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Baulöwe und Mäzen

TODESFALL / MAX SCHLERETH

23/02/21 So recht kommuniziert hat die Universität Mozarteum nie, warum ihr größter Veranstaltungssaal seit Herbst 2019 nicht mehr Großes Studio, sondern Max Schlereth Saal heißt. Wir haben, ehrlich gesagt, auch nie nachgefragt. Die Parte jetzt hat uns aber neugierig gemacht.

Von Reinhard Kriechbaum

Max W. Schlereth also ist kürzlich im Alter von 91 Jahren in Wien gestorben. Für sein von ihm nie an die große Glocke gehängtes Engagement als Mäzen der Universität Mozarteum wurde er – das lesen wir in der Parte – schon 2002 zum Ehrensenator ernannt. Er hatte sich damals vor allem um den Internationalen Mozartwettbewerb verdient gemacht. Dass das Große Studio schließlich nach ihm benannt wurde, hatte damit zu tun, dass die Technologie dieses Veranstaltungsraumes dank seiner Zuwendungen umfassend erneuert werden konnte.

Wer also war dieser großzügige Spender? Als einen der letzten „Baulöwen“ der Nachkriegszeit würdigt die Süddeutsche den Verstorbenen. Wir müssen uns also einen deutschen Richard Lugner vorstellen. Aber der kulturelle Horizont des gebürtigen Münchners und zuletzt Wahlwieners ging deutlich über den Opernball hinaus. Das große Geld hat er mit seinem Bauimperium Deba (später Derag) gemacht. Es galt zeitweise als größter Bauträger in Deutschland. Das Olympische Dorf in München ist das bekannteste Projekt von Schlereth, der gerade in München viele Bau-Spuren hinterlassen hat: die Parkstadt Solln, den Dante-Park, das Österreicher-Viertel in Laim und den Fuchsbau in Schwabing.

Eine schillernde Persönlichkeit jedenfalls nicht nur in Baubranche, wie ein Absatz im Nachruf der Süddeutschen anschaulich umreißt: „Sein Leben könnte man sich auch gut als Vorlage für einen Film von Helmut Dietl vorstellen. Wenn einer 1951, mit Anfang 20, ein Bauunternehmen gründet, zu märchenhaftem Reichtum inklusive eigener Yacht in Monte Carlo gelangt und dann noch einen Filmstar aus dem Morgenland heiratet, dann ist das schon mal was.“ Seine Sammlung präkolumbianischer Kunst gilt als eine der größten in Europa. Schlereth war Generalkonsul von Ecuador. „Und wenn er dann noch ein Spezl von Franz Josef Strauß gewesen ist, dann ist das Drehbuch ja eigentlich schon so gut wie geschrieben“, heißt es in der Süddeutschen. Für den Ruf eines Politikers war es nicht unbedingt förderlich, wenn er Urlaub auf Schlereths 48-Meter-Luxusyacht machte – das soll den sächsischen CDU-Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf einst fast um sein Amt gebracht haben.

Das Mozarteum und dessen Sudierende waren jedenfalls oft Nutznießer von Schlereths kulturellen Förderambitionen: „Stets war es dem Ehrensenator ein großes Anliegen, Studierende zu unterstützen und Stipendien für die Sommerakademie bereitzustellen“, würdigt die Universität Mozarteum. „Zuletzt förderte er die zeitgenössische Musik im französisch-österreichischen Akademieprojekt ARCO.“

Bild: Universität Mozarteum

 

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