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Das Kleid? Geheimnis bis zur Premiere!

FESTSPIELE / TERRASSEN-TALK / JEDERMANN

20/07/20 „Wir haben uns am ersten Tag ein bisschen gefühlt wie eine Schulklasse, weil uns genau gesagt wurde, was wir alles nicht dürfen.“ Aber gerade die komplexen Maßnahmen des Corona-Präventions-Konzeptes gäben ihm nun die Sicherheit, auf der Bühne nicht mehr darüber nachdenken zu müssen, erzählt der Jedermann-Darsteller Tobias Moretti.

Von Anne Zeuner

Bühne und Tribüne sind fertig aufgebaut. Die erste Probe auf dem Domplatz ist morgen Dienstag (21.7.). Die Vorbereitungen für Hugo von Hofmannsthals Jedermann seien sehr gut gestartet, scheinbar wie in den Sommern zuvor. „Und dennoch ist alles anders in diesem speziellen Jahr“, so Tobias Moretti beim TerrassenTalk. Dass der Jedermann heuer stattfinden könne, sei eine Erbauung, er hätte sich nie ausgemalt, „dass das Grundthema des Jedermann gerade im hundertsten Jahr der Festspiele so nahe rücken würde. „Vielleicht bekommt man gerade nach dieser Apathie eine Ahnung, wie sich die Menschen vor hundert Jahren gefühlt haben müssen. Der Krieg war gerade vorbei und die spanische Grippe gegenwärtig. Für die Menschen von damals war das Sterben etwas anderes als die individuelle Abholung des Todes von Jedermann“, sagt Tobias Moretti.

Auch Caroline Peters, die in diesem Jahr zum ersten Mal die Buhlschaft spielt, bestätigt, dass die Sätze im Stück in diesem Jahr einen ganz anderen Nachhall bekommen haben. „Dass die Buhlschaft den Tod so vehement ablehnt, wirkt nun umso realer, denn nichts anderes haben wir in den vergangenen Wochen getan: Uns mit der Frage beschäftigt, wie wir mit dem Tod umgehen“, sagt sie. Sie selbst habe noch nie im Leben eine solch lange Pause von ihrem Beruf gemacht und sei nun vor den ersten Proben ziemlich aufgeregt gewesen.

„Allein diesen Geruch der Probebühne wieder zu haben, hat sich angefühlt, wie wenn man nach langer Zeit unter Wasser endlich wieder auftauchen und Luftholen konnte“, sagt Pauline Knof, die zum ersten Mal die Rolle von Schuldknechts Weib übernimmt. Nachdem sie 16 Jahre lang in Wien gelebt und gearbeitet hatte, sei sie genau während der Corona-Zeit umgezogen nach Berlin. „Das war ein wirklich schwieriger Abschied. Ich hatte keine letzte Vorstellung im Theater an der Josefstadt und stand dann allein mit meinen zwei Koffern am Hauptbahnhof und musste mich verabschieden.“ Kaum angekommen in Berlin, kam der Anruf von Schauspielchefin Bettina Hering, ob sie beim Jedermann mitmachen wolle. „Das Land lässt mich nicht los“, sagt sie lächelnd.

„Aus Berliner Sicht ist es faszinierend, was in Österreich an Kultur möglich ist, was in Berlin im Moment noch schwierig ist.“ Der Umstieg einiger Kollegen auf den digitalen Vortrag sei zwar schön gewesen, aber sie vermisste schon sehr das Live-Erlebnis Kultur. Caroline Peters pflichtet ihr bei. „Es war erschreckend zu sehen, wie wenig die Kultur auf einmal wert zu sein schien.“ Aber bei den Proben, beim gemeinsamen Spielen mit diesen Schauspielpersönlichkeiten, mit den Tänzerinnen und Tänzern, Musikerinnen und Musikern, habe sie „plötzlich wieder diese Magie gespürt, die eben nur entstehen und existieren kann, wenn man live zusammenkommt“.

Das Geheimnis des ewigen Jedermanns, das liege, laut Regisseur Michael Sturminger, in der sich immer weiterentwickelnden Inszenierung. Auch in diesem Jahr gebe es allein durch die Neubesetzungen einen Zauber. An manchen Stellen werde sich seine Inszenierung deutlich verändern, an anderen Stellen nur im Detail, so Sturminger.

Und nein! – Das Corona-Thema habe er nicht eingebaut. Es sei doch schön, auch mal knappe zwei Stunden nicht daran zu denken. Im Gegenteil, er habe eher die heitere und komödiantische Kraft des Stückes herausgestrichen. Es sei wichtig für die Seele, auch manchmal glücklich zu sein und er wolle dem Publikum die Möglichkeit bieten, auch mal zwei Stunden die schwierige Zeit zu vergessen.

Gustav Peter Wöhler ist ebenfalls neu im Ensemble und wird in diesem Jahr den Dicken Vetter spielen. Die Jedermann-Bühne aber ist ihm nicht fremd, hat er doch 1999 den Guten Gesellen von Ulrich Tukurs Jedermann gespielt. „Es ist mir nicht nur eine große Freude nach Salzburg zurückzukehren, ich sehe es auch als Wiedergutmachung!“ 1999 habe es viel geregnet. Nun sei er in ein fantastisches Team gekommen, die neue Rolle mache ihm riesigen Spaß.

Dass nun am 1. August bei der Premiere erstmals nach dem Corona-Lockdown eine größere Gemeinschaft zusammenkommen könne, um an einem künstlerischen Erlebnis teilzuhaben, sieht Michael Sturminger als Zeichen für die Kultur. Er ziehe „dankbar den Hut vor dem Direktorium“, dass es den Mut hatte, zu kämpfen: „Ich sehe es nicht nur als unsere gesellschaftliche Pflicht, die Schulen und Krankenhäuser wieder zu öffnen, sondern auch die Kunstausübung wieder zu ermöglichen.“

Es sei Bürde und Lust und eine Herausforderung in diesem Jahr zu spielen, sagt Tobias Moretti. Er möchte dieses Jahr besonders bewusst wahrnehmen, weil es sein letztes Jahr als Jedermann-Darsteller sein wird, verrät er. Über den Abschied möchte er allerdings noch nicht sprechen, denn im Moment stehe die Euphorie vor der Premiere im Vordergrund. Und das Kostüm der Buhlschaft… – „Das“, so unterbricht Caroline Peters die Frage beim TerrassenTalk sofort mit einem breiten Grinsen, „ist bis zur Premiere ein großes Geheimnis.“

Jedermann-Premiere ist am 1. August - www.salzburgerfestspiele.at
Bilder: SF / Anne Zeuner

 

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