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Der „Big Ben“ von Radstadt?

IM PORTRÄT / HANNES RAFFASEDER

31/05/12 Nein, wir verraten nicht, was konkret da eine Woche lang über den Stadtplatz von Radstadt hallen wird ab Samstag (2.6). Es ist eine von zwei Klang-Installationen, die der Komponist und Medienkünstler Hannes Raffaseder für die Paul Hofhaimer Tage von 1. bis 9. Juni geschaffen hat.

Überlegungen von Hannes Raffaseder zur akustischen Signation unter dem Motto „Pausen.Zeichen“: „Vor gar nicht so langer Zeit waren es die weit übers Tal hörbaren Kirchenglocken, die unsere Zeit strukturierten. Heute reagieren wir eher auf die Signale unserer Smartphones und Computer.“ Pausen würden, so Raffaseder, „in unserer Gesellschaft nur mehr selten bewusst zu gemeinsam festgesetzten Zeiten gehalten“. Die Hektik, die Geschwindigkeit und Geschwätzigkeit unseres Alltags erlaube es uns kaum mehr, gemeinsam innezuhalten. Wird es gelingen, im wahrsten Sinn des Wortes abzuschalten, wenn Raffaseders „Pausensignal“ vier Mal täglich aufgedreht wird? Jeweils um 9, 12, 15 und 18 Uhr ist – theoretisch jedenfalls – in Radstadt Pause angesagt.

Der bewusste Umgang mit dem Klang ist dem Komponisten und Klang-Monteur Hannes Raffaseder ein entscheidendes Anliegen. Als Komponist und Medienkünstler ist der 1970 in Freistadt in Oberösterreich geborene Künstler international tätig. Zu seinen Werken zählen neben zahlreichen Kompositionen (u.a. Orchesterwerke, Kammer- und Vokalmusik, Live Elektronik) auch Klanginstallationen und multimediale Projekte. Auch als Kurator des „Klangturms“ in St. Pölten lockt er Menschen zu einem bewussteren Umgang mit dem Klang-Sinn - was vor allem ein Bewusstsein für das kostbare Gut Stille voraussetzt.

Still ist es ja auch in Gasthäusern nicht, deshalb hatte Raffaseder für die Hofhaimer Tage auch die Idee zum Projekt „Stuben.Musik“, das beim Gasthof Torwirt (Hoheneggstraße 12) stattfinden wird – ebenfalls ganztägig während des Festivals von 8 bis 20 Uhr. Früher war es ja selbstverständlich, dass in Wirtsstuben auch musiziert, gemeinsam gesungen wurde. „Auch wenn sich das heute vielleicht noch in den Begriffen ‚Stubenmusi’ und ‚Kammermusik’ spiegelt, findet das gemeinsame, aktive Musizieren kaum mehr statt“, bedauert Raffaseder.

Mit seiner Klanginstallation will er dieser tönenden Vergangenheit beim Wirt nachspüren und hat Musik, Gesänge und Gesprächsfetzen montiert: „Wie verstaubte oder vergilbte, vielleicht schon zerrissene, jedenfalls vom Lauf der Zeit veränderte Bilder sind diese akustischen Ereignisse aber nur mehr schemenhaft hörbar. Sie überlagern zum Gemurmel aus vergangenen Zeiten und überziehen den Raum mit klingender Patina.“ Raffaseder über die Wirkung der Klangmontage: „Die Töne, Klänge und Geräusche bleiben zwar leise und unaufdringlich im Hintergrund, öffnen aber einen weiten Hör-Raum, der zur bewussten Wahrnehmung und zu imaginären Reisen in eigene Erinnerungen einlädt.“

An der Fachhochschule St. Pölten leitet Hannes Raffaseder das IC\M/T - Institut für Creative\Media/Technologies und den Masterstudiengang Digitale Medientechnologien. In Salzburg ist Hannes Raffaseder kein Unbekannter. Gemeinsam mit Wolfgang Seierl veranstaltet er das KomponistInnenforum Mittersill (www.kofomi.com) und mit ihm betreibt er auch das CD-Label einklang-records (www.einklangrecords.com).

Zum Auftakt der Hofhaimer Tage in Radstadt wird er morgen Freitag (1.6.) vor dem Konzert des Mozarteumorchesters den Festvortrag halten. - www.daszentrum.at
Bilder: www.raffaseder.com / Kurt Höbst
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