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Alle Augen auf mir

IM PORTRÄT / ELISABETH SCHMIRL

09/12/11 Sie ist oft angefragt und damit beinah omnipräsent im Salzburger Ausstellungsreigen. Das hat wohl damit zu tun, dass Elisabeth Schmirl ihre Motive gleichsam auf der Straße, auf dem elektronisch-virtuellen Highway, findet. Das aktuelle Frauen-Bild trifft und interpretiert sie punktgenau.

Von Reinhard Kriechbaum

altWie sich Frauen im Netz selbst darstellen, ihre Posen, Tätigkeiten, Freizeitbeschäftigungen: Das ist ein Spiegel zum Selbstverständnis einer Generation. Auch wenn sich all jene, die sich gerne und freiwillig der öffentlichen Beäugung ausliefern, verkleiden und verstellen, wenn sie also scheinbar „gekünstelte“ Posen einnehmen, lässt das tief in die Seelen heutiger Menschen blicken. Das Motto: „Alle Augen auf mir.“

"Elisabeth Schmirl begegnet der digitalen Bilderflut unserer heutigen Zeit, dem fast manischen Zwang der Selbstzurschaustellung einer so genannten facebook-Generation, indem sie eine Auswahl solcher digitalen Selbstporträts aus dem Internet extrahiert und als Malerei reproduziert. Dabei ist sie auf der Suche nach optischen Attributen – Mimiken, Gesten, Haltungen – die das Spezifische einer jungen, zumeist weiblichen, Generation ausmachen.“ So die Jury, die damit Elisabeth Schmirls Weg zu ihren Modellen beschreibt.

Das Internet also ist der Präsentierteller, von dem sich Elisabeth Schmirl, eine bienenfleißige Porträtistin, Bissen um Bissen schnappt. In ihren Ölbildern nimmt sie manchmal die Farbe zurück, blendet aus den Gesichtern das entscheidende Eigene aus. Damit entstehen Destillate von heutigen Befindlichkeiten. Es wird einem vor diesen Arbeiten bewusst, dass die neuen virtuellen Welten Schleusen geöffnet haben: Das klassische „Selbstporträt“ ist längst nicht mehr jenen vorbehalten, die mit Stift oder Pinsel umzugehen verstehen. Eine Handy-Kamera und ein wenig Speicherplatz im Netz reichen, um sich – wie auch immer – selbst darzustellen.

Bei der malerischen Auswertung dieser unerschöpflichen Quelle ist Elisabeth Schmirl ganz vorne dran. Sie bildet ab und sie interpretiert weiter. Manchmal setzt sie ihren Protagonistinnen Tiermasken auf. In einer Werkfolge verschneidet sie die Posen im Internet mit Motiven auf vergilbten Familienfotos aus der Jahrhundertwende. So entstehen also Weiter-Deutungen, wobei wichtiger als das einzelne Bild die Werkgruppen sind: Elisabeth Schmirl malt das Design einer Generation nach.

Gemeinsam mit Stefan Heizinger und Bernhard Lochmann hat Elisabeth Schmirl 2006 den Salzburger Kunstraum „periscope“ gegründet. Da geht es vor allem um disziplinübergreifende Projekte, vor allem der jungen Künstlergeneration am Ort. Nun hat Elisabeth Schmirl, 1980 in Salzburg geboren, den vom Land Salzburg zur Verfügung gestellten Förderpreis des Salzburger Kunstvereins bekommen, eine Auszeichnung in der Höhe von 3000 Euro.

Die Künstlerin im Internet: www.schmirl.org
Buchtipp: „Elisabeth Schmirl, Hinter den Spiegeln. Artbook, 2011 - www.artbook.at
Bilder: Salzburger Kunstverein; www.schmirl.org

 

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