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Wertloses Kapital, gottlose Bibel

GALERIE MaM / JOCHEN HÖLLER

19/12/14 Was für ein arglistiger Schnipsler! Aus der Bibel hat er das Wort „Gott“ einfach herausgeschnitten. Übrig bleiben eine ziemlich gottlose Bibel und eine hübsche graphische Arbeit. Zu sehen in der Salzburger Galerie MaM im Hof der Residenz.

Von Reinhard Kriechbaum

Eine Bibel also mit ausgeschnittenen Wörtern. An den Freistellen muss man sich das Wort „Gott“ denken. Die göttlichen Schnipsel selbst hat 1977 geborene, aus Niederösterreichstammende Jochen Höller zu einem Papierobjekt zusammengeklebt. Erstaunlich klein ist es. Könnte es sein, dass Gott auch sonst in der Bibel nicht so oft zugegen ist, wie man es gemeinhin annimmt? Aber eher legt Jochen Höller eine falsche Fährte, denn die Synonyme „Jahwe“ oder „Herr“ hat er ja doch im Buch belassen. Ganz ohne den Allerhöchsten ist die Rest-Bibel also doch nicht.

Jochen Höllers Spezialität ist es, aus Wort-Spielereien oder Bild-Schnipseleien Collagen zu machen, die erstens attraktiv aussehen und zweitens Hintersinn freilegen. So ähnlich wie gegen die Bibel ist der Künstler auch gegen das „Kapital“ von Karl Marx handgreiflich vorgegangen. Aus einer englischen Ausgabe hat er jedes einzelne Wort „value“ herausgeschnitten. Zurück bleibt ein wertloses Kapital, aber eine an „value“ reiche Collage…

Nichts ist sicher von Jochen Höller, nicht mal die Barcodes von Supermarkt-Waren. Solche sammelte er für eine Arbeit mit Titel „Monsatskonsum“ (das Bild links ist nur ein winziger Ausschnitt), so wie er Schlagzeilen aus der Zeitung zu „1 Woche KURIER“ collagiert hat. Wie verhält es sich mit der in Papier gewebten Marilyn Monroe? Wir verraten es hier nicht, nur so viel: Man muss nahe rangehen mit dem Auge an die Andy Warhol parodierende Arbeit, um dahinter zu kommen, dass die Sache etwas mit jenem Film zu tun hat, mit dem die Monroe das erste Mal so richtig gut heraus gekommen ist.

Spielerei und Nachdenklichkeit sind in einer guten Balance. Aus Textzitaten von einem Traktat über Zeit und Ewigkeit hat Jochen Höller eine Endlosschleife geklebt. Sprechblasen von Comics hat er so arrangiert, dass auf dem Papier eine Explosion der „Krach!“ und „Wumm“ unvermeidlich ist. Und die Stars aus Illustrierten hat er zur Massenansammlung geladen: Als Einzelner steht man vor dem Bild und schaut auf das Heer der Promis, der Reichen und Schönen, die offenbar zahlreicher sind als man glaubt. So verlieren sie an Attraktivität ganz entscheidend.

Bis 10.1.2015 in der Galerie MaM Salzburg (Residenzhof) - www.galerie-mam.com
Bilder: Galerie MaM (1); dpk-krie (2)

 

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