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MOZARTWOCHE / MOZART-KINDERORCHESTER

06/02/23 Das Mozart-Kinderorchester feierte sein zehnjähriges Bestehen am Sonntag (5.2.) im Großen Saal. Es wäre sehr schade, wenn tatsächlich dies und ein Konzert für Schulklassen am Montag die letzten Auftritte gewesen wären. Es ist sehr zu hoffen, dass es trotz des angesagten Sparprogramms der Stiftung Mozarteum zu einem Weiterleben mit neuen Partnern kommt.

Von Gottfried Franz Kasparek

Das „aktuelle“ Kinderorchester der Sieben- bis Dreizehnjährigen begann das gar nicht so an „Hits“ orientierte Programm mit der Ouvertüre zur Opera seria Mitridate, re di Ponto. Dies war das erste große Stück des „erwachsenen“ Wolfgang Amadé, denn mit vierzehn Jahren galt man damals nicht mehr als Kind. Die junge Dirigentin Sanja Branković, die am Mozarteum zuletzt bei Hans Graf studiert hat und auch Bläsertrainerin des Kinderorchesters ist, sorgte mit klarer Schlagtechnik für akkurates Spiel. Wesentlich ist natürlich weniger die Perfektion, sondern mehr die sicht- und hörbare Freude, mit der die jungen Leute musizieren.

Es ist heutzutage außerordentlich wichtig, dass klassische Musik spielerisch und niveauvoll vermittelt wird, ganz egal, ob die Kinder später einen professionellen Musikweg einschlagen, Hausmusik machen oder im dringend benötigten Publikum weiterwirken. Genau da sollte nicht gespart werden. Übrigens begann das verdienstvolle Projekt 2013 nicht nur mit Mozart, sondern auch mit der Uraufführung eines Stücks von Johannes Maria Staud. Daran sollte man anknüpfen, durchaus im Sinne Mozarts.

Intendant Rolando Villazón, als Moderator angekündigt, gab nur ein paar wie immer launige Begrüßungsworte von sich und überließ das Mikrophon Antje Blome-Müller, die seit Beginn das Orchester begleitet und leider demnächst der Stiftung Mozarteum den Rücken kehren wird. Von der drohenden Einstellung des Projekts war keine Rede. Das Besondere an der Sache ist, dass es nicht bloß eine Vereinigung des sozusagen seit der Geburt geförderten Nachwuchses der Profi-Musikszene ist, sondern auch vielen anderen begabten Kindern aus Salzburg und Oberbayern Chancen verschafft. So gibt es schon eine ganze Reihe von erfolgreich weiter studierenden Alumni, die nur zum Teil bekannte Zunamen tragen. Vier davon spielten als Streichquartett mit Verve den 2. Satz des Divertimentos KV 137. ein ganzes „Jugendorchester“ begleitete zwei Solisten aus den eignen Reihen. Der Salzburger Alexander Paulweber, Jahrgang 2006, glänzte mit dem Rondo-Finale aus dem Hornkonzert KV 417 und der 2008 im bayerischen Raubling geborene „Jugend musiziert“-Preisträger Andreas Pihusch mit dem ersten Satz aus dem Violinkonzert KV 211.

Im Lauf des Nachmittagskonzerts wechselten einander Sanja Branković sowie die beiden bisherigen Leiter Christoph Koncz und Peter Manning am Dirigentenpult ab. Im rauschenden Finale vereinigten sich Kinder und Jugendliche zu einem „Jubiläumsorchester“ von siebzig Musizierenden. Es sage niemand, dies sei mit historischer Informiertheit nicht vereinbar. Ab etwa 1770 formierten sich in Paris und London erste Orchester mit einer festen Besetzung von über sechzig Musikern (die ersten Musikerinnen kamen selten, aber doch gegen Ende des Jahrhunderts dazu). Schon früher hatte man mitunter die Kollektive in großen Räumen aufgestockt. Und so erklang diesmal die auf der Höhe der Zeit von 1772 befindliche, kommende Meisterschaft ahnen lassende A-Dur-Symphonie KV 134 mächtig, frisch und energisch. Zwei Einwände seien gestattet. Von Pariser Orchestern weiß man, dass der Bläseranteil höher war – diesmal konnte man zwar die vier Hörner, aber weniger die zwei Flöten hören. Und ein Cembalo wird in dieser Besetzung zu einem nur selten verschämt zirpenden Stummfilm-Requisit. Doch tat dies der Lust am Spiel und der festlichen Stimmung im Saal keinen Abbruch.

Der große Jubel wurde mit einer gleich zweimal gespielten Zugabe belohnt – und da stimmte sogar die Balance, denn eine famose, siebenköpfige Bläsergruppe und zwei perfekt swingende Schlagzeuger aus den Reihen des Orquestra Iberacademy aus Kolumbien haben mit dem „Jubiläumsorchester“ und der Dirigentin ein mitreißendes „Mozart-Medley“ gemixt, frei nach dem Motto „Wolferl goes Latin“.

Bilder: ISM / Wolfgang Lienbacher
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