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„Ohne Herz wäre diese Oper langweilig“

IM PORTRÄT / MARISS JANSONS

02/08/18 Mit der Festspielnadel mit Rubinen ist Mariss Jansons ausgezeichnet worden: Sie ist ihm gestern Mittwoch (1.8.) nach der Orchesterhauptprobe für Tschaikowskis „Pique Dame“ (Premiere am 5.8.) überreicht worden.

Von Anne Zeuner

Seit langem verbindet den lettischen Dirigenten eine besondere Beziehung zu Österreich – so erhielt er mitten im Kalten Krieg im Rahmen eines Austauschprogramms 1969 von den sowjetischen Behörden die Erlaubnis, bei Hans Swarowsky an der Wiener Musikakademie zu studieren und Herbert von Karajan 1970 in Salzburg zu assistieren. Sein Debüt bei den Salzburger Festspielen gab der Karajan-Schüler 1990.

Seither gab er 38 Auftritte mit sieben verschiedenen Orchestern bei den Salzburger Festspielen: 1990 kam er mit seinem Oslo Philharmonic Orchestra und begeisterte Publikum und Kritiker gleichermaßen mit Werken von Tschaikowski, Berlioz und Grieg. Zwei Jahre später war Mariss Jansons erstmals mit dem Orchester seiner Heimatstadt St. Petersburg bei den Festspielen zu Gast, 1994 dirigierte er erstmals die Wiener Philharmoniker in Salzburg. Beinahe jeden Sommer ist der Dirigent seit seinem Debüt mit einem seiner Orchester im Konzertprogramm der Salzburger Festspiele vertreten gewesen. 1999 stieß das Gastspiel des Pittsburgh Symphony Orchestra auf besonderes Interesse, 2006 kam Mariss Jansons erstmals mit seinem Concertgebouw Orchestra und 2007 dann mit seinem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks zu den Festspielen.

Auf den Operndirigenten Mariss Jansons musste das Salzburger Publikum allerdings in all den Jahren verzichten. Erst Markus Hinterhäuser gelang es 2017 im ersten Jahr seiner Intendanz, Mariss Jansons für eine Oper zu gewinnen. Mit Dmitri Schostakowitschs „Lady Macbeth von Mzensk“, einer der Lieblingsopern des Dirigenten, begeisterte Jansons Publikum und Kritik. Nun also steht Tschaikowskys „Pique Dame“ auf dem Programm, in der Regie von Hans Neuenfels.

„Pique Dame“ sei definitiv die beste Oper von Tschaikowsky, sagte Jansons dieser Tage bei einem Terrassen Talk der Festspiele. „Er selbst war eine eher tragische Figur und ein sehr sensibler Mann, das spiegelt sich in der Musik wider“, so der Dirigent über den Komponisten. Als er das letzte Bild komponiert hat, habe er sehr viel geweint. Auch dass er seine Homosexualität nicht ausleben konnte, habe seine Seele gequält. In gewissem Sinne habe Tschaikowski selbst erfahren, was die Figur Hermann während der Oper erlebt, mutmaßt Mariss Jansons. Es sei ein sehr dramatisches Werk und die Emotionalität vor allem aus dem Orchester kommen. „Ohne Leidenschaft jedes einzelnen Musikers, ohne Farbe und ohne Herz wäre diese Oper langweilig“, sagt Jansons. Man müsse den Emotionen freien Lauf lassen. Tschaikowski gehöre zu den besten Melodikern der Musikgeschichte, daher müsse das Orchester – die Wiener Philharmoniker – sehr lebendig agieren, um zu unterstützen, was auf der Bühne passiert. „Jede Note ist wichtig und muss ausdrucksvoll und lebendig gespielt werden“, sagt der Maestro.

„Pique Dame“ hat am 5. August im Großen Festspielhaus Premiere, weitere Aufführungen am 10., 13., 18., 22., 25. August – www.salzburgerfestspiele.at
Bild: SF/Anne Zeuner

 

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