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Dichtung in den Öffis

GLOSSE

Von Werner Thuswaldner

15/08/20 „Maske auf, Naserl rein, so muss das sein“. Welcher österreichische Poet, welche Poetin diesen Reim, der als Durchsage in den öffentlichen Verkehrsmitteln Wiens ertönt, geschaffen hat, ist nicht bekannt.

Paula Preradovic kann es nicht gewesen sein, weil sie schon seit 1951 nicht mehr am Leben ist. Dass ihr nach der Bundeshymne noch ein zweiter Knüller gelungen sin könnte, wäre ihr zuzutrauen.

Ist der geschmeidige Vers aus einem Wettbewerb hervorgegangen? Hat ihn ein Beamter geschaffen? Österreichische Beamte haben, wenn sie nicht genug ausgelastet waren, schon oft hervorragende Dichtung geschaffen (man denke an Grillparzer). Vielleicht war es sogar ein Nobelpreisträger, dem der Vers an einem Wiener Kaffeehaustisch eingefallen ist.

Ein verniedlichender Aspekt ist nicht zu übersehen, denn es wird vorausgesetzt, dass Wiener zur Zierde ihres Antlitzes durchwegs ein „Naserl“ im Gesicht haben und nicht etwa einen dominanten Riecher. Dichtung und Wahrheit liegen bekanntlich manchmal weit auseinander.

Eine Vertonung der leicht zu merkenden Zeilen wird hoffentlich bald folgen.

 

 

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