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Aufforderung zum Tanz

FESTSPIELE / MOZART-MATINEE / INGO METZMACHER

05/08/13 Verschiedene Facetten von Tanzmusik mit dem Mozarteumorchester unter Ingo Metzmacher. Zum Tanzen animiert die augenblickliche Sommerhitze nicht wirklich. War auch das der Grund, warum der Große Saal des Mozarteums am Samstag (3.8.) nur zu rund Zweidritteln gefüllt war?

Oliver Schneider

122Der schwache Besuch war außergewöhnlich ist, sind doch die Matineen sonst höchst beliebt und Cash-Cows der Festspiele. Oder lag es am scheinbar schwer verdaulichen Programm mit Werken von Charles Ives und Igor Strawinsky neben jenen des Genius loci? Vielleicht waren die leer gebliebenen Plätze aber auch einfach dem allgemeinen Überangebot an Festspielveranstaltungen geschuldet.

Schade jedenfalls, zumindest für Charles Ives‘ „Four Ragtime Dances“ und Strawinskys „Danses concertantes“. Ganz besonders Ives‘ frühe Tänze, in denen der amerikanische Komponist Ragtime-Elemente mit protestantischer Kirchenmusik verbindet, liegen Ingo Metzmacher am Herzen. Nur schon wenn man ihn am Pult betrachtet, wie er sich tänzelnd und wiegend im Rhythmus der Musik bewegt, spürt man dies. Ives wäre aber nicht Ives, würde er dem Hörer nur Hörgenuss bereiten. Immer wieder konterkariert er die Erwartungen an gefällige Linien mit scharfen Dissonanzen. Besonders plastisch erklang der abschließende vierte Tanz mit seinen überraschenden solistischen Einsätzen und rasanten Crescendi. Allerdings lag auch die erreichte Lautstärke am oberen Limit für den intimen Saal.

Aus Strawinskys neoklassischer Periode stammen die zunächst für das Konzertpodium komponierten Danses concertantes, die 1942 uraufgeführt wurden. George Balanchine stellte seine Choreographie zu den Tänzen mit ihren ungleichmässigen Rhythmen gut zwei Jahre später mit seinen „Ballets Russes de Monte Carlo“ vor. Auch hier überzeugten Metzmacher und das Mozarteumorchester – vor allem die Holzbläser – ohne Wenn und Aber.

Durchwachsen der Befund in Sachen Mozart. Seine sechs Tänze KV 571 und die Serenade in D-Dur KV 204 umrahmten die beiden jüngeren Werke. Metzmacher setzte in den bürgerlichen Tanzalternativen zum höfischen Menuett, aus denen sich später der Walzer entwickelte, vor allem auf die Kontraste in den verschiedenen Teilen eines Tanzes. Die ruhigeren Mittelteile gerieten dabei schön ausdifferenziert, währenddessen die Rahmenteile in erster Linie an der zu hohen Grundlautstärke krankten. Das wirkte trocken und derb.

Einen besseren Zugang schien Metzmacher zur das Konzert beschliessenden Serenade mit dem vorangehenden Marsch KV 215 zu haben. Energiegeladen erklang das einleitende Allegro assai. Konzertmeister Frank Stadler übernahm souverän im quasi integrierten Violinkonzert – den Sätzen zwei bis vier – den Solopart. Im Andante konnten noch einmal die Holzbläser mit lyrischen Linien punkten. Doch alles in allem bleibt auch bei diesem Werk der Eindruck zurück, dass Metzmacher und das Orchester dem Diamant nur den Rohschliff verpasst haben. Der Feinschliff wäre noch nachzuholen.

Bild: SFS / Silvia Lelli

 

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