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Angriffe auf die kulturelle Identität

HINTERGRUND / UKRAINE-KRIEG / MUSEEN

26/04/23 Die Kinderzeichnung macht die Lebensrealität anschaulich. Das Museum von Mykolajiw zwischen brennenden Häusern im russischen Bombardement. Österreich hat Hilfsgüter für Museen gesendet. – In Salzburg gibt es noch bis Ende Mai eine Ausstellung mit zeitgenössischen ukrainischen Ikonen.

Waffen, Medizingüter... Viele Dinge werden seit einem Jahr in die Ukraine geliefert. Aber Luftpolsterfolien, Archivboxen? ICOM Österreich, das österreichische Nationalkomitee des International Council of Museums, hat mit Unterstützung des Kulturministeriums einen Hilfstransport mit Dingen für den Schutz gefährdeter Kulturgüter in Museen losgeschickt, der jüngst die Südukraine erreicht hat.

Viele ukrainische Museen sind in den vergangenen vierzehn Kriegsmonaten durch gezielte russische Angriffe zerstört oder beschädigt worden. Erst dieser Tage wieder kam ein heimatkundliches Museum in der region Charkiw unter Beschuss. Schon zwei Monate nach Kriegsbeginn sprach Oleksandr Tkachenko, Minister für Kultur und Informationspolitik der Ukraine, von landesweit über 170 beschädigten Kulturdenkmälern.

In der Zwischenzeit haben russische Truppen noch viel mehr Zerstörung angerichtet und viele ukrainische Museen systematisch geplündert. „Museen, Kultureinrichtungen, Kulturerbe- und Gedenkstätten werden von Russland gezielt angegriffen, um die ukrainische Kultur und Identität zu zerstören“, heißt es in einer Presseaussendung von ICOM Österreich. Dies stehe im krassen Widerspruch zur Haager Konvention von 1954 zum Schutz des Kulturerbes in bewaffneten Konflikten. Auch Russland habe sich einst zu deren Einhaltung verpflichtet. Die Plünderungen würden „nach derzeitigem Kenntnisstand auch von russischen Museumsakteur:innen unterstützt“. Ein Beispiel jüngeren Datums ist die totale Plünderung des Oleksiy Shovkunenko Kherson-Kunstmuseums am 11. November 2022. Von dort wurden Tausende von Gemälden und anderen Objekten auf die russisch-annektierte Krim verbracht.

Vielerorts konnten Museumsbestände nur notdürftig gesichert werden. Gerade in der Süd-Ost Ukraine ist die Bedrohung durch die nahe Front außerordentlich groß.

Die Lieferung aus Österreich mit dringend benötigen Materialen ist kürzlich bei Museen in der Region Mykolajiw nahe Odessa angekommen. Die Liste dringend benötigten Ressourcen war lang: Verpackungsmaterial wie Luftpolsterfolien, Kartons, Holzplatten, Archivboxen, aber auch Stromgeneratoren, Benzinkanister, Be- und Entfeuchtungsgeräte oder Feuerlöscher werden zum Schutz und zur sicheren Lagerung der Sammlungsobjekte gebraucht.

In diesem Zusammenhang sei auch an eine Ausstellung in der Stadtgalerie Mozartplatz bis Ende Mai erinnert. Dort sind Ikonen zu sehen, wie sie in der Radruzh School of Iconography in Lemberg/Lwiw entstehen. In dieser Stadt gibt es ja auch ein sehenswertes Ikonenmuseum. Die jungen Künstlerinnen und Künstler der Radruzh-Schule schöpfen aus dem traditionellen Bilderkanon der ukrainischen Ikonographie des 14. bis 16. Jahrhunderts. Die 2005 gegründete „Radruzh“- Schule entstand im Rahmen des Sommerprogramms für Ikonenmalerei an der Ukrainian Catholic University. Großer Wert dort wird auf die authentische Herstellung der Ikonen gelegt, also auf die Verwendung ausschließlich von Farbpigmenten aus mineralischen und organischen Rohstoffen sowie Holz, Silber und Gold. (ICOM-Österreich/Stadtgalerie/dpk)

Ukrainische Ikonen – Junge Gesichter einer alten Tradition, bis 31. Mai in der Stadtgalerie am Mozartplatz 5, 1. Stock
Bilder: ICOM Österreich (1);  „Radruzh“ School of Iconography / Uliana Krekhovets (2)

 

 

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