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Kaiser, Operettenkönige, Touristen

REISEKULTUR / FILM IM SALZKAMMERGUT / BAD ISCHL

03/09/12 Der Kaiser im Jagdwagen in den Bergen und Wäldern Ischls. Der Kaiser auf der Hochzeit des Thronfolgers, erfolgreich Braut Zita verdeckend. Der Kaiser im Stadttheater in Ischl, in welchem man soeben selber sitzt, den Kaiser erlebend - im Jagdwagen in den Bergen und Wäldern Ischls… Gefangen in der Zeitschleife?

Von Heidemarie Klabacher

Kaiser, Torberg, Marischka – in Bad Ischl funktioniert das mit dem Flair der Monarchie auch anno 2012 noch wie von selber. Alles was man je im Film gesehen oder in der Tante Jolesch gelesen hat, taucht schon am Parkplatz aus der Erinnerung auf, da braucht man Esplanade oder Kaiservilla noch gar nicht betreten zu haben.

Und dann sieht man im Kino - im heutigen „Lehár Theater“ - vormals K&K Hof- bzw. Stadttheater, die „Kaiserrolle“: Das ist ein frühes Filmdokument mit Episoden aus dem Leben des alten Monarchen. „Seine Majestät auf dem Stand.“ „Seine Majestät verlässt den Stand.“ „Seine Majestät begibt sich in das Stadttheater, um einer Vorstellung beizuwohnen“, lauten die Bildtexte in Stummfilmmanier. Doch dann ein Schnitt: Vorbei ist es mit Sommerfrische, Kaiserjägern und Parade. Stattdessen: Attentat. Letzter Prunk beim Kondukt von Sarajewo über Graz nach Wien mit Schiff, Eisenbahn und Trauerwagen. Konferenz… Man sitzt im Kino – und erlebt just jenen Augenblick, in dem aus ruckeligen „Seitenblicken“ blutige Geschichte wurde. Das ist für den unvorbereiteten Ischl-Pilger fast ein wenig zu viel.

Leider kann die „Kaiserrolle“ im touristischen Alltagsbetrieb derzeit nicht vorgeführt werden. „Die Kopie passt eigentlich nicht zu unserem Projektor“, erklärt der Vorführer. Daher bewegen sich die Menschen – inklusive Kaiser – auch gar so hektisch und ruckartig: Das alte Filmmaterial besteht aus 27 Bildern pro Sekunde, heute sind es 35. Eine Digitalisierung der vom „Filmarchiv Austria“ aus altem Material zusammengestellten „Kaiserrolle“ sei aber angedacht.

Die Wendung zum blutigen Ernst ist vielleicht auch nicht das, was Monarchie-Freaks, wie sie Jahr für Jahr zu den Veranstaltungen rund um den Kaisergeburtstag am 18. August und auch sonst nach Ischl pilgern, erwarten. Auf dem Festprogramm stehen Kaiser-Zug, Kaiser-Bummel, Kaiser-Messe, Kaiser-Golf, alles unter den Augen seiner Majestät: „Unser Kaiser ist 85. Der steht nicht zur Diskussion“, postuliert der Ischler Tourismus- und Kurdirektor Robert Herzog. Kaiserinnen gibt es dafür mehrere: „Unsere Sisi für die großen Auftritte kommt aus Graz. Sie ist um die Dreißig. Eine ‚Sisi für’s Schnelle’ kommt aus Ischl. Das ist ein junges Mädchen und wird als künftige Kaiserin aufgebaut.“ Er selber, so Robert Herzog, sei 2007 bei „Wir sind Kaiser“ auf der roten Couch gesessen. Drehorte waren die Kaiservilla, der Kurpark, das Lehár Theater, der Zauner.

