Geheimsache Rausch und Ekstase
LITERATURFEST SALZBURG / PROGRAMM
21/03/13 „Einen Einblick in die Welten der Gegenwartsliteratur, eine Mischung aus dem, was ‚angesagt’ ist und aus dem, was Bestand hat“, bringt das sechste Literaturfest Salzburg vom 22. bis 26. Mai. „Ein Festival soll aber mehr sein als eine bloße Bestandsaufnahme. Wir rufen zum Austausch auf, wir wollen aufzeigen, was Literatur kann – über die Buchseiten hinaus.“
Von Heidemarie Klabacher
Christa Gürtler, Jochen Jung und Klaus Seufer-Wasserthal präsentierten heute Donnerstag (21.3.) im arthotel Blaue Gans, einem der insgesamt elf Spielorte, das Programm des 6. Literaturfestes Salzburg. Gut dreitausend Interessierte folgten im Vorjahr dem Aufruf zum Austausch, so viele erwartet man sich auch heuer wieder: „Auch in diesem Jahr freuen wir uns, wenn sich die Leserinnen und Leser im Rahmen der unterschiedlichsten Formate darauf einlassen.“
„Grenzenlos Literatur“ ist das offizielle Motto, es gibt heuer aber auch ein heimliches: „Die Deutsche Gegenwartsliteratur verhält sich vielleicht eine Spur korrekt, ist ständig bemüht, keine Fehler zu machen und dazu angehalten, dem zu entsprechen, was angesagt ist“, meint Jochen Jung. Literatur bringe aber auch immer „Frische und Risiko“ - also laute das inoffizielle Motto „Rausch und Ekstase“. Eine Veranstaltung macht sich sogar konkret auf die Suche nach dem Rauschhaften – innerhalb und außerhalb der Literatur.
An inzwischen bewährten Strukturen wurde nichts verändert: Eröffnet wird am Mittwochabend. Donnerstag, Freitag und Samstag bringen jeweils Programmschienen zu Mittag, am Nachmittag und am Abend. Die Veranstaltungen im „Hauptprogramm“ werden um 8 Euro verkauft, der Großteil der Lesungen, Gespräche und Begegnungen findet bei freiem Eintritt statt.
Das Fest zur Eröffnung in der Großen Aula bringt in bewährter Weise „Ernstes, Gemischtes und Unterhaltsames“: Geladen sind die Schriftstellerin und Literaturwissenschaftlerin Ruth Klüger, Eckhard Henscheid, „das Großmaul der Deutschen Literatur“, Eva Menasse mit ihren „Quasikristallen“, einem der derzeit angesagtesten Romane, und Christian Uetz mit einem seiner legendären schweizerdeutschen Performanceauftritte.
Die Abende bringen Begegnungen mit Felicitas Hoppe, Robert Schindel und Juli Zeh am Donnerstag. Dem Thema „Rausch und Ekstase“, also dem heimlichen Motto des Literaturfestes, ist der Diskussionsabend am Freitag gewidmet: Nach einer Lesung von Navid Kermani spricht der Schriftsteller und Orientalist mit der Büchner-Preisträgerin Felicitas Hoppe, dem Regisseur Claus Peymann und dem Philosophen Konrad Paul Liessmann über Grenzen und ihre Überschreitungen in Religion, Theater und Literatur. Am Samstag folgt ein Abend mit Péter Esterházy und Ben Becker.
Eine „übergreifende“ Reihe ist die Hommage an Gerhard Amanshauser, dem anlässlich seines 85. Geburtstags gleich mehrere Programmpunkte gewidmet sind. Von ihm sind heuer auch die „Sprach:Zeichen“: Nach Bodo Hell, Ilse Aichinger, H. C. Artmann, Peter Handke und Kathrin Röggla sind in den Schaufenstern der Salzburger Altstadt in diesem Jahr Sätze aus den Tagebüchern von Gerhard Amanshauser zu lesen.
Für die Reihe „Sprach:Genuss“ zu Mittag sind erstmals zwei schreibende Paare eingeladen: Zu erleben sind Johannes Gelich mit seinem Roman „Wir sind die Lebenden“ und Linda Stift mit ihrem Thriller „Kein einziger Tag“, sowie das Salzburger Schriftstellerpaar Gudrun Seidenauer und Wolfgang Wenger mit „Hausroman“ und „Die Insel der verschwundenen Klänge“. Ebenfalls zur Mittagszeit lesen Robert Kleindienst und Peter Truschner, zwei Absolventen der Universität Salzburg. Hier wird auch die Gewinnerin bzw. der Gewinner der Schreibwerkstatt „Literaturgärtnerei“ präsentiert.
Auf der Nachmittagsschiene lesen Alexander Nitzberg, einer der renommiertesten Übersetzer aus dem Russischen oder die Schauspielerin Cornelia Froboess, die zusammen mit dem Gitarristen Sigi Schwab Märchen der Gebrüder Grimm lesen wird. Literarische Debüts feiern die aspekte-Literaturpreisträgerin Teresa Präauer mit ihrem Kindheitsroman „Für den Herrscher aus Übersee“, und Saskia Hennig von Lange mit „Alles, was draußen ist“.
Die Lyrische Matinee am Sonntag auf der Edmundsburg beschließt das Literaturfest: „Sprach:Musik“ erklingen lassen Alfred Kolleritsch, Steffen Popp und Kathrin Schmidt. Für Kinder und Jugendliche wurden der Schriftsteller Knister, der Schöpfer der Hexe Lili, und Ursula Poznanski ihren neuesten Thriller „Die Verratenen“ eingeladen.