Es bleibt alles - höher
HINTERGRUND / FESTSPIELE / BUDGET 2013
07/03/13 Es ist in den letzten Tagen im Vorfeld der Festspiel-Kuratoriumssitzung wieder von allen Seiten ordentlich Schall und Rauch produziert worden. Das gehört zur Folklore wie der Fackeltanz zur Festspieleröffnung. Ergebnis letzten Endes: Das Budget bleibt genau dort, wo es festgeschrieben ist – nur eben ein kleines bisserl höher…
Von Reinhard Kriechbaum
Via APA ließ danach Salzburgs Bürgermeister der Öffentlichkeit ausrichten, das Kuratorium habe „keiner Erhöhung des Budgets für 2013 zugestimmt“. „Wir haben den Beschluss aus dem Vorjahr mit einer Obergrenze von 60 Millionen Euro nicht revidiert”, so Schaden.
Und doch dürfen die Festspiele heuer im Sommer mit mehr Geld operieren. Weil man intern heftig herumgefuhrwerkt hat – Stichworte: Umsatzsteuer, Vorsteuer, doppelte Buchführung und dergleichen – verschiebt sich die Budget-Obergrenze von 60 auf 62,5 Millionen Euro. Auch der Festspielball (den man selbst veranstaltet und nicht elegant an die Festspielfreunde „auslagert“) muss wieder einmal für die Budgeterhöhung herhalten. Und der Jugendorchester-Schwerpunkt („Il Systema“), für den Pereira ohnedies private Geldmittel lukriert hat, ist auch eine der „Ausnahmen“, die sich auf den insgesamt höheren Gesamtumsatz schlagen.
Ein wenig an der Schraube drehen darf der Intendant also: Der kommende Festspielsommer wird letztlich 65 Millionen statt der 60 oder 62,5 Millionen kosten. Aber – so das Kuratorium ernsthaft mahnend: Wenn die Festspiele heuer ernsthaft ein Defizit bauen, dann müssen sie das 2014 wieder ausgleichen. Das werden sie aber eh nicht, weil Intendant Alexander Pereira hatte extra einen Talon, ein nettes Geld-Päckchen, eingesteckt am Mittwoch (6.3.) Nachmittag: 240.000 Dollar Sponsorgeld, ganz frisch eingeheimst in New York. Und angeblich seien er und die Präsidentin ohnedies dauernd unterwegs, um Sponsoren zu pflegen und hätscheln und neue private Geldgeber auszumachen.
Ein deutliches Signal an Schaden: Das Kuratorium habe - laut Heinz Schaden - Pereira angewiesen, "zwei szenische Opern-Neuproduktionen für 2014 weniger zu planen, um das mit dem weiteren Wachstum verbundene finanzielle Risiko einzudämmen", so die Formulierung im Sitzungsprotokoll des gestrigen Kuratoriums.
Vom Kartenvorverkauf hört man angeblich auch nur Gutes. Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler: „Wir sind absolut optimistisch und sichern zu, diesen Fehlbetrag aus eigener Kraft hereinwirtschaften zu können. Immerhin haben wir in den vergangenen Jahren immer rund fünf Prozent mehr Karten verkauft als geplant.“ Das machte, wenn es funktioniert, rund eine Millionen Euro zusätzlicher (nicht budgetierten) Erlöse aus dem Kartenverkauf aus.
Was fragt man den Intendanten zu diesem Anlass routinemäßig? Ob er denn nun wirklich bald Intendant in Mailand zu werden geruhe. Blöd wird er sein, und ja und oder nein sagen. Dass hierorts niemand aus Verzweiflung vom Mönchsberg spränge, wenn sein vorzeitiger Abgang – oder zweiter Haut-Job – ruchbar würde, hat sich zu Pereira selbst ja schon herumgesprochen. Sein Vorgänger Jürgen Flimm hat sich auch ein Jahr früher verabschieden dürfen/müssen, ohne dass deswegen die Festspielwelt untergegangen wäre. Sie täte es auch 2015 nicht (auch wenn da natürlich kein Markus Hinterhäuser als charismatischer Interims-Intendant zur Verfügung stehen wird). Aber ein bisserl drohen wird man einander ja wohl noch dürfen, das hält die Firma in der Öffentlichkeit im Gespräch.
Interessant, was Bürgermeister Schaden gegenüber der APA kund tat: Alexander Pereira habe im Kuratorium um Verlängerung seines Vertrages angefragt. "Ich schließe aus, dass dieses Kuratorium den Vertrag für Pereira über 2016 hinaus verlängern wird", so der Salzburger Bürgermeister - um im gleichen Atemzug anzumerken, dass alle Kuratoren in naher Zukunft Wahlen zu schlagen hätten und daher auch bald abgelöst sein könnten.