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Ein Werbeclip mit Orpheus

HINTERGRUND / DOMQUARTIER / PFINGSTFESTSPIELE

25/05/23 Orfeo ist das Rundum-Thema bei den Pfingstfestspielen. Die Oper von Gluck sowieso, gleich in zwei Varianten. Und auch jener L'Orfeo, mit dem Claudio Monteverdi quasi die Oper als Kunstform eingeführt hat. Vom „Urknall der Operngeschichte“ schreiben die Festspiele auf ihrer Website aus gutem Grund.

Dieser Urknall war weithin zu hören und wurde auch nördlich der Alpen deutlich vernommen. In Salzburg war man damals total neugierig auf die neuesten Kunstströmungen im Italien am Übergang von der Renaissance zum Barock. Monteverdi hat L'Orfeo 1607 für den Karneval am Hof des Herzogs von Mantua geschrieben. Sieben Jahre später, am 10. Februar 1614, es war Rosenmontag, fand in der Fürsterzbischöflichen Residenz zu Salzburg die erste Aufführung nördlich der Alpen statt. Das war also noch vor der oft zitierten Opernaufführung im Hellbrunner Steintheater am 28. August 1617, über die lange spekuliert worden ist, ob's denn besagter L'Orfeo hätte gewesen sein können.

Die Verbindungen zwischen Salzburg und Mantua waren jedenfalls eng. Erzbischof Markus Sittikus, leidenschaftlich dem Theater und der Musik hingegeben, wollte sogar Bühnenpraktiker aus Mantua nach Salzburg holen, die in der Residenz eine moderne Bühne einrichten sollten.

Francesco Rasi, der in Mantua die Titelrolle in Monteverdis Orfeo gesungen hatte, war 1612 am Salzburger Hof gewesen und hatte Markus Sittikus die Musikhandschrift Musiche da camera e chiesa gewidmet. Es bestand eine enge Beziehung zwischen dem Haus Gonzaga und Markus Sittikus, die sowohl für Theater und Musik als auch für die bildende Kunst – die Friese mit Kampfmotiven im Carabinierisaal etwa – fruchtbar war.

Nicht, dass das alle am fürsterzbischöflichen Hofe gerne gesehen hätten. Markus Sittikus‘ Bruder Kaspar hatte für derlei Theater nicht das geringste Verständnis, er schrieb abschätzig an seinen Sohn: „Viele reden übel von dem großen Geld, so ungespart welschen Musikanten, Comedianten und dergleichen Leuten angehängt wird, und wann sie nit selbst kommen, sogar beschickt werden, und dass eine fürstliche Person wider ihre Reputation selbst große Zeit mit Preparierung solcher Comedien unter disem Gesindel zubringe.“

Wie auch immer: Markus Sitticus, diese „fürstliche Person“ hat sich gerne umgeben mit dem welschen Künstler-„Gesindel“, und die hiesige L'Orfeo-Aufführung ist in die Operngeschichte eingegangen. Salzburg war der erste Ort, an dem die ersten Opernaufführungen außerhalb Italiens über die Bühne gingen.

Jetzt gehören diese Räumlichkeiten zum DomQuartier, und da nutzt man die Monteverdi-Aufführung bei den Pfingstfestspielen, um Werbung zu machen in eigener Sache. „Wir haben die Gunst der Stunde genutzt und nehmen die Monteverdi-Orfeo-Präsenz der Pfingstfestspiele zum Anlass, einen kurzen Video-Clip für das DomQuartier zu drehen. Er wird gepostet und in unsere Musik-App, die neu aufgestellt wird, integriert“, erzählt die Pressedame des DomQuartiers, Sabine Krohn, dem DrehPunktKultur.

Da wird am Samstag (27.5.) Nachmittag also ein illustres Grüppchen aus dem Haus für Mozart hinüberwechseln in den Carabinierisaal der Residenz: der Dirigent Gianluca Capuano, der Sänger der Titelrolle Renato Dolcini und Carlotta Colombo, die zwei Rollen übernimmt, La Musica und Euridice. Sara Mingardo singt ebenfalls zwei Rollen, die allegorischen Figuren La Messaggera und La Speranza. Dazu Cello, zwei Theorben und eine Harfe.

Und zwei Marionettenspieler vom Traditionsensemble Carlo Colla & Figli aus Mailand sind auch mit von der Partie. Moritz Aichriedler produziert den Video-Clip. Die ganze Geschichte soll ein Zusatz-Atout zur Pfingstfestspiel-Aufführung sein. Wenn schon Monteverdis Orfeo in Salzburg, dann auch ein bisschen im Carabinierisaal“, sagt Sabine Krohn augenzwinkernd.

Die Illustrationen auf dieser Seite stammen weder aus Mantua noch aus Salzburg. Sie sind einem Set von Fayence-Tellern entnommen, das im Dogenpalast in Venedig zu sehen ist.

Monteverdis "L'Orfeo" bei den Pfingstfestspielen am Sonntag (28.5.) um 11 Uhr im Haus für Mozart – www.salzburgerfestspiele.at
Bilder: dpk-krie

 

 

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