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Betucht ist er, reisefreudig und zugleich ortsfest

IM PORTRÄT / DER FESTSPIELGAST

21/12/11 Zu dritt kommt er, zu zweit geht er in die Vorstellungen. Er ist so finanzkräftig, dass Normal-Touristiker blass werden, wenn sie lesen (müssen), wieviel Geld er pro Tag springen lässt. Und treu ist er! Achtzehn Mal war er schon da: der auswärtige Festspielgast im Spiegel der Statistik.

Von Reinhard Kriechbaum

altDer durchschnittliche auswärtige Festspielgast besucht während seines einwöchigen Aufenthaltes exakt 4,2 Vorstellungen. Er benützt vorwiegend ein Hotel der gehobenen Kategorie in der Stadt Salzburg. Privatzimmer sind mit 3,3 Prozent so gut wie marginalisiert. Aber 15,4 Prozent der Festspielgäste haben einen Zweitwohnsitz oder eine andere unentgeltliche Wohnmöglichkeit.

Der auswärtige Festspielgast in seiner typischen Erscheinungsform ist alles andere als knausrig. Er wendet pro Tag 317 Euro auf, wovon 235 Euro auf Übernachtung und Verpflegung fallen. Der Aufwand für die Festspielkarten ist in diesen Beträgen noch gar nicht eingerechnet.

Für die gesamte Dauer eines Festspielaufenthaltes fallen damit also rund 2.220 Euro für Übernachtung, Verpflegung, Einkäufe und andere Ausgaben, sowie rund 550 Euro für den Kauf von Festspielkarten an. Also stattliche 2.770 Euro insgesamt, und da sind die Kosten für die Anreise noch gar nicht eingerechnet. Die geschieht vorwiegend im eigenen PKW (zwei Drittel). Der Anteil der Bahnfahrer ist bemerkenswert gestiegen: 2006 waren es 13,4 Prozent, jetzt sind es 18,4 Prozent. Dafür ist in den letzten fünf Jahren die Zahl der Luftreisenden nicht unwesentlich gesunken: von 17,6 auf zuletzt 12,4 Prozent. Viele klagen, dass Salzburg nicht gut eingebunden ist ins internationale Flugnetz.

Der typische auswärtige Festspielgast besucht zu zweit Aufführen der Salzburger Festspiele, kommt aber überwiegend zu dritt zum Festspielaufenthalt nach Salzburg. Das Motiv der Leute, warum sie nach Salzburg kommen und Festspielvorstellungen besuchen, überrascht wenig: 71 Prozent kommen ja doch vor allem wegen der Festspiele selbst.

Während im Tourismus insgesamt die Urlaubsdauer stetig abnimmt und auch unter Kultur-Reisenden die Aufenthaltsdauer vor Ort abnimmt, sind die Festspiele fein heraus: Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer ist in den vergangenen fünf Jahren sogar ein ganz klein wegig gestiegen, von 7,1 auf 7,2 Tage. Andere Salzburg-Besucher bleiben 4,2 Tage, und im allgemeinen Städtetourismus liegt die Aufenthaltsdauer an einem Ort gar nur bei 1,8 Tagen. Fast ein Drittel der Festspielgäste nimmt sich für länger als eine Woche Festspiel-Zeit.

Die achtzehn sommerlichen Salzburg-Besuche sind natürlich ein statistischer Mittelwert. Beinah vierzig Prozent (!) der Festspielgäste waren zwanzig Mal und öfter da. Ein knappes Viertel zwischen zehn und neunzehn Mal. Dem stand im vergangenen Festspielsommer eine Erstbesucher-Quote von 8,2 Prozent gegenüber, und das heißt immerhin: Jeder zwölfte Besucher war neu.

Wenn Präsidentin Helga Rabl-Stadler ihre Lieben so ansieht, wie sie ihr in der neuen Wirtschafts- und Besucherstudie der Festspiele entgegentreten, so kommt sie zum Schluss: „Wir stehen in hoher Konkurrenz zu anderen Festivals.“ Beinah ein Drittel der Salzburger Festspielgäste fährt nämlich auch nach Bayreuth. Einem knappen Viertel könnte man auch in München über den Weg laufen. Im zweistelligen Bereich liegen noch Bregenz (18,6 %) und die Wiener Festwochen (12,5 %). Luzern liegt in etwa gleichauf mit Reichenau, Verona und Baden-Baden (jeweils zwischen sieben und acht Prozent). Immerhin jeder 20. Festspielgast reist auch nach Glyndebourne. Ein kultur-touristisch bemerkenswert aktives Völkchen also.

Fotomonatge: dpk-krie
Zur Meldung „Ein Stammpublikum geht durch dick und dünn“

 

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