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Wechselbad der Gefühle

FESTSPIELE / SHANI / WED ORCHESTRA

13/08/21 Gemäß dem Motto „Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen“ bündelte das West-Eastern Divan Orchestra in seinem zweiten Konzert etwas merkwürdig Prokofjew und Bartók mit Brahms. Chefdirigent Daniel Barenboim nahm am Steinway Platz und überließ das Pult dem Salzburg-Debütanten Lahav Shani.

Von Horst Reischenböck

Daniel Barenboims Fittichen entwachsen, kletterte der 32 Jahre junge, aus Tel Aviv stammende Lahav Shani international die Karriere-Leiter empor. Er war etliche Jahre erster Gastdirigent bei den Wiener Symphonikern, ist Chefdirigent beim renommierten Rotterdams Philharmonisch Orkest und bekleidet nun in der Nachfolge von Zubin Mehta die gleiche Position beim Israel Phlharmonic Orchestra.

Er eröffnete das Programm mit Sergej Prokofjews Symphonie Nr. 1 D­-Dur op. 25. Entsprechend ihrem Untertitel Symphonie classique kommt das Stück in eben klassischer Besetzung daher. Ein ideales Aufwärmstück, sowohl für Instrumentalisten wie Publikum. Lahav Shani fetzte virtuos knallig durch die Ecksätze und führte wie ein Dompteur als Kontrast dazu im Larghetto die exzellente Pianokultur der Violinen vor Ohren. 

Virtuos trimmte er im Anschluss danach auch das Concerto-grosso-Wechselspiel der Stimmführer in den beiden rhythmisch pulsierenden Allegri, die in Béla Bartóks Divertimento für Streichorchester Sz 113 das zentrale Molto Adagio mit seinen dramatischen Ausbrüchen umrahmen: Ein schmerzlich emotionaler Spiegel zum Zeitpunkt des Entstehens, wie er sich auch im späten Schaffen des Ungarn dann immer wieder Bahn brach. Am Donnerstag (12.8.) im Großen Festspielhaus mit Nachdruck in allen Facetten differenziert ausgespielt.

Es ist längst nichts Ungewöhnliches mehr, ein kapitales Klavierkonzert an den Schluss zu stellen. Zumal Johannes Brahms Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 B-­Dur op. 83 schon von seiner viersätzigen Anlage und Ausdehnung sinfonisches Maß eignet. Daniel Barenboim als Pianist schien dabei diesmal einem etwas eigenwilligen Pfad zu folgen. So, als wollte er von Anbeginn an den Kopfsatz abfragen, ob dieser tatsächlich so licht und hell sei, wie von der Tonart her bestimmt vorgegeben. Durch bewusste Ritardandi brach er schon vom ersten Einstieg nach dem butterweich intonierten Hornsolo immer wieder den ihm anvertrauten melodischen Fluss auf. Stellte auch im weiteren Verlauf eher die kämpferischen Attacken in den Vordergrund, denen auch Lahav Shani mit dem WED entsprechendes Augenmerk schenkte.

 Weniger herrisch indes das nachfolgende Scherzo in der „dämonischen“ Tonart d-Moll. Nachdem der Solocellist vibratoselig ins Andante eingestiegen war, meditierte Barenboim in Zwiesprache mit den formidablen Bläsern. Zuletzt führte er, wenn auch wie schon zuvor nicht immer restlos friktionsfrei, durch die verschmitzt vertrackten Finessen des Soloparts im Finale. Standing Ovations waren logische Folge.

Bilder: SF / Marco Borrelli

 

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