Glänzende Mozart-Perlen
FESTSPIELE / MOZARTMATINEE / RUDOLF BUCHBINDER
11/08/13 Eine Mozart-Matinee, ausschließlich mit Musik von Mozart, und dann gleich drei große Klavierkonzerte: Große Begeisterung der animierten Zuhörerschaft für Rudolf Buchbinder und das Mozarteumorchester.
Von Elisabeth Aumiller
Als Pianist und Dirigent in Personalunion erfreute und beeindruckte Buchbinder mit souveränem Spiel, mit profunder Werkkenntnis und mit scheinbarer Leichtigkeit. Die stupende technische Geläufigkeit war die selbstverständliche Basis für luftig schwerelose Beweglichkeit der teilweise flotten Tempi, die ihren Gegenpart im feinsinnigen Auskosten inniger Kantilenen fanden. Buchbinder hat eine Reife des Spiels entwickelt in gut tarierter Balance zwischen spielerischer Brillanz, stimmiger Mozart-Phrasierung und Gefühlsausdruck. Er scheint seinen Tönen jedoch nicht nachzulauschen, sondern sie vorauszudenken, bevor sie seine Finger zu Klang formen. Das gibt der Musik eine gewisse Frische, ungebremste Beweglichkeit und scheinbare Unkompliziertheit. Grundlegend ist auch der Eindruck, dass Buchbinder in seiner Mozart-Interpretation keine pianistischen Manieriertheiten vorzuführen gesonnen ist, sondern den freien Fluss der Musik in dynamischer Schattierung bevorzugt.
Im A-Dur Konzert KV 488 war im ersten Satz die Korrespondenz zwischen Mozarteumorchester und Pianist/Dirigent noch nicht nahtlos, man brauchte etwas Aufwärmzeit, um sich miteinander einzuschwingen. Das gab sich dann rasch und in Folge wurden Musiker und Pianist zu fabelhaften Partnern. Den Zauber des Adagiosatzes leitete Buchbinder mit empfindsamer Intimität ein, gab der melancholischen Poesie zarte Form, jedoch in unsentimental klarer Tongebung fein phrasiert. Die Holzbläser mit Klarinettenpräsenz antworteten in korrespondierender Stimmung der Moll-Farbe. Das virtuose Allegro eilte in festlich- heiterer Spiellust dahin.
Etwas weniger populär ist das Es-Dur-Konzert KV 482, das während der „Figaro“-Zeit entstand. Buchbinder führte den Klavierpart mit großer Sorgfalt aus, motivierte gleichzeitig das Orchester zu gemessen zügigen Tempi. Auch hier hatten die Bläser wieder charmant gewichtiges Sagen, im Andante nahezu solistische Stellung. Die Flöte setzte Glanzlichter, Klarinette und Fagott zogen nach und die Hörner mischten mit. Buchbinder brachte hier mit farbigem Anschlag variierte Themen zu feiner Blüte. In seinen eigenen Kadenzen gab er dem Klavier durchaus die Möglichkeit, Bravour zu zeigen, machte aber kein „eigenes“ Klavierkonzert daraus, sondern blieb stilistisch integriert Mozart verpflichtet. In frischem Wechselspiel bewegten sich im Finalrondo Klavier und Bläser, von den Pizzicati der Streicher umflirrt und vereinten sich zu melodisch eingängigem Fließen.
Im beliebten d-Moll-Konzert KV 466 ist die geheimnisvolle Mollfarbe vom ersten Takt an vorherrschend. Statt Klarinetten sind hier die Oboen im Einsatz. Buchbinder nützte die exponiertere Position des Klaviers zu markanter Tongebung, ließ auch pianistisch zupackende Elemente zu, dies vor allem in der von Beethoven stammenden Kadenz. Buchbinder und die Orchestermusiker gaben dem dramatischeren Ausdruck dieses Konzertes vitale Form und spannungsvolle Energie und machten zum Schluss die sieghafte Wendung nach Dur zum festlich volltönenden Ausklang.