.

Wichtig: Die kostenlosen Zählkarten gelten auch als Gratistickets im öffentlichen Nahverkehr. Dazu Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler bei der Programmpräsentation: Das Fest zur Festspieleröffnung koste - Eigenleistungen der Festspiele nicht mitgerechnet - 120.000 Euro. 55.000 Euro davon tragen die Freunde der Festspiele bei, die sich auch die Gratis-Bustickets einiges kosten lassen: "Insgesamt nehmen die 'Freunde' dafür rund 100.000 Euro in die Hand."

Ob alle glücklich sind mit den Festspielen, wie sie jetzt kommen? Auf dem Mozartplatz wird zum ersten Mal ein „Jedermann-Corner“ eingerichtet. Dort können Berufene ihren Senf zu was auf immer herausdrücken, und SevusTV wird’s aufzeichnen und vielleicht sogar senden, wenn es sich lohnt oder wenigstens hinreichenden Unterhaltungswert hat. Es könnte also auch extrem menscheln beim Fest zur Festspieleröffnung.

Fest zur Festspieleröffnung am 20. und 21. Juli - Programmheft zum Download
Bilder: Salzburger Festspiele

 

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