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Bestmenschentheater

SCHAUSPIELHAUS / ILLEGALE HELFER

14/01/16 „Gutmensch“ ist kürzlich zum Unwort des Jahres erklärt worden. Als solche werden diejenigen abqualifiziert, die partout nicht auf die ach so guten Argumente der Ausländerfeindlichen hören wollen. Das Stück „Illegale Helfer“, von Maxi Obexer, führt uns nicht Gutmenschen vor, sondern Bestmenschen.

Von Reinhard Kriechbaum

Sie stellen die Gutmenschen insofern in den Schatten, als sie das Gute, das sie Flüchtlingen angedeihen lassen, ganz im Dunkeln tun. Weil sie's eigentlich nicht dürfen täten, aber sich doch zu tun getrauen. Das ist super, und mithin haben wir es mit lauter hundertprozentigen Sympathieträgern zu tun. Leider aber nicht mit bühnentauglichen Menschen.

Die Südtirolerin Maxi Obexer, die sich in ihrem bisherigen Schaffen voll konzentriert hat aufs Thema Migration, hat eine Handvoll im Grunde hochinteressanter Leute aufgestöbert. Einer ist Richter, hat Abschiebungsurteile unterzeichnet – und dann doch eine Illegale illegal über die Grenze chauffiert. Eine Aktivistin ist eine Scheinehe eingegangen, um einem Afrikaner den Aufenthalt zu sichern. Eine Lehrerin hat mitgeholfen, ein Kind zu verbergen.

In der Aufführung im Schauspielhaus-Studio sind neun Leute in einer Reihe aufgefädelt, uniform in Kaputzenjacken gekleidet. Sie erzählen in kurzen Sätzen von dem, was sie „mit einem Fuß im Kriminal“ an Gutem getan haben. Die „offizielle“ juridische Lehrmeinung der EU-Staaten konterkariert die knappen individuellen Berichte von Civilcourage. Das sind dann schneidige Sprechchöre. All das ergibt ein passables Hörspiel. Theater, das nur von Handlungen erzählt und keine solche zwischen den Figuren generiert, ist eben keines.

Maxi Obesser steckt bis zum Hals im eigenen Gutmenschentum. Sie kommt gar nicht auf die Idee, Positionen in Frage zu stellen. Auch Spannung aufzubauen, scheint ihr überflüssig, und auch, irgendetwas mit der Sprache selbst anzustellen. Es bleiben 55 lange Minuten mit dem zweifelhaften Charme vorgelesener Zeitungsberichte.

So gesehen holen sie eh viel an Farbe raus, die Leute vom Schauspielhaus. Wenn man das aufnehmen und im Hörfunk senden würde, täte man interessiert zuhören. Regisseur Peter Arp hat auch darauf geachtet, alles falsche Pathos oder aufgesetzte Emotion hintan zu halten. Das muss man würdigen. Zeichnungen von Flüchtlingen an den Wänden der Salzburger Bahnhofsgarage hat Beda Percht zu Hintergrundprojektionen montiert, da kommen auch grobpixelige Gesichter vor. Wie bei einer Talkshow werden Kensätze des jeweils Sprechenden eingeblendet.

Alles fällt einem ein an dem Abend, bloß nicht Theater. Wozu dorthin gehen, um ein Hörspiel anzuschauen?

Aufführungen bis 20.Februar im Studio - www.schauspielhaus-salzburg.at
Bilder: Schauspielhaus Salzburg / Gregor Hofstätter

 

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