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Ein Stelldichein der Stars von morgen

FESTSPIELE / YSP / ABSCHLUSSKONZERT

20/08/12 Seit fünf Jahren gibt es das von der Credit Suisse finanzierte Young Singers Project bei den Festspielen. Von 160 Kandidaten kamen heuer sechzehn zum Zug, aus Russland, Israel, Ungarn, Italien, Kanada, Australien, Schweiz, Tschechien, Deutschland und Österreich. Das Abschlusskonzert mit der Camerata Salzburg unter der höchst umsichtigen Leitung von Theodor Guschlbauer fand begeisterte Zustimmung.

Von Elisabeth Aumiller

Arien und Szenen aus Opern von Händel, Mozart, Donizetti und Rossini fügten sich zur gut ausgewählten  Programmabfolge, die sich als spannend und  gesanglich abwechslungsreich den Zuhörern präsentierte und vor allem sehr geschickt auf die stimmlichen Qualitäten der Sänger zugeschnitten war. Das Niveau war deutlich höher als im Vorjahr. Es fiel auf, dass das Ensemble eine breite stimmliche Farbpalette zeigte, dass man sich bei der Auswahl nicht nur an den technischen Fertigkeiten der Jungsänger orientierte, sondern auch Augenmerk legte auf die Verschiedenheit und  Individualität persönlicher Stimmfarben.

Die vier Sopranistinnen waren gänzlich unterschiedlicher Natur in Persönlichkeit und Stimme.

Bereits in großen Rollen erfahren und mit großer Höhenbegabung ausgestattet ist die Russin aus St. Petersburg Olga Pudova. In der Rachearie der Königin der Nacht brillierte sie mit gestochenen Staccati, geläufigen Triolen und zupackender Verve. Die quirlige ungarisch-slowakische Maria Celeng bündelte ihr forsches Temperament und sang innig-anrührend die Rosenarie aus „Le Nozze die Figaro“. Mit charmanter Bühnenpräsenz, darstellerischer Begabung und  ausdrucksvoller Mimik punktete die Australierin Valda Wilson. In Händels Rodelinda- Arie zeigte sie leuchtende Höhe, gute Triller und die Koloraturen schön in die Gesangslinie eingebunden. Lyrische Farbe fand sie als Pamina im Duett mit Papageno. Als reizende Papagena gefiel die aus Jerusalem stammende Israelin Anat Edri mit  leuchtender Höhe und  tragfähig klingender Sopranqualität eigener Prägung.

Die Stimmen der beiden Mezzosopranistinnen, der Italienierin Adriana Di Pola und der Israelin Hagar Shavit mischten sich vorzüglich im Duett aus Händels „Giulio Cesare“.  Sharvit ist ein heller lyrischer Mezzo, der in Cherubinos „Voi che sapete“ mit guter Stimmführung  reüssierte. Ein Meisterstück lieferte die Sizilianerin Adriana di Pola mit der Kavatine „Cruda sorte“ aus Rossinis „L’ Italiana in Algeri“. Ihr schöner Mezzo in sattem dunklem Ton hat eine sehr persönliche Note und  sitzt technisch hervorragend. Sie hat Ausstrahlung und Spieltalent und versteht es wunderbar, den vom Wort ausgehenden Ausdruck in die Stimme einzufärben.

Vier Tenöre ganz unterschiedlichen Timbres und Temperaments: Der höchste und hellste von ihnen ist der Innsbrucker Paul Schweinester, der sich hier mit der Cavatina des Almaviva aus „Il Barbiere di Siviglia“ mit Geläufigkeit und gutem Stimmsitz als fabelhafter Rossini-Tenor empfahl. Eine schöne lyrische Farbe besitzt der Schweizer Mauro Peter. Ausgeglichen in der gesamten Tessitura sang er mit differenziertem Ausdruck Belmontes Arie „Konstanze! Dich wiederzusehen“ aus der „Entführung“. Manuel Günther aus Schwerin zeigte in der Arie des Bajazet aus Händels „Tamerlano“ gute Koloraturgeläufigkeit. Allerdings entstand der Eindruck, dass er sich in der tief gelegenen Arie nicht so ganz wohl fühlte. Der Wiener Clemens Kerschbaumer gab einen spiellaunigen Ferrando im Terzett aus Mozarts „Cosi fan tutte“. Seinem kernigen Tenor wünschte man noch etwas mehr Obertonqualität in der Höhe.

Die tiefen Stimmen waren mit zwei Baritonen und drei Bässen bestens vertreten. Der österreichische Bariton Philippe Spiegel empfahl sich als sympathischer spielbegabter Papageno. Ein ausdrucksstarker Sänger ist der kanadische Bariton Philippe Sly. Seine schöne Stimme hat lyrische Qualität und trägt gut auch im Piano. Als Mozarts Guglielmo  ebenso wie als Malatesta im Duett „Cheti, cheti, immantiente“ aus Donizettis Don Pasquale punktete er mit gutem Parlando, mit nuancenreicher und pointierter Gestaltung. David Steffens aus Bayerisch Gmain nennt eine dunkle, persönlich timbrierte Bass-Stimme  sein eigen, die auf viel verprechende Entwicklungsmöglichkeiten hinweist. Mit gut fokussiertem Stimmsitz und deutlich in der Aussprache sang er einen aufmüpfigen Bartolo aus „Le nozze die Figaro“. Der Rumänien-Ungar Zoltan Nagy stellte als Alfonso und Don Pasquale imponierend sein kräftiges Stimmmaterial vor. Und der Brünner Bass Jan Š?áva triumphierte als Osmin, dessen orgelnde Tiefe noch wachsen wird.

Zum Höhepunkt schlossen sich alle zusammen im großen Concertato zu 14 Stimmen aus Rossinis „Il Viaggo a Reims“ und bewiesen ihre Professionalität im schön ausgewogenen Ensemblesingen, dem dann am Ende die Sopranistinnen Pudova und Celeng übermütig einen fulminanten Spitzenton draufsetzten.  Als Überraschungszugabe stimmte dann zu guter Letzt Clemens Kerschbaumer Carl Zellers „Schenkt man sich Rosen in Tirol“ an, in das alle übrigen  im Chor einfielen und damit den begeistert akklamierten Schlusspunkt zum äußerst gelungenen Jungsängerkonzert setzten.

Bilder: dpk-Elisabeth Aumiller

 

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