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Christentum: Wurzel und Fremdkörper zugleich

FESTSPIELE / DISPUTATIONES / SCHÖNBORN

22/07/12 Der Läuterung Jedermanns sei Dank, braucht es ja nicht bei der konzertanten „Ouverture spirituelle“ bleiben, zum Frühstart der Festspiele. Man kann auch gleich die theatrale Cash Cow auf dem Domplatz melken. Und wenn man dann gleich noch einen Kardinal als „inoffiziellen“ Eröffnungsredner bei der Hand hat, ist die katholische Salzburger Welt absolut im Lot.

"Die Festspiele sollen ein Instrument des Friedens und der Toleranz sein." Das ist dem New Yorker Rabbi Arthur Schneier in der ersten Veranstaltung der "Disputationes" eingefallen. Er und Kardinal Christoph Schönborn sind beide – wen überrascht’s? – für die Freiheit der Religionen und die Fortsetzung des interreligiösen Dialogs. Mit der Konzilserklärung "Nostra Aetate" habe ein epochaler Wandel begonnen, "das Christentum braucht die Besinnung auf die jüdischen Wurzeln", stellte Kardinal Schönborn in der Aula der Universität Salzburg fest.

Rabbi Schneier ortete weltweit eine Rückkehr zum Glauben, die sogar in China spürbar sei. "Wenn Religion marginalisiert wird, leidet das Volk", sagte er. Heute versuchten Terroristen weltweit das kulturelle und geistige Erbe niederzureißen. Umso wichtiger sei es, den Glauben und die Kultur zu erhalten. "Gott muss in der Gesellschaft einen Platz haben, sonst schadet es den Menschen", betonte Rabbi Schneier. Der Säkularismus, der ein europäisches Phänomen sei, werde nicht lange existieren, denn jeder Mensch habe eine Seele, "und die muss man füttern".

Zuvor war Kardinal Schönborn beim Eröffnungsvortrag auf das Verhältnis von Christentum und Säkularität in Europa eingegangen. Auch wenn das Christentum in Europa "weitgehend marginalisiert" sei und als wichtige gesellschaftlich gestaltende Kraft immer weniger in Erscheinung trete, so bleibe es doch für die Zukunft Europas unverzichtbar. Kardinal Christoph Schönborn diagnostizierte, dass das Christentum in Europa heute "Wurzel und Fremdkörper" zugleich sei. Aber, der Kardinal muss es wissen: „Und doch sehe ich die Christen nicht als 'Auslaufmodell' in einem Europa, in dem die Sinnressourcen knapp werden." Europa "sehnt sich nach einem authentischen Christentum". Wichtig sei dabei, die Gratwanderung zu beachten: Europa brauche "den prophetischen Einspruch des Evangeliums als heilsame Unruhestiftung", das Christentum hingegen brauche gleichermaßen "die kritische Rückfrage des säkularen Europa. Sie tut ihm gut. Sie weckt es auf, fordert es heraus."(Kathpress)

Das weitere Programm der "Disputationes" bei den Festspielen:www. europainstitut.co.at

 

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