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Till Eulenspiegels halblustige Streiche

FESTSPIELE / SCHLESWIG-HOLSTEIN FESTIVAL ORCHESTER

07/08/12 Ganz so einfach ist es natürlich nicht, hinter den Wiener Philharmonikern, die eben erst unter Mariss Jansons einen sagenhaft beredten „Don Juan“ haben hören lassen, Richard Strauss nachzuspielen. In diesem Fall den „Till Eulenspiegel“.

Von Reinhard Kriechbaum

Aber das ist nun mal die Crux, wenn man ein Jugendorchester auf Reisen schickt. Da wirkt plötzlich der Raum – das Große Festspielhaus – wie doppelt so groß. Plötzlich müssen die jungen Musiker weniger nach Ohr, sondern auf Schlag spielen, wegen der großen Distanzen. Da schlägt rasch die Stunde der Wahrheit, auch wenn Christoph Eschenbach am Montag (6.8.) deutlich langsamere Tempi vorgab, als dem Inhalt und dem Pulsschlag der Musik entsprochen hätten.

Natürlich, die Messlatte muss eine ganz andere sein, wenn das Schleswig-Holstein Festival Orchester da sitzt und nicht die Wiener Philharmoniker. Aber es hat sich im Festspiel-Rahmen ja auch eine Jugendorchester-Schiene herausgebildet in den letzten Jahren, und damit steigen Ansprüche und Erwartungen. Wie Beethoven klingen kann, hat eben erst das West-Eastern Divan Orchestra vorgeführt. Damit verglichen war nun Beethovens Drittes Klavierkonzert c-Moll op. 37 eine staubtrockene Angelegenheit. Christoph Eschenbach ist halt kein Daniel Barenboim, und Radu Lupu, der zu Beethoven durchaus Eigenes zu sagen wüsste, war als Solist gefordert, das Orchester seinerseits zu „begleiten“. Zwei ältere Herren und hoch ambitionierte, aber bei weitem nicht an ihre Leistungsfähigkeit geführte junge Leute: Fast wollte man das künstlerische Pädophilie nennen.

Bei allem Jugend-Bonus: Wer einmal das Gustav Mahler Jugendorchester gehört hat (das am 21. August in Salzburg vorbeischaut), dem wird zum Schleswig-Holstein Festival Orchester bestenfalls ein gedehntes „na ja“ einfallen. Eine ordentlich gepfefferte Stretta nach Beethovens Finalsatz entfacht freilich so und so ein paar Bravo-Rufe.

Jedes Jugendorchester dieser Art bringt, weil sich die pädagogische Ausbildung der Instrumentalisten auf allerhöchstem Standard befindet, eine natürliche Qualität mit. Da machen die Studiosi aus dem Schleswig-Holstein’schen Rendsburg keine Ausnahme. Auf der vorhandenen Bläser-Kompetenz bis an die hintersten Pulte wäre ein Stück wie Béla Bartóks Concerto for Orchestra schon gut aufzusetzen, wäre es nicht beim Zusammenfügung von durchwegs gut eingeprobten Bausteinen geblieben. Irgendwie hat das nicht nach erfühlter Musik geklungen, sondern nach einem sorgsam nach Plan gesetzten Anker-Steinbaukasten. Macht eh auch was her, wenn das Ding dann endlich steht.

Auffallend viele freie Plätze im Großen Festspielhaus, und nach dem Beethoven-Konzert waren es noch deutlich mehr.

Bild: SF / Matthias Creutziger (1); Michael Tammaro (1)

 

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