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Schlittenfahrten mit allerlei Tanz

CAMERATA / NEUJAHRSKONZERT

02/01/13 Die Camerata Salzburg ist um Einfälle nie verlegen, geht es darum, den Jahreswechsel stimmig und begeisternd zu gestalten. Diesmal lautete die Devise „Musikalische Schlittenfahrt“. Tänzerisch „garniert“ wurde die Musik durch das Ensemble „Musica et Saltatoria“ und die Brauchtumsgruppe „D’Eglseer“.

Von Horst Reischenböck

Schon vor Jahrhunderten lieferte Leopold Mozart zur Belustigung einer Faschingsgesellschaft in seiner Vaterstadt Augsburg unter dem Titel „Musikalische Schlittenfahrt“ eine akustische Schilderung des Carnevalgeschehens. Das Divertimento wurde übrigens just um den Geburtstermin seines Sohnes dort uraufgeführt.

Wenn es heuer schon von der Optik her draußen nicht weiß war, so sollte doch damit zumindest im Innern des Großen Saal des Mozarteums am Dienstag (1.1.) etwas winterliche Stimmung einkehren. Nach einer Bläserintrada, in die sich eine Melodie von Hoftrompeter  Bartholomäus Riedl mischte, leiteten vorerst Wolfgangs „kleine Nichtigkeiten“, die Ouvertüre zu „Les petits riens“ KV 299b den Nachmittag schwungvoll ein. Danach klingelten die Glöckchen während der Fahrt, der Trompete war Pferdewiehern anvertraut. Die „vor Kälte zitternden und schnatternden Frauenzimmer“ durften sich dann mit ihren Galanen während des Balles aufwärmen: Natalie Gal hatte dazu ein Kleeblatt an Paaren trainiert, um auf dem Tanzpodium hinter dem Orchester stilsicher Kontretänze Wolfgangs und das 2. Menuett aus seiner D-Dur-Serenade KV 320 vor Augen zu führen. Optisch wurde diese Episode zusätzlich amüsant durch den Bühnenauftritt des dem Werk den Namen gebenden Posthornsolisten garniert.

Während einer gedanklichen Ruhepause schwelgte Konzertmeisterin Natalie Chee mit ihrer Geige im Adagio der frühen Cassation KV 63. Danach erinnerte „Musica et Saltatoria“ an Wolfgang als einen der wenigen Komponisten, der selbst tanzen konnte und dies auch leidenschaftlich zur eigenen Freude betrieb. Nicht nur das, er gestaltete in Wien auch die Pantomime „Pantalon und Columbine“ gestaltete. Deren Violinfragment KV 416d vervollständigten Helmut Eder, auch Johannes Hoik. Zuvor aber schon, in den achtziger Jahren, Franz Beyer. Dessen durchaus „mozärtlich“ klingende Einrichtung erklang hier. In die Pause geleitete dann eine weitere „Schlittenfahrt“, die Nr. 3 aus den Deutschen Tänzen KV 605.

In den international geprägten 2. Teil führte der an Anton Bruckners 3. Sinfonie erinnernd abfallende Horneinstieg in den Walzer „Die Schlittschuhläufer“. Es ist da bekannteste Stück von Emil Waldteufel, Hofballdirektor in Paris zu Zeiten von Kaiserin Eugenie, die auch Gast in Salzburgs Residenz war. Nach Richard Eilenbergs „Petersburger Schlittenfahrt“ erinnerte die „Maskenball-Quadrille“ von Johann Strauß II an den einen musikalischen Jahrespatron Giuseppe Verdi, wogegen es im abschließenden Walzer „Winterstürme“ von Julius Fu?ik unüberhörbar „wagnerte“.

Davor hatten weitere Tanzeinlagen den fließenden Übergang von einer „Fata Morgana“ (einer Strauß’schen Polka Mazur) zu Volksmusik gewiesen. Oder von Ecossaisen Franz Schuberts zu fast an Square-Dances gemahnende „Schottische“, die Josef Strauß’ Polka „Winterlust“ abrundete. An dieser Lust fehlte es der fulminant aufspielenden Camerata kein bisschen – und so kündigte man, heftig gefeiert, bereits für den kommenden Silvester „Eine musikalische Reise im Dreiviertel-Takt“ an.

Bild: Camerata Salzburg

 

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