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Sensationell

YOUNG CONDUCTORS AWARD / MIRGA GRAŽINT?-TYLA

13/08/12 Aller guten Dinge sind drei: nach zwei Herren in den vergangenen Jahren wurde die  von Nestlé gesponserte Auszeichnung am Sonntag (12. 8.) in der Felsenreitschule der 25jährigen Litauerin überreicht. Die Matinee bewies es: Mirga Gražint?-Tyla hat den Young Conductors Award völlig zurecht gewonnen.

Von Horst Reischenböck

91 Anwärter waren es gewesen, aus denen die Jury ihrer drei im Führjahr der  Endausscheidung würdig erachtete. Eine daraus resultierende Pattstellung beendete dann das Votum des Vorsitzenden Ingo Metzmacher. Nicht, weil es sich um einen weiblichen Teilnehmer handelte, sondern ihres Einsatzes für die zeitgenössische Musik wegen.

Was Metzmacher vermutlich nicht wusste: Das Bundesland Salzburg und Litauen verbindet eine lange partnerschaftliche Beziehung, die Hauptstadt Vilnius wiederum ist Partner der Stadt Salzburg. Litauens Musikleben hat hierorts bisher freilich geringen Widerhall gefunden. Wer kennt hier schon Namen von Komponisten wie Feliksas Bajoras, Vytautas Barkauskas, Vytautas Juozapaitis oder Bronius Kutavi?ius? Von Altmeister Mikolajus Konstantinas ?iurlionis ganz zu schweigen …

So gesehen freut die Wahl doppelt, auch wenn Mirga Gražint?-Tyla diesmal keinen Landsmann, sondern Alfred Schnittke an den Beginn ihres Programms stellte. Sein „Ritual – den Opfern des 2. Weltkriegs zum Gedächtnis“ von 1985 beschäftigt ein Großaufgebot an Ausführenden, das Festspielen einfacher zu Gebote steht. Neben Orgel ein Klavier, ein (übrigens ob der Klangfülle fast schon logischerweise) akustisch  nicht auszunehmendes Cembalo sowie Fernglocken. Dunkle Tam-Tam-Schläge und tiefe Blechbläser steigern sich in einen gespenstisch am Hörer vorüber ziehenden Marsch, der dann zart in höchsten Tönen aus der Ferne verklingt.

Fulminant vom Gustav Mahler Jugendorchester umgesetzt, das seine Besetzung dann für Mozarts C-Dur-Klavierkonzert KV 467 zahlenmäßig reduzierte. Dem Festspiel-Debutanten  Andrius Zlabys perlten die Läufe gerade nur so aus den Fingern und genauso behutsam tupfte er die Klänge zum berühmt gewordenen Andante aus der Tastatur.

Ein Glück beinahe: Der Klavierhocker knarrte, und das haben die Aufnahmetechniker gar nicht so gerne gehört. Also wurde dieser Satz zur Freude aller Verbliebenen noch mal gespielt. Es ginmg ja nicht blkoß um einen ORF-Mitschnitt. Wie in den vergangenen beiden Jahren wird das Konzert auch auf CD herauskommen. Darauf darf man sich schon heute freuen, denn so differenziert in der Klangbalance, so präzise ausgehört in der abwechslungsreichen Mischung der Klangfarben war Igor Strawinskys Ballettmusik „Petruschka“ in ihrer revidierten Fassung von 1947 bislang wohl selten zu hören. Präzise geformt, die Anweisungen vom phänomenalen Orchester willig befolgt, war’s eigentlich mehr als bloß festspielwürdig. Nämlich schlicht und einfach sensationell. Bleibt die Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen!

Zu hören am 1. September um 15.05 in Ö1/Apropos Musik
Bild: SF /Silvia Lelli
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