Von wegen Kaiser: Das Telegramm mit dem Manifest „An meine Völker“ sei auf der Ischler Post aufgegeben worden, weiß der pensionierte Postbeamte Josef Fahrner, ein besonderer Kenner von Ischl als Film-Location: Für die Reihe „Salzbaron“ hätten tschechische Kulissenmaler, „die besten der Welt“, die Arkaden in der Kaiser-Franz-Josef-Straße neu gemalt, „so wie es früher war“. „Viele Ischler hätten sie am liebsten behalten.“ Heuer hat „Soko Donau“ in der Ischler Pfarrgasse und im Café Zauner ermittelt, im Vorjahr wurde für die Dokumentation „Kur Royal – Bad Ischl, die Erfindung der Sommerfrische“ in der Kaiserstadt gedreht. „Lili Schönauer“ wüsste überhaupt nicht, „Wo die Liebe hinfällt“ gäbe es Ischl und das Salzkammergut nicht. Dass Sepp Forcher oder Hansi Hinterseer gelegentlich vorbeischauen, ist logisch.

Schon 1940 machten Johannes Heesters, Hans Moser und Marte Harrel für die Schwarz-Weiß-Produktion „Schenkt man sich Rosen in Tirol“ auch in Ischl Station. Ebenfalls 1940 entstand „Krambamuli“ mit Adrian Hoven: „Da wurde am ‚Wilden Laufen’ gedreht oder auf dem Friedhof in Lauffen, in der Nähe von Bad Ischl.“ Immerhin war der Stuntman in der Klamm ein Ischler. 1972 drehte Luchino Visconti mit Helmut Berger, Romy Schneider und Gert Fröbe Szenen zu seinem Film "Ludwig II.". Romy Schneider ist dennoch vor allem als „Sissi“ in Ernst Marischkas Kostümfilmen aus den Fünfzigerjahren im kollektiven Gedächtnis Ischls und der Welt eingeschrieben. Kaiservilla und Kongresshaus waren Filmschauplätze in Ischl. (Schloss Possenhofen steht ja bekanntlich am Fuschlsee – was noch erzählt werden soll.) Romy Schneider jedenfalls logierte während der Dreharbeiten in der „Residenz Elisabeth“.

Hochadelige Vergangenheit prägt auch die Geschichte der „Villa Seilern“. Das Anwesen gleich neben dem Kurpark ließ einst die Reichsgräfin Elise von Seilern und Aspang, geborene Gräfin Stürgkh, für die standesgemäße Sommerfrische errichten. Ab 1907 diente die Villa Erzherzog Friedrich (einem Vetter zweiten Grades von Kaiser Franz Joseph I.) und seiner Familie als Sommerresidenz. Seit 2008 ist die Villa Seilern ein Viersternehotel mit einem feinen Wellness-Bereich. Das Hotel zieht sich in einem lang gezogenen – architektonisch gelungenen weil unaufdringlich eleganten - Bogen an der eigentlichen Villa vorbei. Das historische Gebäude enthält etwa die Speisesäle und bietet auf einer traumhaften Terrasse den Schauplatz für wahre Kaiserfrühstücke. Auffällt, dass Hirschgeweihe und Jagdtrophäen, die der Kaiservilla und ihren schmalen Stiegenhäusern und Gängen etwas Beklemmendes verleihen, sich wohl auch „leitmotivisch“ durch die „Villa Seilern“ ziehen – aber quasi leichtfüßig modern, etwa in Schattenrissen springender Rehe da und dort an den Wänden oder auf dem Luster in der Piano Bar oder als richtige "Krickerl" - aufmontiert auf rote Herzen oder runde Spiegelscheiben. (Wird fortgesetzt)

Bad Ischl hat das ganze Jahr über - und bei jedem Wetter - Saison. Hotels, Unterkünfte, Restaurants oder Kaiser-Info - www.badischl.at. Das Villa Seilern Vital Resort kooperiert im Gesundheits- und Wellnesbereich mit der Merkur Versicherung, bietet aber auch für Individualreisende etwa zahlreiche Packages von "Golftagen" bis zum "Kaiserlichen Jahreswechsel" - www.villaseilern.at
Bilder: dpk-klaba
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