asdf
 

Mahler schlägt zurück

FESTSPIELE / SIMÓN BOLÍVAR SYMPHONY ORCHESTRA / DUDAMEL

05/08/13 Mit der „Achten“ und vor allem der „Dritten“ von Gustav Mahler boten Gustavo Dudamel und das Simón Bolívar Symphony Orchestra anregende Erlebnisse. Mahlers Symphonie Nr. 7 dagegen wies die Lateinamerikaner deutlich in ihre Schranken.

Von Heidemarie Klabacher

127Ein anderes Orchester, ein Dirigent von weniger Temperament und mehr Bedacht, hätte sich vielleicht gar nicht hineinhetzen lassen, in diesen Marathon: In kaum eineinhalb Wochen standen für das Simón Bolívar Symphony Orchestra drei der größten Brocken nicht nur des symphonischen Schaffens von Gustav Mahler auf dem Programm.

Die „restlichen“ Werke im Zyklus der Gesamtaufführung aller neun Mahler-Sinfonien teilen die Wiener Philharmoniker, die Sinfonieorchester von BR, ORF und SWR sowie das Gewandhausorchester unter sich auf. (Die „Erste“ mit dem El Sistema-Kinderorchester aus Venezuela unter Sir Simon Rattle wird sich aus sozialen und emotionalen Gründen der Kritik ohnehin entziehen.)

Die drei Schwergewichte jedenfalls hat Gustavo Dudamel geschultert – und ist letztlich an der Symphonie Nr. 7 e-Moll laut aber keineswegs grandios gescheitert. Die Holz- und Blechbläser waren spielten nach wie vor präzise und klangvoll, die Streicher hatten am Samstag (3.8.) Abends im Großen Festspielhaus sogar mehr Präsenz und Strahlkraft als vor ein paar Tagen in der „Dritten“.

Gustavo Dudamel schien freilich angesichts der „Siebten“ sein durchaus kontrollierter und kontrollierender Witz zu verlassen: Er ließ lärmen, toben und knallen. „Fortissimo“ schien über lange Strecken, vor allem des ersten und fünften Satzes, Schlachtruf und einziges Gestaltungsprinzip zu sein. Unorganische Temposchwankungen zeugten vom fehlenden Plan des Dirigenten. Witz und Ironie wurden aller Wirkung beraubt. Was herauskam war eine unzusammenhängende und unstrukturierte Aneinanderreihung von Genreszenen – besonders auch in den beiden geheimnisvollen „Nachtmusiken“.

Keine Spur davon, dass in diesem Werk ein Komponist mit den Grenzen seiner und seiner Zeit Ausdrucksmöglichkeiten ringt, hinüberblickt in eine „Moderne“, die sich wie Schatten an der Wand der Höhle abzeichnet – und sich seinem Zugriff entzieht.

Dem Publikum war’s egal. Es tobte, wie das Ritual bei den Konzerten der El Sistema-Ensembles es vorschreibt. Ob jemandem der Unterschied zum Konzert der Wiener Philharmoniker unter Zubin Mehta vormittags am selben Ort mit Mahlers „Fünfter“ aufgefallen ist…

Bild: SFS / Silvia Lelli

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014