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Ein Durcheinander von Blinklichtern?

KOMMENTAR

Von Reinhard Kriechbaum

09/12/20 Von Leuchtturmprojekten ist gerne die Rede, wenn die Politik viel Geld in die Hand nimmt, um etwas entstehen zu lassen, was die Ausstrahlung eines Ortes steigern und – darum geht’s letztlich – Gäste von auswärts ansprechen soll.

Vom kultur-touristischen Standpunkt aus hat ein Belvedere Salzburg durchaus Charme. Guggenheim Venedig funktioniert ja auch. Man hört von Touristen, die nicht nur mit dem Vaporetto dran vorbei gefahren sind. Dass die Marke Belvedere mehr zieht als Salzburg Museum, müssen selbst eingefleischte Lokalpatrioten zugeben. Außerdem schlägt so manches im Belvedere Depot an kunsthistorischer Bedeutung die besten Stücke hierzulande. Wenn der eine oder andere Schiele aus dem Depot befreit wird und sich auf Dauer nach Salzburg verirrt, ist das nur gut. Das Belvedere ist ja für viele Epochen der Kunstgeschichte gut aufgestellt. Im Bereich der mittelalterlichen Kunst sollten sich deutlich mehr Salzburg-Bezüge schlagen lassen als beispielsweise aus dem Fin de Siècle heraus. Das könnte also funktionoieren, über bloß organisatorische Synergieeffekte hinaus.

Also eine klassische Win-Win-Situation, mit den veranschlagten dreißig Millionen Euro obendrein durchaus im Bereich des Vertretbaren? Das könnte man so sagen. Aber halt! Da gibt es doch ein Großmuseum in Steinwurf-Entfernung. Das DomQuartier ist erst fünf Jahre alt. Es ist derzeit das absolute Museums-Highlight in Salzburg. Ob des Gleichklangs an Räumen und Schaustücken verströmt es zumindest gleich viel „Lokalkolorit“ wie das Salzburg Museum. Aber die Gäste der Stadt sind ein hartnäckiges Volk. Sie picken für sich beinhart nur das wirklich Idiomatische heraus. Drum ist trotz DomQuartier die Festung Hohensalzburg unvergleichlich mehr gefragt. Und dann sind da noch die Mozart Museen oder die Wasserspiele in Hellbrunn. Und wenn schon Kunst allein: Das Museum der Moderne gäb's auch noch. Belebt wirklich jede Konkurrenz das Geschäft?

An Leuchttürmen ist wahrlich kein Mangel am Ort. Also mischen sich in die jetzt verkündete Euphorie doch leise Zweifel, die erst zerstreut sein wollen. Leuchttürme machen nur dann Sinn, wenn sie nicht zu dicht beieinander stehen. Ihr Zweck ist die Orientierung, nicht ein munteres Durcheinander von Blinklichtern.

Zur Meldung „Eine besondere museale Erzählung“

 

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