Gottvertrauen und Geburtstagsjubel
BACHWERKVOKAL / JUBILÄUMSKONZERT
20/05/25 Am 26. April 2015 stellte sich Gordon Safari mit seinem Ensemble BachWerkVokal erstmals in der Christuskirche vor. Damals endete das Konzert mit Jesu bleibet meine Freude und das Publikum durfte mitsingen. Beim Jubiläumskonzert am 18. Mai war es wieder soweit.
Von Gottfried Franz Kasparek
In zehn Jahren ist das Ensemble nicht nur unverzichtbar in Salzburg geworden, sondern auch eine international gefeierte, auf mehren CDs dokumentierte Institution. Der vielseitige Gordon Safari, ein begeisterter und begeisternder Musiker, ist bei weitem nicht nur beim großen Johann Sebastian zuhause, aber der Thomaskantor steht doch im Zentrum seiner Tätigkeiten. Und so galt diesem auch der festliche Abend, der von zwei Chorälen aus der Kantate Herz und Mund und Tat und Leben BWV 147 umrahmt wurde. Nach Wohl mir, dass ich Jesum habe erklang die vierstimmige Motette Lobet den Herrn, alle Helden BWV 230. Der elfköpfige Chor der Solistinnen und Solisten ist zu einem Markenzeichen geworden, ebenso das Orchester, diesmal mit 22 Mitgliedern. Einerseits wird „historisch informiert“ und in großer Transparenz musiziert, andererseits eine weit atmende, gar nicht asketische, sondern sinnlich und intensiv aufgefächerte Klangwelt erzielt.
Gordon Safari, der vor dem allgemeinen Finale des Konzerts bewegende Worte an Publikum und Mitwirkende richtete, hat allen Grund, gesundes Selbstbewusstsein auszustrahlen. „Wir müssen den Mut haben, antizyklisch und risikofreudig zu denken und dann zu handeln, ohne die Bodenhaftung und einen gesunden Realismus zu verlieren“, so schreibt er im Programmheft. Und „wir müssen es schaffen, zu berühren“ und etwas im Publikum „anzurühren. Das ist unser eigentlicher Beruf“. Da denkt man an das bekannte künstlerische Credo Robert Schumanns – „Licht senden in die Herzen...“ Aber auch der alte Bach wollte schon die „Recreation“ des Gemüts erreichen. Es ist BachWerkVokal wieder prächtig gelungen und der Humor kam auch nicht zu kurz.
Eine ernste Kantate voll tiefer Gläubigkeit wie Wer nur den lieben Gott lässt walten BWV 93 birgt textlich auch Stoff zum Schmunzeln. Wenn es in einem Tenor-Rezitativ heißt „Auf Jesu Wort kann er noch einen Zug erlangen“, fühlen sich Gäste diverser europäischer Bahnen direkt angesprochen. Es geht natürlich um das Gottvertrauen, welches in seiner barocken Naivität erfreuen kann. Das Gotteslob durchdringt auch die balsamische Motette Jauchzet dem Herrn, alle Welt BWV 160 Anh,, an deren Komposition wohl Bachs Zeitgenosse Georg Philipp Telemann zumindest indirekt beteiligt war.
Alle Freuden barocker Festlichkeit eröffnen sich im „Dramma prer muica“ anläßlich des 34. Geburtstags der sächsischen Kurfürstin und polnischen Königin Maria Josepha, Gemahlin Augusts III., am 8. Dezember 1733. Mit einem „Dramma“ hat diese Kantate so gut wie nichts zu tun, aber Tönet, ihr Pauken! Erschallet Trompeten! feiert die katholische Fürstin mit musikalischem Glanz, ohne dass der lutherische Komponist sich dabei verleugnen würde. Den herrlichen Vers „Königin! Dies wünschet der Sachse, Königin lebe und blühe und wachse“ kann man dem wunderbaren Ensemble zurufen. Die köstlich blumigen, heutzutage oft unfreiwillig komisch wirkenden Texte wurden zudem in etlichen Rezitativen liebenswürdig bearbeitet, eben als Geburtstagswünsche für BachWerkVokal.
Und jetzt sollte man eigentlich alle 33 Mitwirkenden aufzählen, denn sie alle ergaben ein Weltklasse-Ensemble. „Max und Moritz“. wie Gordon Safari sagte, waren schon vor zehn Jahren dabei – der Tenor Max Kiener und der Flötist Moritz Plasse. Viele sind schon lange dabei, wie die Sopranistin Electra Lochhead mit Glockenstimme und der Evangelist vom Dienst, Alexander Hüttner. Es gelingt immer wieder, hochbegabte junge Studierende an der Universität Mozarteum wie die sensible Sopranlyrikerin Anne Stadler und den soeben als Don Giovanni umjubelten Bassbariton Brett Pruunsild zu verpflichten. Der famose Geiger Martin Osiak ist der langjährige Konzertmeister des Orchesters, Hannah Vinzens nicht nur als hervorragende Cellistin eine wesentliche Partnerin Gordon Safaris. Alle anderen mögen verzeihen, dass sie nur ein Pauschallob bekommen – jede und jeder bürgt für höchste Qualität. Im Anschluss wurde im Pfarrheim noch fröhlich gefeiert und man freut sich schon auf das nächste Unternehmen von BachWerkVokal – am 5. Juli gibt es im Heckentheater, bei Schlechtwetter in der Kirche, die Tageszeiten und andere Kostbarkeiten aus der Feder Telemanns.
Bilder: BachWerkVokal
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