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Was ist ein gutes Begräbnis?

FESTSPIELE / FRANUI

25/07/12 Und was ein guter Trauermarsch? Schön muss er sein, sehr langsam, und er muss sehr lange dauern. Das findet jedenfalls die Osttiroler Musicbanda Franui. Und legt gleich noch einen drauf, weil’s doch so schön ist.

Von Nina Ainz

„Früher haben wir nur Trauermärsche gespielt, heute spielen wir auch anderes“, sagt Andreas Schett am Dienstagabend (24.7.) in der Universitätsaula. Das sagt er jedes Mal. So auch beim Festspiel-Liederabend mit dem vielsagenden Titel „Frische Ware“, ein Zitat übrigens von Schetts Großmutter, die stets ein Gedicht aufzusagen wusste, das mit dem Satz „ ... der Totengräber im Gebeinhaus hat keine frische Ware!“ endete.

Erst wird Rotz und Wasser geplärrt, dann das Tanzbein geschwungen, während das Musiker-Schnitzel, ergo Würstel, verdaut wird. So die Dramaturgie der Trauerfeier à la Innervillgraten, die sich nur bei oberflächlicher Betrachtung nicht von den gewöhnlichen unterscheidet. Das wohlbekannte Brahms-Lied „Die Sonne scheint nicht mehr“ ist so herzzerreißend wehmütig, der Tod zum Greifen nah. Franui spielen seit ihrer Kindheit Totenmärsche, und wer aus einem derartig reichen Erfahrungsschatz schöpfen kann, der weiß auch eine schöne Totenmesse zu schätzen. Und so wird aus Schuberts Deutscher Messe im Blasmusikerjargon flugs die Kompass-Messe, schließlich heißt es da eingangs „Wohin soll ich mich wenden“.

Auch ein Wiederhören mit den Mahler-Liedern gibt es, „Nicht wiedersehen!“ ist kaum wegzudenken aus einer musikalischen Szenenfolge, die sich um den Tod dreht. Speziell für das Konzert bei den Festspielen haben Franui außerdem Mozarts „Maurerische Trauermusik“ ins Repertoire genommen, ein Werk, das man von den CDs des Requiems kennt, weil das zu kurz ist, um eine eigene CD zu bekommen, erzählt Schett.

Aber Franui wären nicht Franui, wenn die Reise über den Friedhof im Grab enden würde. Mit „Creampuffs in Vienna“ frei nach Haydn bleibt die Erkenntnis, dass üppige Oberstorten zwar einen frühzeitigen Tod bedeuten mögen, die Liebe zu Trauermärschen aber erst ihren Anfang genommen hat.

Die Osttiroler Musikbanda Franui ist in diesem Festspielsommer musikalischer Hauptakteur bei der Uraufführung des Stücks „Meine Bienen. Eine Schneise“ von Händl Klaus (Premiere am 23. August im Landestheater). – Nach dem Programm mit Mahler-Liedern am vergangenen Sonntag (22.7.) und der „Frischen Ware“ am Dienstag (24.7.) ist Franui noch einmal auf dem Konzertpodium zu hören: am 14. Juli mit Brahms-Volksliedern. – www.salzburgerfestspiele.at
Bild: SF / Fred Einkemmer

 

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