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Helden, Sterne und Computer

FESTSPIELE / WIENER PHILHARMONIKER / HARDING

20/08/23 György Ligeti Atmosphères kann man ja nicht hören, ohne gleichzeitig den wild gewordenen Computer HAL aus dem Weltraum-Epos Odyssee im Weltraum zu sehen. Dazu noch der triumphalistische Anfang von Richard Strauss Also sprach Zarathustra beim Blick Richtung Sonne...

Von Heidemarie Klabacher

Trotzdem war das letzte Konzert der Wiener Philharmoniker diesen Festspielsommer kein Filmmusik-Abend zu Stanley Kubrick, sondern ein grundsolides Philharmonikerkonzert mit einem dramaturgisch spannenden Blick auf Musik im Umbruch. Richard Strauss hat seine Metamorphosen. Studie für 23 Solostreicher wenige Woche vor Ende des zweiten Weltkriegs fertig geschrieben. Im Hintergrund: Der Untergang des Unrechts-Regimes, in Strauss eine hinterfragenswürdige Rolle spielte, die Zertörung der Dresdner Semper- und der Wiener Staatsoper... In Memoriam steht in der Partitur, deren Anlage erstaunlich radikal ist. Die Stimmen folgen keinen gängien formalen oder harmonischen Schemata. Mit etwas gutem Willen kann man die Metamorphosen als frühe Klangfläche sehen. Jedenfalls, wenn sie so gespielt werden:

23 Mitglieder der „Wiener“ unter der Leitung von Daniel Harding haben das dunkel grundierte Wogen und Weben mit streicherischer Delikatesse und vollkommen geradlinig in den Raum gestellt. Ein spannender Kontrast zu Atmosphères für Großes Orchester, woGyörgy Ligeti 16 Jahre später Tonsatz, Harmonielehre & Co tatsächlich „dekonstruiert“ und in reinem Klang aufgelöst hat.

Sein Lontano für großes Orchester aus 1967 scheint tatsächlich „weit weg“ zu entstehen: Anfangs kaum hörbar finden Flöte und Cello zusammen, weitere Instrumente und Klangfarben kommen dazu, ein schillerndes Klanggewebe entsteht: Subtil in der Lautstärke und opulent in den Orchesterfarben spielten die Wiener Philharmoniker unter Daniel Harding dieses Meisterwerk der klassischen Moderne. Das war die Askese.

Für die Opulenz stand Also sprach Zarathustra – Tondichtung (frei nach Friedrich Nietzsche) für großes Orchester op. 30. Richtig berühmt ist ja nur der monumentale Beginn (der es in Kubricks Odyssee im Weltraum geschafft hat). Dass es, neben ein paar weiteren Anwandlungen von Triumphalismus, auch Klarinetten im seligen Miteinander, Geigenrauschen, Bläserandacht und überirdische Erlösung gibt, daran erinnerte die so opulente wie fein differenzierte Wiedergabe der Wiener Philharmoniker zur Freude aller.

Bilder: SF / Marco Borrelli

 

 

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