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Die Frucht genauen Musik-Denkens

FESTSPIELE / BEETHOVEN-SONATENZYKLUS

23/08/12 Leonidas Kavakos  und Enrico Pace: zwei kongeniale Künstler, die sich scheint‘s blind verstehen. An drei Festspielabenden widmen sie sich Beethovens zehn Sonaten für Klavier und Violine.

Von Christiane Keckeis

Dass die beiden sich für die CD- Einspielung genauestens und mit intensiver Detailarbeit mit der Musik auseinandergesetzt haben, ist unüberhörbar. Nichts ist gewöhnlich in der Interpretation, alles wirkt durchdacht und miteinander stimmig, sorgfältig ausgearbeitet. Manchmal so sorgfältig, dass der Spontaneität kaum mehr Raum bleibt, aber dann doch wieder ganz im Moment, der Spannung und Innigkeit hervorbringt.

Beethoven versteht – durchaus differenziert von der gängigen Sonatentradition – die beiden Instrumente als gleichwertige Partner, die immer wieder in den Dialog treten und ständig die Führung wechseln, keines ohne das andere denkbar. Dem kommen die beiden Musikercharaktere entgegen, die sich gleichermaßen verstehen wie ergänzen: Kavakos, bekannt geworden als unglaublich virtuoses Wunderkind mit stupender Technik, berührt mit den vielen Facetten an musikalischer Ausdruckskraft zwischen leidenschaftlichem Engagement und gänzlich zurückgenommenem Ton. Pace spielt mit der Leichtigkeit und Weichheit, die dem Klavier Farben zu entlocken vermag, ohne dabei an Präzision und Präsenz zu verlieren.

altZwei Schwester-Sonaten, die miteinander entstanden sind und – von Beethoven wohl bewusst so konzipiert – im Charakter unterschiedlicher nicht sein könnten, standen am Beginn des Konzerts: a-moll und F-Dur, nervös leidenschaftliche Ruhe- und Ratlosigkeit und heitere, scherzende Intimität.

Leidenschaftliches Presto-Feuer mit intensivem Bogen und bissiger Höhe: So beginnt die a-Moll-Sonate op.23 und Kavakos` Stradivari läuft mit ihm im Aufbegehren zur Hochform auf, mitreißend, fesselnd, um sich dann im Andante scherzoso mit nahezu vibratolosem Kleinmädchenton in einen verspielt-neckischen, ein wenig naiven leichten Dialog mit dem Klavier einzulassen, das Pace mit sensiblem beweglichen Anschlag akzentuiert. Wunderbar, wie Violine und Klavier im dritten Satz Empfindsamkeit und Zerbrechlichkeit suggerieren, ganz fein und mit schlichter Kostbarkeit.

In der „Frühligssonate“ op.24, der ungleich bekannteren, melodischeren, deshalb wohl auch eingängigeren der beiden Sonaten, bleibt der Ton eher schlicht. Nichts geschieht um des Effektes willen, was manchmal fast ein bisschen schade ist, sich aber grundsätzlich bewährt: Intimität und Innigkeit bestimmen die Deutung. Herrlich, wie Pace das Klavier zum Singen bringt, ohne dabei schmalzig zu werden. Der verschlungene Liebesdialog des Adagio molto espressivo schließlich verleitet zum darin Versinken, mucksmäuschenstill ist es im Saal.

Kantabel und heiter gelassen im Charakter die Sonate G-Dur, op.96: Der erste Satz wird von den Künstlern als fließender Dialog musiziert mit heiterem Geplänkel, zaghaften Zweifeln, schüchternen Fragen, kurzen Trennungen der beiden Instrumente, die dann wieder kraftvoll miteinander die Höhe erklimmen, sehr plastisch und nachvollziehbar. Berührend schöne Stellen erfreuen auch im Scherzo, wenn Pace am Klavier weich führt und Kavakos sich mit unendlicher Ruhe einfügt, um dann still und innig das Thema weiterzuführen.

Das begeisterte Publikum erklatschte sich eine Zugabe, die den rundum stimmigen Abend temperamentvoll beendete.

Die weiteren Termine im Beethoven-Sonatenzyklus von Leonidas Kavakos und Enrico Pace: Heute Donnerstag (23.8.) und Samstag (25.8.), jeweils 19.30 Uhr im Großen Saal des Mozarteums. - www.salzburgerfestspiele.at
Bilder: SF / Wolfgang Lienbacher

 

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